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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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einen. Entspannen Sie sich, Sergeant.«
    »Danke, Sir.« Sergeant Hakeswills steife Haltung veränderte sich kein bisschen.
    Baird lächelte Morris an. »Sie haben diese Woche zwei Männer verloren, nicht wahr?«
    »Zwei Männer?« Morris runzelte die Stirn. Dieser Bastard Sharpe war abgehauen und hatte seine bibbi mitgenommen, aber das waren keine zwei Männer. »Oh!«, stieß Morris hervor. »Sie meinen Lieutenant Lawford, Sir?«
    »Genau den. Auch ein glücklicher Kerl, wie? Reitet als Kurier nach Madras. Das ist eine große Ehre für ihn.« Baird schüttelte scheinbar wehmütig den Kopf. »Ich persönlich bin mir nicht so sicher, dass dieses kleine Scharmützel eine Kurierbotschaft wert ist, aber General Harris bestand darauf, und Ihr Colonel wählte Lawford aus.«
    Baird benutzte die Ausrede, die von der Armee erfunden worden war, um Lawfords Verschwinden zu erklären. Der Vorwand hatte zu einigem Groll im 33. Regiment geführt, denn Lawford war einer der dienstjüngsten Lieutenants des Bataillons, und die meisten Männer, die Botschaften als Kurier überbrachten, konnten als Belohnung für die Erfüllung der Aufgabe eine Beförderung erwarten, die für gewöhnlich nur diejenigen Männer erhielten, die sich in der Schlacht ausgezeichnet hatten. Morris war der Meinung – wie jeder andere Offizier im Bataillon –, dass Lawford sich weder ausgezeichnet hatte noch eine Beförderung verdiente, aber Morris konnte das ebenso wenig zugeben wie Baird.
    »Sehr schön für ihn«, sagte Morris.
    »Haben Sie Ersatz für ihn gefunden?«, fragte Baird.
    »Ensign Fitzgerald, Sir«, sagte Morris. »Jetzt Lieutenant Fitzgerald, Sir, mit dem Offizierspatent zum Titularrang, natürlich.« Morris schaffte es, missbilligend zu klingen. Er hätte es viel lieber gehabt, dass Ensign Hicks vorübergehend befördert worden wäre, aber Hicks hatte nicht die nötigen hundertfünfzig Pfund, um das Patent vom Ensign zum Lieutenant zu kaufen, während Fitzgerald das Geld zur Verfügung gehabt hatte. Und wenn Lawfords Belohnung für den Kurierdienst eine Beförderung zum Captain war, dann musste Fitzgerald ihn ersetzen. Nach Morris’ Meinung ging Fitzgerald viel zu milde mit den Männern um, aber Fitzgerald war der Kandidat mit dem Geld, und deshalb hatte er den Titularrang erhalten.
    »Und der andere Kamerad, den Sie verloren haben?«, fragte Baird und bemühte sich, sehr gleichgültig zu klingen. »Der Private, der zum Auspeitschen verurteilt worden ist?«
    »Er ist vom Kriegsgericht verurteilt worden, das stimmt, Sir«, antwortete der Sergeant an Morris’ Stelle. »Hakeswill, Sir«, stellte er sich vor. »Sergeant Obadiah Hakeswill, Sir, als Mann und Junge in der Armee, Sir, zu Ihren Diensten, Sir.«
    »Wie lautet der Name des Schurken?«, fragte Baird Morris.
    »Sharpe, Sir«, antwortete wieder Hakeswill. »Richard Sharpe, Sir, und das schrecklichste Stück Dreck bei der Arbeit, das ich in meinem ganzen Leben gesehen habe, Sir.«
    »Darf ich das Strafbuch sehen?«, fragte Baird Morris und ignorierte Hakeswills Beurteilung.
    Morris suchte hektisch in dem Durcheinander auf seinem Schreibtisch nach dem Strafbuch, in dem die offiziellen Formulare für Deserteure abgelegt waren. Hakeswill suchte mit, fand es schließlich und überreichte es mit einer schneidigen Geste dem General. »Sir!«
    Baird blätterte das Strafbuch durch und entdeckte schließlich die Eintragung für Sharpes Kriegsgerichtsverhandlung.
    »Zweitausend Peitschenhiebe!«, stieß der Schotte entsetzt hervor. »Das muss eine schwere Straftat gewesen sein, oder?«
    »Er hat einen Sergeant geschlagen, Sir«, sagte Hakeswill.
    »Sie vielleicht?«, fragte Baird trocken, denn es war ihm nicht entgangen, dass die Nase des Sergeants gebrochen und geschwollen war.
    »Ohne jede Provokation, Sir«, sagte Hakeswill ernst. »Gott ist mein Zeuge, Sir, dass ich den jungen Dick Sharpe nie mit etwas anderem als Freundlichkeit und Güte behandelt habe. Er war wie eines meiner eigenen Kinder, Sir, wenn ich Kinder hätte, was nicht der Fall ist, jedenfalls soweit ich weiß. Er war ein Glückspilz, als er nach zweihundert Peitschenhieben von weiteren verschont blieb. Und wie hat er uns belohnt?« Hakeswill schnaubte empört.
    Baird erwiderte nichts, sondern blätterte zur letzten Seite des Strafbuchs, wo er oben auf dem Formular den Namen Richard Sharpe fand. Darunter war Sharpes Alter mit zweiundzwanzig Jahren und sechs Monaten angegeben, doch Captain Morris hatte neben der Altersangabe ein

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