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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf die aus allen Rohren feuernde Artillerie und die wartenden Musketen und Gewehre der Rot- und Grünröcke jenseits des Flusses zugetrieben.
    Sharpe schaute nach rechts und links, sah aber keine weiteren Feinde außer einer Hand voll grünuniformierter Dragoner, die auf den Feldern im Süden patrouillierten. »Sie marschieren geradewegs auf uns zu, Pat«, sagte Sharpe, »keine überflüssigen Manöver. Ein Angriff direkt auf das Dorf. Jedenfalls ignorieren sie die Flanken bis jetzt. Offenbar glauben sie, hier geradewegs durchbrechen zu können. Dahinter werden weitere Brigaden warten, und sie werden eine nach der anderen in die Schlacht werfen, bis sie an der Kirche sind. Danach geht es nur noch bergab bis zum Atlantik. Wenn wir sie also hier nicht aufhalten, dann werden wir das gar nicht mehr.«
    »Nun ja, Sir, es ist so, wie Sie gesagt haben: Wir haben ja nichts Besseres zu tun.« Harper lud den letzten Lauf seines Salvengewehrs und hob dann eine kleine Stoffpuppe auf, die irgendjemand unter die Gartenbank geworfen hatte. Die Puppe hatte einen roten Torso, auf den eine Mutter ein weißes Stoffband genäht hatte, um so die Uniform eines britischen Infanteristen zu imitieren. Harper stellte die Puppe in eine Mauernische. »Pass du jetzt schön auf«, sagte er zu dem Haufen Lumpen.
    Sharpe zog seinen Säbel halb heraus und prüfte die Schneide. »Ich hatte keine Gelegenheit mehr, ihn noch schärfen zu lassen«, sagte er. Vor einer Schlacht ließ er seine Klinge eigentlich stets von einem Waffenschmied der Kavallerie nachbearbeiten, doch dieses Mal hatte ihm die Zeit gefehlt. Er hoffte nur, dass das kein böses Omen war.
    »Dann werden Sie die Bastarde eben niederknüppeln müssen, Sir«, sagte Harper, bekreuzigte sich und griff in die Tasche, um sich zu vergewissern, dass er seine Hasenpfote nicht vergessen hatte. Dann schaute er wieder zu der Puppe, und plötzlich war er fest davon überzeugt, dass sein Schicksal davon abhing, dass die Puppe in ihrer Nische überlebte. »Pass auf dich auf«, sagte er zu der Puppe und drückte einen Stein in die Nische, damit das kleine Spielzeug nicht umfallen konnte.
    Ein Geräusch, als würde Leinen reißen, nur ungleich lauter, verkündete, dass die britischen Plänkler das Feuer eröffnet hatten. Die französischen Voltigeure waren hundert Schritt vor ihren Kolonnen vorgerückt, doch nun wurden sie von den Riflemen aufgehalten, die sich in den Gärten und Hütten am anderen Ufer verschanzt hatten. Ein paar Minuten lang war das typische unregelmäßige Feuer der Plänkler zu hören, dann drohten die zahlenmäßig überlegenen Voltigeure die britischen Plänkler zu umzingeln, und mit Trillerpfeifen riefen Offiziere und Sergeants die Männer zum Rückzug aus den Gärten. Zwei Riflemen humpelten, und ein dritter wurde von zweien seiner Kameraden getragen, doch die meisten liefen unverwundet in das Labyrinth der Straßen.
    Die französischen Voltigeure duckten sich hinter die Gartenmauern am anderen Ufer des Flusses und lieferten sich ein Feuergefecht mit den Verteidigern des Dorfes. Ein immer dichter werdender Schleier aus Pulverdampf legte sich über den Fluss und trieb in der leichten Brise gen Süden.
    Sharpe und Harper, die noch immer am Gasthaus warteten, hörten nun den pas de charge der französischen Trommler, jenen Rhythmus, der Napoleons Veteranen durch halb Europa getrieben hatte. Dann hörten die Trommeln plötzlich auf, und Sharpe und Harper formten instinktiv die Worte mit den Lippen, als zwölftausend Franzosen schrien: »Vive l’Empereur!« Die beiden Männer lachten, als das Trommeln wieder begann.
    Die Geschütze auf dem Plateau luden nun keine Kartätschen mehr, sondern schossen Kugeln in die feindlichen Kolonnen. Die Hauptformationen des Feindes hatten fast die Gärten im Osten erreicht, und Sharpe sah deutlich, welchen Schaden die Kugeln anrichteten, als sie in die Reihen schlugen. Wieder und wieder rissen die Geschosse blutige Lücken in die Kolonnen, doch die Franzosen schlossen ihre Reihen sofort wieder und marschierten weiter. Die Trommler trommelten, und die Adler funkelten genauso hell in der Sonne wie die Bajonette.
    Wieder legten die Trommler eine Pause ein. »Vive l’Empereur!« , rief die Masse der Franzosen, doch diesmal zogen sie die letzte Silbe zu einem Kriegsschrei in die Länge, als man sie von der Leine ließ. Die Kolonne konnte nicht in Formation durch die engen Gassen zwischen den ummauerten Gärten am Ostufer marschieren, und so lösten

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