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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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jetzt noch die Vorherrschaft streitig machen. Dodd war versucht, den Festungskommandanten hier und jetzt zu beseitigen, doch die Männer der Garnison, die immer noch loyal zu ihm hielten, würden Zeugen des Mordes werden, und so begrüßte Dodd Beny Singh mit einer respektvollen Verneigung.
    »Was ist passiert?«, fragte Beny Singh. Er war außer Atem, nachdem er den Wehrgang erstiegen hatte. Dann erschrak er, als auf der südlichen Mauer, die die Schlucht überragte, plötzlich die Geschütze das Feuer eröffneten und eine grauweiße Rauchwolke aufstieg.
    »Ich befürchte, Sahib«, sagte Dodd, »dass der Feind die Festung einnimmt.«
    »Was sagen Sie da?« Der Killadar, der für die Schlacht mit einem blütenweißen Gewand mit rotem Kummerbund und juwelenbesetzter Seide bekleidet war, blickte entsetzt drein. Er beobachtete, wie sich der Rauch über der Schlucht ausbreitete. Er war verwirrt, weil ihm nicht klar war, worauf die Geschütze der Festung feuerten. »Aber der Feind kann nicht hier hereinkommen!«
    »Es nähern sich andere britische Soldaten, Sahib«, sagte Dodd. Er wies zu der Rauchwolke über der Schlucht. Die Geschütze auf der nahen Seite des äußeren Forts, die meisten davon kleine Drei- und Vierpfünder-Kanonen, zielten westwärts, was bedeutete, dass sich britische Soldaten auf der steilen Straße näherten, die von der Ebene hoch führte. Diese Soldaten waren noch außerhalb von Dodds Sicht, doch der Beschuss des äußeren Forts war ein eindeutiges Anzeichen auf ihre Anwesenheit. »Dort müssen Rotröcke zur Schlucht vordringen«, erklärte Dodd, »und wir haben nicht voraussehen können, dass die Briten von mehr als einer Seite aus angreifen könnten.« Die Lüge kam Dodd glatt über die Lippen. »Ich habe keinen Zweifel, dass die Briten auch die südliche Straße heraufmarschieren.«
    »Das ist tatsächlich der Fall«, bestätigte der Killadar.
    Dodd tat entsetzt. »Wir werden unser Bestes geben«, versprach er, »aber ich kann nicht alles auf einmal verteidigen. Ich befürchte, die Briten werden heute den Sieg erringen.« Er verneigte sich wieder vor dem Killadar. »Es tut mir sehr leid, Sahib. Aber Sie können einen unsterblichen Ruf erlangen, indem Sie sich dem Kampf anschließen. Wir könnten die heutige Schlacht verlieren, doch in zukünftigen Jahren werden die Menschen Loblieder über die Tapferkeit von Beny Singh singen. Und was gibt es Besseres für einen Soldaten, als mit einem Säbel in der Hand und vielen Feinden tot zu seinen Füßen zu sterben?«
    Beny Singh erbleichte bei dem Gedanken. »Meine Töchter!«, krächzte er.
    »Ja«, sagte Dodd ernst, »leider werden die Soldaten über sie herfallen. Aber Sie sollten sich keine Sorgen machen, Sahib. Nach meiner Erfahrung finden die schönsten Mädchen für gewöhnlich einen Soldaten, der sie verteidigt. Er ist meistens ein großer Mann, primitiv und gewalttätig, aber er verhindert, dass die anderen Männer seine Frau vergewaltigen, abgesehen von seinen Freunden natürlich, denen er einige Freiheiten erlaubt. Ich bin mir sicher, dass Ihre Frauen und Töchter Männer finden werden, die begierig darauf sind, sie zu beschützen.«
    Beny Singh flüchtete vor Dodds Versicherungen. Dodd lächelte, als der Killadar davoneilte. Dann wandte er sich um und ging zu Hakeswill, der in der Bastion über dem innersten Tor postiert war. Der Sergeant trug zur schwarzen Schärpe einen Säbel. Er stand zackig still, als sich Dodd näherte. »Rühren, Mister Hakeswill«, sagte Dodd. Hakeswill entspannte sich leicht. Es gefiel ihm, »Mister« genannt zu werden. Wenn dieser Bastard Sharpe ein Mister sein und einen Säbel tragen durfte, dann war das für ihn auch nur recht und billig. »Ich werde in ein paar Minuten einen Job für Sie haben, Mister Hakeswill«, sagte Dodd.
    »Das wird mir eine Ehre sein«, erwiderte Hakeswill.
    Dodd beobachtete, wie der Killadar den Pfad zum Palast empor eilte. »Unser verehrter Kommandant«, sagte er sarkastisch, »bringt einige schlechte Nachrichten in den Palast. Wir müssen warten, bis die Nachrichten dort Früchte tragen.«
    »Schlechte Nachrichten, Sir?«
    »Er nimmt an, dass wir verlieren werden«, erklärte Dodd.
    »Ich bete, dass er sich irrt, Sir.«
    »Das hoffe ich auch, Mister Hakeswill, das hoffe ich inbrünstig.« Dodd wandte sich um und beobachtete die Kanoniere im äußeren Fort und sah, wie kümmerlich ihre kleinen Kanonen wirkten. Er nahm an, dass solch schwaches Feuer die Rotröcke nicht lange aufhalten

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