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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagte Sharpe beeindruckt. Ein haideri war eine halbe Krone wert, weit mehr als die miserablen zwei Pence pro Tag, die er in der britischen Armee erhielt.
    »Aber zweifellos hinterher«, sagte Lawford sarkastisch. Er war immer noch ärgerlich, weil Sharpe versucht hatte, auf McCandless zu schießen, und das Versagen der Muskete hatte ihn nicht besänftigt.
    »Der Sold wird immer hinterher bezahlt«, gab Gudin heiter zu. »Welche Armee zahlt schon im Voraus? Offiziell verdienen Sie einen haideri pro Tag, obwohl Sie ihn selten erhalten werden, aber ich kann Ihnen anderen Trost versprechen. Kommen Sie jetzt.«
    Er ließ Doktor Venkatesh kommen, der seine Tasche nahm und ihnen mit Gudin aus dem Palast folgte.
    So lernte Sharpe seine neuen Kameraden kennen und bereitete sich auf einen neuen Feind vor: sein eigenes Land.
 
    General David Baird fühlte sich nicht schuldig wegen Sharpe und Lawford, denn sie waren Soldaten und wurden dafür bezahlt, dass sie Risiken eingingen, aber er fühlte sich verantwortlich für sie.
    Die Tatsache, dass weder die britischen noch indischen Kavalleriepatrouillen die beiden Männer entdeckt hatten, ließ den Schluss zu, dass sie vielleicht nach Seringapatam gelangt waren, doch je mehr Baird über ihre Mission nachdachte, desto weniger zuversichtlich war er, was ihren erfolgreichen Abschluss betraf. Die Idee hatte zuerst gut gewirkt, doch zwei Tage Nachdenken hatten zu einer Reihe von Vorbehalten geführt und die ursprüngliche Hoffnung auf null sinken lassen.
    Er hatte stets angenommen, dass ihre Chancen, McCandless zu retten, jämmerlich gering sein würden, aber er hatte wenigstens erhofft, dass sie McCandless’ Neuigkeiten erfahren und erfolgreich aus Seringapatam herausbringen konnten, doch jetzt befürchtete er, dass keiner der Männer überleben würde. Bestenfalls konnten Lawford und Sharpe der Hinrichtung entkommen, indem sie sich den Truppen Tippus anschlossen, was bedeutete, dass die beiden die feindliche Uniform tragen würden, wenn die Briten Seringapatam angriffen.
    Baird konnte wenig dagegen tun, aber er konnte einen schrecklichen Justizirrtum nach dem Fall der Stadt verhindern, und so suchte Baird an diesem Abend, als das große Feldlager der beiden Armeen nur ein paar Tagesmärsche von ihrem Ziel entfernt aufgeschlagen wurde, das 33. Regiment auf.
    Major Shee schien vom plötzlichen Auftauchen des Generals alarmiert zu sein, doch Baird besänftigte den Major und erklärte ihm, dass er etwas mit der Leichten Kompanie zu besprechen habe. »Kein Grund zur Sorge, Major. Nur eine Verwaltungssache. Eine Banalität.«
    »Ich werde Sie zu Captain Morris bringen, Sir«, sagte Shee. Er setzte seinen Zweispitz auf und führte den General an den Reihen der Offizierszelte entlang. »Es ist das am Ende der Reihe, Sir«, sagte er nervös. »Brauchen Sie mich überhaupt?«
    »Ich möchte Ihre Zeit nicht mit Bagatellen verschwenden, Shee, und ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
    Baird fand den hemdsärmeligen Captain Morris mit gerunzelter Stirn bei seiner Schreibarbeit. Bei ihm war ein sonderbar böswillig aussehender Sergeant. Beim unangekündigten Besuch des Generals sprang der Sergeant auf und stand zitternd vor Aufregung still. Morris legte hastig seinen Zweispitz über einen Zinnbecher, der vermutlich mit Arrak gefüllt war, wie Baird argwöhnte.
    »Captain Morris?«, fragte der General.
    »Sir!« Morris stellte den Stuhl auf, der bei seinem hastigen Aufstehen umgekippt war. Dann klaubte er seinen roten Uniformrock auf, der von der Stuhllehne heruntergerutscht war.
    Baird winkte ab, als Morris den Rock anziehen wollte. »Verzichten Sie auf die Förmlichkeiten. Lassen Sie den Rock aus, Mann, es ist verflixt warm, nicht wahr?«
    »Unerträglich, Sir«, sagte Morris nervös.
    »Ich bin General Baird«, stellte sich der General vor. »Ich glaube, ich hatte noch nicht das Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Nein, Sir.« Morris war zu nervös, um sich seinerseits richtig vorzustellen.
    »Bleiben Sie sitzen, Mann«, sagte Baird, bemüht, für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen. »Setzen Sie sich. Darf ich?« Baird wies auf Morris’ Feldbett, bat um die Erlaubnis, es als Stuhl zu benutzen. »Danke, sehr freundlich.« Baird setzte sich, nahm seinen mit Federn geschmückten Hut ab und fächerte sich mit der Krempe Luft ins Gesicht. »Ich glaube, ich habe vergessen, wie sich kaltes Wetter anfühlt. Meinen Sie, es liegt noch irgendwo Schnee? Mein Gott, aber diese Hitze schlaucht

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