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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Colonel«, sagte Manu Bappu kläglich.
    Dodd richtete sich auf, um den Marathen-Prinz anzusehen. »Es ist gefährlich, gegen die Briten in offenem Terrain zu kämpfen«, sagte er, »aber hier ...«, Dodd wies zur Zugangsstraße, »... hier werden sie sterben, Sahib.«
    »Der Haupteingang der Festung ist auf der anderen Seite im Norden«, sagte Bappu mit seiner zischenden Stimme.
    Dodd wandte sich um und spähte über das Dach des zentralen Palastes. Er konnte wenig von den nördlichen Verteidigungsanlagen der großen Festung sehen, doch weit entfernt sah er einen anderen Turm wie denjenigen, auf dem er jetzt stand. »Ist es ebenso schwierig, sich dem Haupteingang zu nähern wie diesem?«, fragte er.
    »Nein, aber es ist nicht leicht. Der Feind muss sich über eine enge Felsleiste nähern und dann durch das äußere Fort kämpfen. Danach kommt eine Schlucht und dann das innere Fort. Ich will, dass Sie das innere Tor bewachen.«
    Dodd schaute Bappu misstrauisch an. »Nicht das äußere Fort?« Dodd nahm an, dass seine Kobras die Stelle bewachen sollten, an der die Briten angreifen würden. So würden die Briten besiegt werden.
    »Das äußere Fort ist eine Falle«, erklärte Bappu. Er sah müde aus, doch die Niederlage bei Argaum hatte seinen Kampfgeist nicht zerstört, sondern seinen Rachedurst geweckt. »Wenn die Briten das äußere Fort erobern, werden sie denken, sie haben gesiegt. Sie können nicht wissen, dass sie eine noch viel schlimmere Barriere hinter der Schlucht erwartet. Diese Barriere muss gehalten werden. Mir ist es gleichgültig, wenn die äußere Barriere fällt, aber wir müssen die innere halten. Das bedeutet, dass unsere besten Soldaten dort sein müssen.«
    »Wir werden sie halten«, sagte Dodd.
    Bappu wandte sich um und starrte südwärts. Irgendwo in der hitzeflimmernden Ferne bereiteten sich die Briten auf den Marsch nach Gawilgarh vor. »Ich dachte, wir könnten sie bei Argaum stoppen«, gab er leise zu.
    Dodd, der abgeraten hatte, bei Argaum zu kämpfen, sagte nichts.
    »Aber hier werden sie gestoppt«, fuhr Bappu fort.
    Hier müssen sie unbedingt gestoppt werden, dachte Dodd. Er war von der Armee der East India Company desertiert, weil er die Verurteilung und Exekution befürchtet hatte, aber auch, weil er glaubte, er könne ein Vermögen machen, wenn er als Söldner den Marathen diente. Bis jetzt hatte er drei Niederlagen erlitten, und jedes Mal hatte er seine Männer sicher aus der Katastrophe geführt, doch von Gawilgarh würde es kein Entkommen geben. Die Briten würden jeden Fluchtweg blockieren, und deshalb mussten sie gestoppt werden. Sie mussten an dieser Himmelsfestung scheitern, und das würden sie, da war Dodd zuversichtlich. Denn nichts Vorstellbares konnte diese Festung einnehmen. Er war am Rande der Welt, hoch am Himmel, und für die Briten würde es sein, als müssten sie in den Himmel klettern.
    Hier, tief in Indien, würden die Rotröcke endlich besiegt werden.
 
    Sechs Kavalleristen in den blauen Uniformröcken mit den gelben Abzeichen der 19. Leichten Dragoner warteten vor dem Haus, in dem Captain Torrance einquartiert sein sollte. Sie standen unter dem Kommando eines langbeinigen Sergeants, der auf einer Bank neben der Tür lümmelte. Der Sergeant blickte auf, als sich Sharpe näherte.
    »Ich hoffe, Sie erwarten nichts Nützliches von den Bastarden«, sagte er bissig. Dann sah er, dass der schäbig uniformierte Sharpe zwar einen Tornister wie jeder gemeine Soldat trug, jedoch auch eine Offiziersschärpe und einen Säbel hatte. Er sprang auf. »Verzeihung, Sir.«
    Sharpe befahl ihm mit einer Geste, wieder auf der Bank Platz zu nehmen. »Nützliches?«, fragte er.
    »Hufeisen, Sir, das ist alles, was wir unbedingt brauchen. Hufeisen! Sie sollen viertausend auf Lager haben, aber können sie sie finden?« Der Sergeant spuckte aus. »Sie sagen mir, sie seien verloren gegangen. Ich soll zu den bhinjarries gehen und sie kaufen! Wie soll ich das meinem Captain sagen? Jetzt müssen wir hier rumsitzen, bis Captain Torrance zurückkommt. Vielleicht weiß er, wo sie sind. Dieser Affe da drin ...«, er zeigte mit dem Daumen zur Haustür, »... hat keine Ahnung.«
    Sharpe schob die Tür auf und betrat einen großen Raum, in dem ein halbes Dutzend Männer mit einem genervten Inder stritten, der offenbar ein Schreiber war und über zerfledderten Hauptbüchern an einem Tisch saß. »Captain Torrance ist krank!«, fuhr der Schreiber Sharpe an, ohne abzuwarten, was der Neuankömmling

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