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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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linderte.
    Sharpe seufzte erleichtert, und dann sprang der Doktor plötzlich von ihm fort, richtete sich auf, klatschte in die Hände und verneigte sich tief.
    Sharpe wandte den Kopf und sah, dass eine Gruppe Inder in den Hof gekommen war. An ihrer Spitze war ein kleiner, rundlicher Mann, vielleicht fünfzig, mit rundem Gesicht und sorgsam gestutztem schwarzem Schnurrbart. Sein weißer Seidenrock über einer weißen Überhose und schwarzen Lederstiefeln war schlicht, doch auf der einfachen Kleidung glitzerten Juwelen. Er trug Rubine auf seinem Turban, diamantenbesetzte Armreife, und Perlen waren an seine blaue Seidenschärpe genäht, an der eine saphirbesetzte Scheide hing, in der ein Säbel mit goldenem Griff steckte, der wie das Gesicht eines fauchenden Tigers aussah.
    Doktor Venkatesh wich eilig zurück, sich immer noch verbeugend, während Gudin respektvoll stillstand.
    »Der Sultan!«, warnte Gudin Sharpe und Lawford im Flüsterton, und Sharpe rappelte sich auf und stand wie der französische Offizier still.
    Tippu verharrte ein halbes Dutzend Schritte vor Sharpe und Lawford. Er starrte sie ein paar Sekunden an und sprach dann leise mit seinem Dolmetscher.
    »Umdrehen!«, befahl der Übersetzer Sharpe.
    Sharpe drehte sich gehorsam um, zeigte Tippu seinen Rücken. Dieser, fasziniert vom Anblick der offenen Wunden, trat näher, sodass er sie genau betrachten konnte.
    Sharpe spürte Tippus Atem im Nacken. Er konnte das feine Parfüm des Mannes riechen, und dann hatte er das Gefühl, eine Spinne berühre ihn sanft, als Tippu einen Hautstreifen betastete.
    Dann spürte Sharpe plötzlich einen Schmerz, als hätte ihn ein glühend heißes Schüreisen geschlagen. Fast hätte er laut aufgeschrien, doch stattdessen zuckte er nur zusammen und versteifte sich.
    Tippu hatte den Tigergriff seines Schwertes gegen die tiefste von Sharpes Wunden gestoßen, um Sharpes Reaktion zu sehen. Er befahl Sharpe, sich umzudrehen, und spähte zu ihm hinauf, um Tränen zu sehen. Sharpes Augen füllten sich mit Tränen, doch keine rann über seine Wangen.
    Tippu nickte anerkennend und trat zurück.
    »So erzählen Sie mir etwas über sie«, befahl er Gudin.
    »Normale Deserteure«, sagte Gudin auf Französisch zum Übersetzer. »Dieser ...«, er wies auf Sharpe, »... ist ein harter Soldat, der möglicherweise ein Gewinn für jede Armee sein würde. Der andere ist nur ein Schreiber.«
    Lawford bemühte sich, seinen Ärger über diese Einschätzung nicht zu zeigen. Tippu warf einen Blick zu ihm, fand nichts Interessantes an ihm und schaute stattdessen Mary an.
    »Die Frau?«, fragte er Gudin.
    »Sie gehört zu dem Großen«, sagte Gudin und wies auf Sharpe, während der Dolmetscher seine Antwort ins Persische übersetzte.
    Tippu unterzog Mary einer kurzen Musterung. Sie ließ die Schultern hängen, versuchte ihr mitgenommenes, grün und blau geschlagenes und schmutziges Aussehen zu verstärken, doch als sie seinen nachdenklichen Blick bemerkte, errötete sie und machte einen Knicks. Tippu schien diese Geste zu belustigen. Dann blickte er wieder zu Gudin.
    »Was wissen sie von den britischen Plänen?«, fragte er und wies zu Lawford und Sharpe.
    »Nichts.«
    »Sie sagen, sie wissen von nichts«, korrigierte Tippu Gudin. »Und sie sind keine Spione?«
    Gudin zuckte mit den Schultern. »Wer kann das sagen? Aber ich bezweifle es.«
    »Ich glaube, wir können das sagen«, meinte der Sultan. »Und ich glaube, wir können auch herausfinden, welche Art Soldaten sie sind.« Er drehte sich um und gab einem Adjutanten einige Befehle. Der Adjutant verneigte sich und lief dann vom Hof.
    Er kehrte mit zwei Jagdmusketen zurück. Solche langläufigen Waffen hatte Sharpe noch nie gesehen. Ihre Kolben waren mit Juwelen besetzt und mit kunstvoller Filigranarbeit aus Elfenbein versehen. Die juwelenbesetzten Kolben hatten ein übertrieben prächtiges Aussehen an ihren Schulterstücken, und die Bügel der beiden Abzüge waren mit kleinen Rubinen umrandet. Die Vorrichtungen für die Feuersteine waren zu Tigerköpfen geformt, deren Augen durch Diamanten dargestellt wurden.
    Tippu nahm die Waffen, vergewisserte sich, dass ihre Feuersteine richtig im Maul der Tiger saßen, und warf dann eine Muskete Lawford zu und die andere Sharpe. Der Adjutant stellte einen Topf mit Schwarzpulver auf den Boden und legte daneben ein paar Musketenkugeln. Sharpe hätte beschwören können, dass sie aus Silber bestanden.
    »Ladet die Waffen«, sagte der Dolmetscher.
    Ein britischer

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