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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Hakeswill! Der verfluchte Obadiah Hakeswill! Warum hat man ihn nicht zurück zu seinem Regiment geschickt? Er sollte überhaupt nicht hier sein!«
    »Er kennt das System«, erklärte der Schreiber. »Captain Torrance wollte, dass er bleibt, Sahib.«
    Das kann ich mir denken, dachte Sharpe. Hakeswill war an den profitabelsten Posten bei der Armee gelangt! Er melkte die Kuh und sorgte dafür, dass in den Büchern die Handschrift des Schreibers stand, so war Obadiah nichts nachzuweisen. »Wie funktioniert das System?«, fragte Sharpe den Schreiber.
    »Mit Lieferscheinen«, sagte der Schreiber.
    »Lieferscheinen?«
    »Ein Ochsentreiber erhält einen Lieferschein, Sahib, und wenn er die Ware abliefert, wird der Lieferschein unterzeichnet und hergebracht. Dann wird er bezahlt. Kein Lieferschein, kein Geld. Das ist das Prinzip, Sahib. Kein Lieferschein, kein Geld.«
    »Und auch keine verdammten Hufeisen«, sagte der große Kavallerie-Sergeant.
    »Und Sergeant Hakeswill bezahlt das Geld?«, fragte Sharpe.
    »Wenn er hier ist, Sahib«, antwortete der Schreiber.
    »So komme ich nie zu meinen verdammten Hufeisen«, protestierte der Lieutenant der East India Company.
    »Oder ich zu meinen Eimern«, warf der Kanonier ein.
    »Die bhinjarries haben alles Notwendige«, beteuerte der Schreiber. »Sprechen Sie mit den bhinjarries! Da bekommen Sie alles Notwendige! Dieses Büro ist bis morgen geschlossen.«
    »Doch woher bekommen die bhinjarries das Notwendige? Können Sie mir das beantworten?«, fragte Sharpe. Der Schreiber zuckte nur mit den Schultern.
    Die bhinjarries waren Händler, die mit ihren Packochsen und Karren mit der Armee reisten. Sie verkauften Lebensmittel, Schnaps, Frauen und Luxuswaren. Und jetzt boten sie anscheinend auch militärisches Versorgungsmaterial an, was bedeutete, dass die Armee für Dinge bezahlen musste, die normalerweise kostenlos geliefert wurden, und der verdammte Hakeswill hatte einen Finger, wenn nicht die ganze Hand in dem Geldtopf und verdiente an Dingen, die der Armee gestohlen worden waren. »Wohin muss ich, um Hufeisen zu bekommen?«, fragte Sharpe den Schreiber.
    Er antwortete nur zögernd und widerwillig, doch schließlich breitete er die Arme aus und schlug Sharpe vor, im Lager der Händler nachzufragen. »Jemand wird Ihnen das dann sagen, Sahib.«
    »Sie sagen es mir«, sagte Sharpe.
    »Ich weiß es nicht!«
    »Woher wissen Sie dann, dass sie Hufeisen haben?«
    »Ich habe von diesen Dingen gehört!«
    Sharpe stand auf und drückte den Schreiber zurück, bis er an die Wand stieß. »Sie haben nicht nur über diese Dinge gehört«, sagte er und packte den Schreiber am Kragen. »Sie wissen Bescheid.« Er schlang den Arm um den Hals des Mannes und zog ihn zu sich heran. »Also sag es mir, oder ich lasse dir von meinem Araberjungen was abschneiden. Er mag Eier zum Frühstück, und er ist verdammt hungrig.«
    Der Schreiber schwitzte in Sharpes Griff und rang um Atem. »Naig«, krächzte er, als Sharpe den Griff lockerte.
    »Naig?«, wiederholte Sharpe. Der Name weckte eine vage Erinnerung in Sharpe. Er überlegte. Dann fiel ihm ein, dass so ein Händler geheißen hatte, einer der Händler bei der Armee, der ihr nach Seringapatam gefolgt war. »Naig«, fragte er, um sich zu vergewissern. »Ein Typ mit einem grünen Zelt?«
    »Genau der, Sahib.« Der Schreiber nickte. »Aber das habe ich Ihnen nicht gesagt. Diese Gentlemen sind meine Zeugen, ich habe Ihnen nichts gesagt!«
    »Er betreibt ein Bordell!«, sagte Sharpe und erinnerte sich, dass Naig damals mit Sergeant Obadiah Hakeswill befreundet gewesen war. Sharpe war noch Private gewesen, und Hakeswill hatte ihn mit einer Lügengeschichte belastet, was zu einer Auspeitschung geführt hatte. Naig hatte damals hellhäutige Huren in grünen Wagen mit Vorhängen verkauft. »Dieses Büro ist geschlossen!«, sagte Sharpe.
    Der Kanonier protestierte, und der Kavallerie-Sergeant schaute enttäuscht drein.
    »Wir werden Naig besuchen«, kündigte Sharpe an.
    »Nein!«, sagte der Schreiber zu laut.
    »Nein?«, fragte Sharpe.
    »Er wird ärgerlich sein, Sahib.«
    »Warum sollte er ärgerlich sein?«, tat Sharpe erstaunt. »Ich bin ein Kunde, nicht wahr? Er hat Hufeisen, und wir wollen Hufeisen. Er sollte erfreut sein, uns zu sehen.«
    »Er muss mit Respekt behandelt werden, Sahib«, sagte der Schreiber nervös. »Naig ist ein mächtiger Mann. Haben Sie Geld für ihn?«
    »Ich will mir nur seine Hufeisen ansehen«, sagte Sharpe. »Und wenn sie von der Armee

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