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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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herabsauste, doch Sharpe ließ die Mauerkante los und packte mit der linken Hand den Knöchel des Riesen. Er zog hart daran, und der Mann schrie auf, als er strauchelte, sich nicht fangen konnte und an der Flanke der Bresche hinabstürzte.
    »Jetzt tötet ihn!«, rief Sharpe, und ein halbes Dutzend Rotröcke griffen mit den Bajonetten an, während Sharpe nach den Arabern hackte, die zur Rettung des großen Mannes herbeieilten. Sein Breitschwert klirrte auf Krummsäbel, und es klang wie ein Schmiedehammer auf einem Amboss. Der Riese drehte sich und zuckte, als die Bajonette immer wieder durch sein Gewand stachen.
    Die Schotten waren zurück und kämpften sich durch die Mitte der Bresche. Sharpe zwang sich einen weiteren Schritt hinauf. Garrard war jetzt neben ihm, und jetzt waren sie nur noch einen Schritt von der Kuppe der Bresche entfernt.
    »Bastarde! Bastarde!«, keuchte Sharpe, als er hackte und zustieß, doch die Gewänder der Araber schienen die Schläge aufzusaugen, und dann wichen sie plötzlich, fast wie durch ein Wunder, vor ihm zurück. Eine Muskete feuerte aus dem Innern der Festung, und einer der Araber brach zusammen und stürzte auf die innere Rampe der Bresche. Sharpe erkannte, dass die Männer, die sich ihren Weg durch die Bresche zur Linken gekämpft hatten, kehrtgemacht hatten, um die Feinde hinter der äußeren Bresche von der Innenseite her zu bekämpfen.
    »Weiter!«, brüllte er, und er war endlich auf der Kuppe der Bresche, und rings um ihn waren Schotten und Männer der Leichten Kompanie, als sie in das äußere Fort strömten, wo eine Kompanie der Schottischen Brigade sie willkommen hieß. Die Verteidiger flüchteten zum Südtor, durch das sie zum inneren Fort gelangen würden.
    »Mein Gott!«, keuchte Tom Garrard und rang um Atem.
    »Bist du verwundet?«, fragte Sharpe.
    Garrard schüttelte den Kopf. »Mein Gott«, japste er abermals.
    Einige feindliche Kanoniere, die bis zum letzten Moment bei ihren Geschützen geblieben waren, sprangen jetzt vom Wehrgang, rannten geduckt an den erschöpften Rotröcken innerhalb der Mauer vorbei und flüchteten südwärts. Die meisten der Schotten und Sepoys waren zu atemlos, um sie zu verfolgen, und begnügten sich mit einigen Musketenschüssen. Ein Hund kläffte wie verrückt, bis ein Sepoy nach ihm trat und er verstummte.
    Plötzlich herrschte fast Stille, denn die großen Geschütze hatten das Feuer eingestellt, und die einzigen Musketen, die feuerten, waren die der Marathen, die das Torhaus verteidigten. Ein paar kleine Kanonen feuerten noch, aber Sharpe konnte sie weder sehen noch ihr Ziel erraten. Der höchste Teil der Festung lag zu seiner Rechten, und dort waren nur trockenes Grasland und ein paar dürre Bäume zu erkennen. Von Verteidigern war nichts zu sehen. Zu seiner Linken sah er Kennys Männer das Torhaus erstürmen. Sie rannten die Treppe zum Wehrgang hinauf, wo eine Hand voll Araber Widerstand leistete, obwohl sie keine Chance hatten, denn über hundert Rotröcke waren jetzt am Fuß der Mauer versammelt und feuerten zum Wehrgang hinauf. Die Gewänder der Verteidiger färbten sich rot. Einige wollten sich ergeben, aber alle wurden getötet. Die anderen Marathen waren geflohen, waren über das hohe Terrain ins Zentrum des äußeren Forts oder zur Schlucht geflüchtet, durch die sie zum größeren Teil der Festung gelangen würden.
    Ein großes Fass stand bei einer der Schießscharten auf der Mauer. Sharpe stemmte sich daran hoch und stellte fest, dass es, wie von ihm erhofft, Wasser enthielt, das für die aufgegebenen Geschütze benutzt worden war. Es waren sehr kleine Kanonen, die meisten auf eisernen Dreibeinen aufgestellt, doch sie hatten den dicht gedrängten Männern auf dem Zugangsweg der Festung hart zugesetzt. Die Toten und Verwundeten waren zur Seite geschoben worden, um dem Strom der Männer, die sich den Breschen näherten, Platz zu schaffen. Major Stokes war mit Ahmed bei ihnen. Sharpe winkte ihnen zu, doch sie sahen ihn nicht. Er tauchte seine Hände ins Wasser, wischte sich übers Gesicht und Haar, und dann bückte er sich und trank aus dem Fass. Es war schales Gesöff, abgestanden und bitter mit Pulverspuren, doch er war fast verdurstet.
    Ein Hochruf ertönte, als Colonel Kennys Männer die britische Flagge über dem eingenommenen Delhi-Tor hissten. Manu Bappus Flagge wurde von einem Adjutanten gefaltet und dann zu den Briten getragen. Ein Kommando Schotten entriegelte das große innere Tor, dann das äußere, um noch mehr

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