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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hinunter. Eine Kugel zischte über ihnen vorbei und schlug in ein Dach. Ein Schrei war daraufhin zu hören, doch er verhallte sofort. Der Gasthof war derselbe, in dem sich Sharpe zum ersten Mal mit El Castrador getroffen hatte. Jetzt fand er in dem Garten mit dem halb abgesägten Weinstock Colonel Williams und seinen kleinen Stab.
    »Sie sind Sharpe, stimmt’s? Sind Sie gekommen, um uns zu helfen?« Williams war ein warmherziger Waliser von den 60th Rifles. »Sie kenne ich aber nicht«, sagte er zu Harper.
    »Sergeant Harper, Sir.«
    »Sie sehen aus, als könnte man Sie in einem Kampf gut gebrauchen, Sergeant«, sagte Williams. »Ein wenig laut heute, nicht wahr?«, fügte er in Bezug auf den Beschuss hinzu. Er stand auf einer Bank, von der aus er über die Gartenmauer und die Dächer der niedrigeren Häuser hinweg ins Tal schauen konnte. »Und? Was führt Sie her, Sharpe?«
    »Ich wollte nur genau wissen, wohin wir unsere Munition liefern sollen, Sir.«
    Williams schaute Sharpe erstaunt an. »Man hat Sie also dazu verdonnert, den Lieferanten zu spielen, ja? Eine ziemliche Verschwendung für einen Mann mit Ihren Talenten, wenn ich das sagen darf. Und ich glaube nicht, dass man hier viel Bedarf an Ihren Vorräten hat. Meine Jungs sind gut ausgerüstet. Achtzig Schuss pro Mann, zweitausend Männer, und in der Kirche lagern noch mal so viele Patronen. Himmel!« Dieser letzte Ausruf galt einer Kanonenkugel, die keine zwei Fuß am Kopf des Colonels vorbeigerast war und ihn gezwungen hatte, sich zu ducken. Sie schlug in ein Haus. Eine Mauer brach zusammen, und dann herrschte plötzlich Stille.
    Sharpe verspannte sich. Nach dem donnernden Beschuss und dem Lärm zusammenbrechender Dächer und Häuser war die plötzliche Stille geradezu unheimlich. Vielleicht, dachte er, war das nur eine seltsame Pause wie die ungewöhnliche Stille, von der es hieß, dass sie sich in einem Raum ausbreitete, wenn ein Engel vorüberflog. Oder vielleicht hatten die französischen Geschütze plötzlich auch alle gleichzeitig keine Munition mehr. Sharpe hätte fast darum gebetet, dass die Kanonen das Feuer wieder aufnahmen, doch die Stille dauerte an und drohte von etwas weit Schlimmeren ersetzt zu werden als einer Kanonade.
    Irgendwo im Dorf hustete ein Mann, und der Hahn einer Muskete wurde gespannt. Ein Pferd wieherte oben auf dem Plateau, wo die Dudelsäcke spielten. Lose Trümmer fielen in ein Haus, und ein Verwundeter wimmerte. Draußen auf der Straße rollte eine französische Kanonenkugel sanft bergab, bis sie von einem umgestürzten Baumstamm aufgehalten wurde.
    »Gentlemen«, verkündete Williams, »ich nehme an, wir werden bald Gesellschaft bekommen.« Er stieg von der Bank herunter und klopfte sich den weißen Staub von seinem grünen Rock. »Sehr bald sogar. Von hier aus kann man leider nichts sehen. Pulverdampf. Schlimmer als Nebel.« Er redete einfach drauflos, um die unheimliche Stille zu füllen. »Runter zum Fluss, würde ich sagen. Nicht, dass wir sie da aufhalten könnten, aber wir können sie hier herauflocken, und wenn sie erst einmal im Dorf sind, werden sie feststellen müssen, dass Krieg doch nicht ganz so einfach ist, wie sie sich das vorgestellt haben. Zumindest hoffe ich das.« Er nickte Sharpe freundlich zu und duckte sich dann zur Tür hinaus. Sein Stab lief ihm hinterher.
    »Wir bleiben doch nicht hier, oder, Sir?«, fragte Harper.
    »Wir können uns doch ruhig ansehen, was passiert«, sagte Sharpe. »Wir haben doch sonst nichts zu tun. Hast du alles geladen?«
    »Nur das Gewehr.«
    »Ich würde auch das Salvengewehr bereitmachen«, sagte Sharpe. »Nur für den Fall.« Er lud sein Gewehr, und während er noch damit beschäftigt war, eröffneten die britischen Geschütze oben auf dem Plateau das Feuer. Ihr Mündungsfeuer zuckte sechzig Fuß über die Kante hinweg, und ihr Donnern hallte im Dorf wider, während die Geschosse über die Köpfe der Briten hinweg zu den vorrückenden französischen Bataillonen rasten.
    Sharpe kletterte auf die Bank und sah dunkle Infanteriekolonnen aus dem französischen Pulverdampf marschieren. Die ersten britischen Kartätschen explodierten über und vor den Kolonnen, und jede Explosion tauchte den grauweißen Rauch in ein rot glühendes Licht. Kugeln schlugen in die dichten Formationen, doch keines der Geschosse schien auch nur den geringsten Unterschied zu machen. Die Kolonnen marschierten immer weiter. Zwölftausend Mann unter den Adlern wurden von ihren Trommeln über das Flachland

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