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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dem Wasserbecken postiert, und sie winkten die Männer weiter.
    Der Beschuss der Batterien, welche die Breschen geschlagen hatten, klang wie das Rollen großer Fässer über einen Bretterboden, dann krachte eine der Kanonenkugeln oben in die von Rauch fast verhüllte Mauer. Dort wurde eine grünrote Flagge geschwenkt. Sharpe sah einen Araber mit einer Muskete zielen, im nächsten Augenblick verdeckte ein Rauchschleier die Sicht. Eine kleine Kanonenkugel traf einen Sepoy und warf ihn zurück. Sharpe übersprang den Gefallenen und sah, dass er das Wasserbecken erreicht hatte. Das Wasser war mit grünem Schaum bedeckt. Zwei Schotten und ein Sepoy lagen auf dem von der Sonne gebackenen Schlamm, und ihr Blut versickerte im Boden. Eine Musketenkugel klatschte in den Schlamm, dann schlug eine kleine Kanonenkugel in den hinteren Teil von Morris’ Kompanie und warf zwei Männer um. »Lasst sie liegen!«, rief ein Adjutant. »Weiter!« Eine Rakete donnerte dicht an Sharpes Kopf vorbei und hüllte ihn in Rauch und Funken. Ein Verwundeter kroch, sein zerschmettertes Bein nachziehend, neben die Straße. Ein anderer, aus dessen Bauch Blut quoll, brach auf dem getrockneten Schlamm zusammen.
    Sharpe rang in dem dichten Rauch nach Luft, als er die Steigung hinauftaumelte. Große Kanonenkugeln lagen dort, Überbleibsel der Kanonade, mit der die erste Bresche geschlagen worden war. Zwei gefallene Rotröcke waren zur Seite geschleppt worden, drei andere zuckten im Todeskampf und schrien um Hilfe, doch Kenny hatte hier einen weiteren Adjutanten postiert, der die Soldaten weitertreiben sollte.
    Staub wirbelte auf, wo Musketenkugeln in den Boden schlugen, dann war Sharpe auf der Rampe der Bresche. Er verlor fast das Gleichgewicht, als er hinaufkletterte und von hinten geschoben wurde, konnte sich jedoch fangen. Männer eilten über die Trümmer, stolperten und stürzten, stemmten sich mit einer Hand auf, während die andere die Muskete umklammerte. Sharpe fasste mit der Hand in eine Blutlache. Die staubigenTrümmer waren fast zu heiß, um sie zu berühren, und die Rampe war viel länger, als Sharpe erwartet hatte. Männer schrien heiser beim Klettern, und immer noch peitschten Kugeln herab. Eine Rakete krachte in die Flut der Männer und trennte sie für einen Augenblick, als sie sich zwischen einem Steinblock und einer Kanonenkugel festklemmte und ausbrannte. Jemand warf pietätlos einen toten Schotten auf die zischende Rakete, und die dicht gedrängten Männer kletterten über die Leiche hinweg.
    Oben in der Bresche wandten sich die Angreifer nach links und rannten hinab in die Mulde zwischen den Wänden der Mauer. In der linken Bresche ging der Kampf weiter, und Sharpe konnte sehen, dass sich die Schotten allmählich den Hang hinaufkämpften. Bei Gott, dachte er, sie sind fast drin! Die britischen Geschütze hatten das Feuer eingestellt, weil die Kanoniere befürchteten, die eigenen Männer zu treffen.
    Sharpe wandte sich nach rechts, zur zweiten inneren Bresche, die Morris’ Männer abriegeln sollten. Hoch über ihm, von den Wehrgängen der inneren Wand, neigten sich Verteidiger vor, um in den Zwischenraum zwischen den Mauerwänden zu feuern. Sharpe glaubte durch einen Kugelhagel zu laufen, doch wie durch ein Wunder wurde er nicht getroffen. Rauch kräuselte rings um ihn, dann sah er vor sich die Gesteinstrümmer der Bresche, sprang hinauf und kletterte aufwärts. »Ich bin bei dir, Dick!«, rief Garrard dicht hinter ihm. Dann schälte sich über ihm ein Mann aus dem Rauch und schleuderte einen Holzbalken auf ihn.
    Das Holz traf Sharpe an der Brust und warf ihn gegen Garrard, der sich an ihn klammerte, als die beiden Männer auf die Steine fielen. Eine Musketensalve krachte von oben aus der Bresche. Sharpe fluchte. Eine Hand voll Männer war bei ihm, sechs oder sieben, doch keiner wurde getroffen. »Nicht weiter!«, brüllte Morris. »Nicht weiter!«
    »Der soll mich mal am Arsch lecken«, sagte Sharpe und nahm seine Muskete auf. In diesem Augenblick eröffneten die britischen Geschütze, deren Kanoniere gesehen hatten, dass die Bresche zur rechten Hand immer noch von Marathen besetzt war, wieder das Feuer, und die Kanonenkugeln hämmerten nur ein paar Fuß über Sharpes Kopf gegen die Steine. Ein Verteidiger wurde von einer Achtzehnpfünder-Kanone in den Bauch getroffen, und es hatte für Sharpe den Anschein, dass sich der Mann in einem roten Schauer auflöste. Sharpe duckte sich, als das Blut an ihm und Garrard vorbei spritzte.

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