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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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aber dann würden er und seine Soldaten schon sicher in der größeren Festung eingeschlossen sein.
    Das Letzte, was Bappu vom Delhi-Tor sah, war die feindliche Flagge, die an dem Mast gehisst wurde, an dem seine eigene Flagge geweht hatte, dann stolperte er den steilen Hang hinab und wurde von seinem Leibwächter rasch durch das Südtor geschoben.
    Der Pfad verlief an der steilen Seite der Schlucht entlang, bevor er in einer Haarnadelkurve abbog und gegenüber zum inneren Fort anstieg. Einige seiner Männer kletterten bereits dorthinauf. Die Kanoniere auf der südlichen Mauer, die versucht hatten, den Vormarsch der Rotröcke von der Ebene zur Straße zu stoppen, gaben jetzt ihre kleine Kanone auf und schlossen sich dem Rückzug an. Bappu konnte ihnen nur mit Tränen in den Augen folgen. Es zählte nicht, dass die Schlacht noch nicht verloren war, denn das innere Fort stand immer noch und würde wahrscheinlich bis in die Ewigkeit standhalten, doch er war durch die schnelle Niederlage gedemütigt worden.
    »Schnell jetzt, Sahib«, sagte einer seiner Adjutanten.
    »Die Briten folgen mir nicht«, erwiderte Bappu müde, »noch nicht.«
    »Diese Briten«, sagte der Adjutant und wies nach Westen, wo sich die Straße aus der Ebene zur Schlucht heraufwand. Und dort, an der Biegung, wo der Pfad um die Flanke des steilen Hangs verschwand, befand sich eine Kompanie Rotröcke. Sie trugen Kilts, und Bappu erinnerte sich, sie in Argaum gesehen zu haben. Wenn diese Männer sich beeilten, konnten sie Bappus Rückzug abschneiden, und so beschleunigte er seine Schritte.
    Erst als er den Fuß der Schlucht erreichte, erkannte er, dass etwas nicht stimmte. Die führenden Gruppen seiner Männer hatten das innere Fort erreicht, doch anstatt durch das Tor zu strömen, hielten sie sich auf dem Hang darunter auf.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Die Tore sind verschlossen, Sahib«, sagte sein Adjutant erstaunt.
    »Sie werden gleich geöffnet«, meinte Bappu und blickte auf den Hang zurück, von dem eine Musketenkugel herabzischte. Die Briten, die das äußere Fort eingenommen hatten, waren bis zum Rand der Schlucht vorgerückt und sahen unter sich die Masse der Feinde auf dem Rückzug, und so begannen sie hinabzufeuern. »Beeilung!«, schrie Bappu, und seine Männer rannten den Pfad hinauf, doch die Tore blieben weiterhin zu.
    Das britische Feuer wurde stärker. Eine Linie von Rotröcken schoss jetzt mit Musketen in die Schlucht. Kugeln prallten von den felsigen Steilhängen ab, und die Querschläger schlugen in die Masse der Männer. Panik ergriff sie. Bappu rief ihnen zu, Ruhe zu bewahren und das Feuer zu erwidern, während er sich durch die Menschenmenge drängte, um festzustellen, warum die Tore geschlossen waren.
    »Dodd!«, brüllte er, als er sich dem Tor näherte. »Dodd!«
    Colonel Dodds Gesicht erschien über der Brustwehr. Er sah ganz ruhig aus und sagte nichts.
    »Öffnen Sie das Tor!«, rief Bappu ärgerlich.
    Als Antwort legte Dodd die Büchse an.
    Bappu starrte hinauf. Schlagartig wusste er, dass er sich herumwerfen und rennen sollte, doch vor Entsetzen war er wie gelähmt. »Dodd?«, keuchte er fassungslos, und dann schossen Feuer und Rauch aus dem Lauf.
    Die Kugel traf Bappu in die Brust, zerschmetterte das Brustbein und trieb ihm Knochensplitter ins Herz. Der Prinz atmete noch zweimal zitternd ein, dann war er tot.
    Seine Männer stießen ein großes Klagegeschrei aus, als sich die Nachricht vom Tod des Prinzen verbreitete, und dann, um nicht mehr dem Feuer vom äußeren Fort ausgesetzt zu sein, und weil ihnen der Zutritt zum inneren Fort verwehrt wurde, flüchteten sie nach Westen zur Straße, die zur Ebene hin abfiel.
    Doch die Straße war blockiert. Die Highlander des 78. Regiments näherten sich ihrem Gipfel und sahen eine große Menschenmasse in Panik auf sie zustürmen. Die Schotten hatten den Artilleriebeschuss vom äußeren Fort während ihres langen Aufstiegs ertragen, aber jetzt waren diese Geschütze verstummt. Zu ihrer Rechten ragten die Felsen zum inneren Fort auf, während zu ihrer Linken der Abgrund in eine Felsschlucht gähnte.
    Nur zwölf Mann konnten nebeneinander auf der Straße stehen, doch Colonel Chalmers, der das 78. Regiment führte, wusste, dass der Platz ausreichte. Er formierte die führende Halbkompanie in drei Glieder und ließ die vordere Reihe niederknien. »Nach Gliedern feuern«, sagte er ruhig.
    Die in Panik geratenen Verteidiger rannten auf die Highlander im Kilt zu, die sie nahe genug

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