Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
hat ihn zu sich befohlen?« Der Offizier klang ungläubig.
    »Harris, Sir, der Typ, der in Amerika ein Stück von seinem Schädel verlor, schickte unseren Colonel, und Colonel Wellesley stoppte die Auspeitschung! Stoppte sie einfach!« Hakeswills Empörung war immer noch groß. »Er stoppte eine Auspeitschung, die ordentlich befohlen worden war! Nie habe ich so was Schändliches in meinem ganzen Leben erlebt! Die Armee geht vor die Hunde, geht vor die Hunde.«
    Tippu hörte sich die Übersetzung an und trat dann vom Verandageländer zurück. Er wandte sich an Appah Rao, der einst in der Armee der East India Company gedient hatte.
    »Desertieren britische Offiziere?«
    »Davon habe ich nie etwas gehört, Hoheit«, sagte Appah Rao, froh darüber, dass die Schatten des Vordaches sein blasses und besorgtes Gesicht verbargen. »Sie mögen ihren Abschied nehmen und ihr Patent verkaufen, aber desertieren? Niemals.«
    Tippu nickt zu dem knienden Hakeswill hinab.
    »Steckt diesen Kerl wieder in den Kerker«, befahl er. »Und sagen Sie Colonel Gudin, dass er zu mir in den Inneren Palast kommen soll.«
    Wachen brachten Hakeswill zurück zur Stadt.
    »Und er hatte eine bibbi bei sich!«, rief Hakeswill, als er gepackt und weggezerrt wurde, aber niemand nahm Notiz von ihm.
    Der Sergeant vergoss Tränen des Glücks, als er wieder durch das Bangalore-Tor gebracht wurde. »Danke, Mutter!«, rief er zum wolkenlosen Himmel empor. »Danke, Mutter, denn ich bin unsterblich!«
    Die zwölf toten Männer wurden in ein behelfsmäßiges Grab gelegt. Die Soldaten marschierten zurück zu ihrem Lager, während Tippu, der unter dem tigergestreiften Baldachin seiner Sänfte zum Inneren Palast getragen wurde, über das Opfer der zwölf Gefangenen nachdachte. Ihr Tod war nicht vergebens gewesen, denn dadurch hatte er von der Anwesenheit von Feinden erfahren.
    Allah sei Dank, dachte er, mein Unglück ist sicherlich abgewandt.
 
    »Du meinst, Mrs Bickerstaff ist zum Feind übergelaufen?«, fragte Lawford Sharpe zum dritten oder vierten Mal.
    »Sie ist in sein Bett gegangen«, sagte Sharpe düster, »aber ich nehme an, sie wird uns trotzdem helfen.« Sharpe hatte seinen und Lawfords Waffenrock gewaschen und betastete jetzt das Tuch, um sich zu vergewissern, dass es getrocknet war. Er hatte sich in dieser Armee nach der Ausrüstung umgeschaut und festgestellt, dass man sie viel leichter pflegen konnte als in der britischen Armee. Hier musste man keine Schnallen an Kreuzgurten und Musketenschlingen befestigen, keine Schuhcreme auf die Schuhe schmieren und kein Fett und Puder ins Haar.
    Er sagte sich, dass die Röcke trocken genug waren, und warf einen dem Lieutenant zu. Dann zog er seinen eigenen an und zog behutsam das goldene Medaillon darüber, sodass es auf seiner Brust hing. Sein Waffenrock hatte eine rote Kordel auf der linken Schulter, das Abzeichen Tippus für einen Corporal. Lawford schien zu verabscheuen, dass Sharpe dieses Rangabzeichen trug, was ihm versagt blieb.
    »Angenommen, sie verrät uns?«, fragte Lawford.
    »Dann gibt es Schwierigkeiten«, sagte Sharpe trocken. »Aber das wird sie nicht tun. Mary ist ein gutes Mädchen.«
    Lawford zuckte mit den Schultern. »Sie hat dir den Laufpass gegeben.«
    »Wie gewonnen, so zerronnen«, sagte Sharpe und legte sein Koppel an. Wie die meisten Soldaten des Tippu hatte er jetzt nackte Beine unter dem knielangen Rock, doch Lawford bestand darauf, seine alte britische Hose zu behalten. Beide Männer trugen ihre alten Hüte, wobei das Abzeichen von George III. von einem Zinntiger mit erhobener Pfote ersetzt worden war.
    »Hör zu«, sagte Sharpe zu Lawford, der immer noch besorgt war. »Ich habe getan, worum du gebeten hast, und das Mädchen hat gesagt, dass sie Ravi Shekhar finden wird, und jetzt müssen wir nur warten. Und wenn wir eine Chance zur Flucht bekommen, nutzen wir sie. Meinst du, dass diese Muskete bereit ist für die Inspektion?«
    »Sie ist sauber«, beteuerte Lawford und hob seine große französische Muskete.
    »Himmel, du wärst in der richtigen Armee für diese Waffe verantwortlich. Gib sie her.«
    Sergeant Rothières tägliche Inspektion fand in einer halben Stunde statt, und danach würden die beiden Männer bis zur Mitte des Nachmittags frei haben, wenn Gudins Bataillon Wachdienst auf dem Maisur-Tor haben würde. Diese Wache endete um Mitternacht, doch Sharpe wusste, dass es keine Chance zur Flucht geben würde, denn das Maisur-Tor bot keinen Ausgang aus dem Territorium Tippus,

Weitere Kostenlose Bücher