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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagte Harris. »Nur ein paar.« Er lächelte, als er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte. »Machen Sie mir eine Bresche, Colonel Gent, und vergessen Sie den inneren Wall. Wir werden durch die Bresche angreifen, doch wir werden nicht hindurchgehen. Stattdessen werden wir die Flanken der Bresche angreifen. Wir benutzen Leitern, um von der Bresche auf die Wälle zu klettern, und dann rings um die Brustwehr anzugreifen. Wenn erst die äußeren Wälle in unserer Hand sind, wird der Feind kapitulieren müssen.«
    Es herrschte Schweigen im Zelt, als die drei Offiziere über Harris’ Vorschlag nachdachten.
    Colonel Gent versuchte seine Brillengläser mit einem Zipfel seiner Schärpe zu säubern. »Sie sollten beten, dass unsere Jungs schnell auf die Wälle raufkommen, Sir«, brach er schließlich das Schweigen. »Sie werden ganze Bataillone über den Fluss schicken, General, und die Jungs am Ende werden die vorderen Kameraden weiterdrängen, und wenn es irgendeine Verzögerung gibt, werden sie sich in den Raum zwischen den Wällen ergießen wie Wasser. Und Gott allein weiß, was zwischen diesen Wällen ist. Ein gefluteter Graben? Sprengladungen? Aber selbst wenn nichts dort ist, werden die armen Jungs zwischen zwei Feuern gefangen sein.«
    »Zwei Himmelfahrtskommandos statt einem«, dachte Harris laut und ignorierte Gents düstere Prophezeiungen. »Beide Trupps greifen zwei oder drei Minuten vor dem Hauptangriff an. Ihre Befehle werden lauten, von der Bresche an den Wällen hinaufzuklettern. Trupp eins wendet sich auf dem äußeren Wall nach Norden, Trupp zwei nach Süden. Auf diese Weise brauchen sie nicht zwischen die Wälle zu gehen.«
    »Das wird aber eine heikle, verzweifelte Aktion sein«, sagte Gent.
    »Angriffe sind das immer«, sagte Baird polternd. »Deshalb beschäftigen wir Himmelfahrtskommandos.«
    Diese Himmelfahrtskommandos waren kleine Gruppen Freiwilliger, die als Erste in eine Bresche gingen, um den Feind zu überrumpeln. Die Verluste waren stets groß, obwohl es nie einen Mangel an Freiwilligen gab. Diesmal versprach es jedoch eine Verzweiflungstat zu werden, denn von den beiden
    Himmelfahrtskommandos wurde nicht verlangt, dass sie in der Bresche kämpften, sondern dass sie an ihren Seiten die Wälle hinaufklettern mussten.
    »Sie können keine Stadt ohne Blutvergießen einnehmen«, fuhr Baird fort, und dann versteifte er sich auf seinem Stuhl. »Und ich bitte noch einmal, Sir, um die Erlaubnis, den Hauptangriff zu führen.«
    Harris lächelte. »Genehmigt, David.« Er sprach sanft, benutzte zum ersten Mal Bairds Vornamen. »Und Gott sei mit Ihnen.«
    »Gott sei mit dem verdammten Tippu«, sagte Baird und verbarg seine Freude. »Er ist derjenige, der Gottes Hilfe brauchen wird. Ich danke Ihnen, Sir. Es ist mir eine Ehre.«
    Oder ich schicke dich in den Tod, dachte Harris, doch er behielt den Gedanken für sich.
    Er rollte die Stadtkarte auf. »Beeilung, Gentlemen«, sagte er. »Beeilung. Der Monsun wird früh genug kommen, also bringen wir diese Sache hinter uns.«
    Die Soldaten hoben weiter Schützengräben aus, bahnten sich im Zickzack einen Weg durch die fruchtbaren Felder zwischen dem Aquädukt und dem südlichen Arm des Kaveri. Eine zweite britische Armee, sechseinhalbtausend Mann aus Cannanore an Indiens westlicher Malabar-Küste, traf ein, um die Reihen der Belagerer zu verstärken.
    Die Neuankömmlinge lagerten nördlich des Kaveri und stellten Geschützbatterien auf, die über die Männer bei ihrem Vorstoß in die Stadt mit ihren dreißigtausend Verteidigern hinwegfeuern konnten.
    Seringapatam war jetzt von siebenundfünfzigtausend Mann belagert, wovon die eine Hälfte unter britischer Fahne marschierte, und die andere unter den Bannern des Nizams von Haidarabad. Sechstausend der britischen Soldaten waren tatsächlich britisch, der Rest waren Sepoys, und hinter all den Soldaten in den ausgedehnten Biwaks warteten über hunderttausend hungrige Zivilisten darauf, die Vorräte zu plündern, die in Seringapatam den Gerüchten zufolge lagern sollten.
    Harris hatte Männer genug für die Belagerung und den Angriff, doch nicht genug, um die Stadt völlig einzuschließen, und so machte Tippus Kavallerie täglich Ausfälle von der unbewachten östlichen Seite der Insel, um die nach Holz und Nahrung suchenden Trupps anzugreifen, die tief in das Land vorstießen.
    Die Reiter des Nizams von Haidarabad wehrten die täglichen Angriffe ab. Der Nizam war Moslem, empfand jedoch keine Liebe für seinen

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