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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seiner Hosentasche, wo er es optimistisch versteckt hatte, und streifte das Kettchen über den Kopf.
    Gudin stand auf und wies zur Kasernenstube. »Hier entlang, Gentlemen.«
    Und das war das Ende der Freundlichkeiten.
    Und Sharpe nahm an, dass es für lange Zeit die letzte Freundlichkeit sein würde.
    Denn ab jetzt waren sie Tippus Gefangene.
 
    Appah Rao hatte Mary vom Hof in ein Zimmer seines Hauses geholt. Dort wartete Kunwar Singh, doch Mary fürchtete sich und wagte nicht, ihn anzusehen, aus Angst, sie könne in seinem schönen Gesicht Anzeichen auf schlechte Neuigkeiten sehen.
    Mary hatte keinen besonderen Grund, schlechte Nachrichten zu erwarten, doch sie war stets misstrauisch, und etwas an Appah Raos steifem Verhalten sagte ihr, dass ihre böse Vorahnung berechtigt war.
    »Ihre Gefährten sind festgenommen worden«, sagte Appah Rao, als der Diener die Tür hinter ihr geschlossen hatte, »Lieutenant Lawford und Private Sharpe, von dem Sie behauptet haben, dass er Ihr Bruder sei.«
    »Mein Halbbruder, Sir«, wisperte Mary.
    »Wenn Sie es sagen«, räumte Appah Rao ein. Kunwar Singh sprach ein wenig Englisch, doch nicht genug, um der Unterhaltung folgen zu können. Deshalb hatte sich Appah Rao entschlossen, Mary in dieser Sprache zu befragen, obwohl er nicht sicher war, ob er sie ausreichend beherrschte.
    Appah Rao bezweifelte, dass Sharpe und Mary verwandt waren, doch er mochte das Mädchen trotzdem und billigte, dass sie Kunwar Singhs Braut war. Die Götter allein wussten, was die Zukunft für Maisur bringen würde, doch es war wahrscheinlich, dass die Briten darin verwickelt waren, und wenn Kunwar Singh eine Frau hatte, die Englisch sprach, würde das ein Vorteil für ihn sein. Außerdem war Appah Raos Frau Lakshmi überzeugt, dass das Mädchen ein gutes, bescheidenes Geschöpf war und dass ihre Vergangenheit wie die von Kunwar Singhs Familie am besten vergessen wurde.
    »Warum sind sie hergekommen?«, fragte der General.
    »Ich weiß es nicht, Sir.«
    Appah Rao nahm eine Pistole aus seinem Koppel und begann sie zu laden. Mary und Kunwar Singh beobachteten alarmiert, wie der General sorgfältig Pulver aus einem silbernen Horn in den Lauf der Pistole abmaß.
    »Aruna«, sagte er und benutzte den Namen, den Mary von ihrer Mutter angenommen hatte, »ich will Ihnen sagen, was mit Lieutenant Lawford und Private Sharpe geschehen wird.« Er legte eine Pause ein, um das Pulverhorn gegen die Mündung der Pistole zu klopfen, um das letzte Pulver loszuschütteln. »Der Sultan wird sie verhören lassen, was zweifellos schmerzhaft sein wird. Und am Ende, Aruna, werden sie gestehen. Jeder Mensch tut das. Vielleicht werden sie überleben, vielleicht nicht, das kann ich nicht sagen.«
    Er blickte zu ihr auf und schob einen Wattepfropfen in die Pistole.
    »Der Sultan«, fuhr er fort, als er eine Kugel aus dem hölzernen Etui der Pistole nahm, »will zweierlei wissen. Erstens, warum sie herkamen, und zweitens, ob sie Kontakt mit irgendeiner Person in der Stadt aufnehmen sollen. Verstehen Sie mich?«
    »Ja, Sir.«
    Der General schob die Kugel in den Lauf, dann nahm er den kurzen Ladestock.
    »Sie werden es ihm erzählen, Aruna. Wie tapfer sie auch sein mögen, letzten Endes werden sie reden. Natürlich ...«, er verstummte, als er die Kugel hart in den Lauf stieß, »... könnte sich der Sultan an Ihre Anwesenheit erinnern. Und wenn er das tut, Aruna, dann wird er Sie holen lassen, und Sie werden ebenso verhört, jedoch nicht so freundlich, wie ich Sie jetzt befrage.«
    »Nein, Sir«, wisperte Mary.
    Appah Rao steckte den kurzen Ladestock wieder in seine Ösen. Er machte die Waffe schussfertig, spannte sie jedoch noch nicht.
    »Ich will nicht, dass Ihnen etwas passiert, Aruna, also sagen Sie mir, warum die beiden Männer nach Seringapatam gekommen sind.«
    Mary starrte auf die Pistole in der Hand des Generals. Es war eine schöne Waffe mit ziseliertem Lauf und einem Griff mit eingelegtem Elfenbein. Dann blickte sie in die Augen des Generals auf und erkannte, dass er nicht vorhatte, sie zu erschießen. Sie sah keine Drohung in diesen Augen, nur Furcht, und es war diese Furcht, die sie dazu bewog, ihm die Wahrheit zu erzählen.
    »Sie kamen her, Sir, weil sie mit einem Mann namens McCandless sprechen mussten.«
    Das war die Antwort, die Appah Rao befürchtet hatte. »Und haben sie ihn erreicht?«
    »Nein, Sir.«
    »Was haben sie dann herausgefunden?«, fragte Appah Rao und legte die Pistole auf den Tisch. »Was haben sie

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