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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hielten kurz inne, um die Wucht des Gegenangriffs abzuschätzen, dann liefen sie rasch zwischen die Häuser zurück.
    Die Highlander waren bereits im Dorf, und ihre Kriegsschreie hallten zwischen den Mauern wider, und wenige Augenblicke später stürmten die Warwicks in die Gassen im Westen und drangen brutal vor.
    Sharpe spürte, wie langsam die Spannung aus seinem Körper wich. Er hatte Durst, war müde, litt Schmerzen am ganzen Körper, und seine Schulter war die reinste Qual. »Himmelherrgott«, sagte er, »und dabei war das noch nicht einmal unser Kampf.« Der Durst war furchtbar, doch Sharpe hatte seine Feldflasche bei den Munitionswagen gelassen. Aber er war einfach viel zu müde, um jetzt Wasser suchen zu gehen.
    Er betrachtete das zerstörte Dorf, und Pulverdampf verriet ihm, wie weit die Briten bereits vorgedrungen waren. Sie hatten schon fast den Fluss erreicht, doch nach Jubeln war Sharpe nicht zumute. Ihm drohte Schande, und schlimmer noch: Er hatte das Gefühl, versagt zu haben. Er hatte zu hoffen gewagt, die Real Compañía Irlandesa in echte Soldaten zu verwandeln, doch als er nun auf den Pulverdampf und die zerschossenen Häuser starrte, da wusste er, dass die Iren noch mehr als einen Monat Ausbildung gebraucht hätten und mehr guten Willen, als Wellington je bereit gewesen war, ihnen zu gewähren. Sharpe hatte bei ihnen genauso versagt wie bei Hogan, und das nagte an seinem Mut. Dann erkannte er, dass er genauso voller Selbstmitleid war wie Donaju an diesem Morgen. »O Gott«, sagte er angewidert von sich selbst.
    »Sir?«, fragte Harper verwirrt.
    »Ach, vergiss es«, sagte Sharpe. Er empfand Scham und Reue. Er wurde als Captain nur geduldet, und er nahm an, dass er es jetzt nie mehr bis zum Major bringen würde. »Verdammt sollen sie alle sein, Pat«, seufzte er und stand müde auf. »Lass uns etwas zu trinken suchen.«
    Unten im Dorf hatte ein Rotrock die Puppe gefunden, die Harper in die Mauernische gestellt hatte, und sie sich in den Mund gestopft, um nicht vor Schmerzen zu schreien. Jetzt starb er, und sein Blut färbte das kleine, kaputte Spielzeug rot.
    Die Franzosen hatten sich hinter den Fluss zurückgezogen, Deckung hinter den Gartenmauern gesucht und das Feuer auf die Highlander und Warwicks eröffnet, die die letzten französischen Überlebenden im Dorf jagten. Eine niedergeschlagene Kolonne von gefangenen Franzosen schleppte sich unter den wachsamen Augen einiger Riflemen und Highlander den Hang hinauf. Colonel Williams war bei dem Gegenangriff verwundet worden und wurde nun in die Kirche getragen, die zu einem Lazarett umfunktioniert worden war. Das Storchennest auf dem Glockenturm war immer noch ein unordentlicher Haufen Zweige, doch die erwachsenen Vögel waren vor dem Lärm geflohen, und den verlassenen Jungtieren drohte im Pulverdampf der Hungertod. Das Krachen von Musketen hallte noch eine Weile vom Fluss herauf, doch dann verstummte es, als beide Seiten die Folgen des ersten Angriffs abschätzten.
    Des ersten, aber nicht des letzten …
    Das wussten beide.

KAPITEL ACHT
    Die Franzosen griffen nicht noch einmal an. Sie blieben am Ostufer des Flusses, während hinter ihnen am Rand des fernen Eichenwalds der Rest ihrer Armee aufmarschierte. Bei Einbruch der Nacht hatte Massénas gesamte Armee dort ihr Lager aufgeschlagen, und der Rauch ihrer Feuer bildete eine gewaltige graue Wolke, die höllisch schwarz wurde, als die Sonne hinter den Briten auf dem Hügel versank. Die Kämpfe im Dorf hatten aufgehört, doch die Artillerie hatte ihr halbherziges Bombardement bis zum Einbruch der Nacht aufrechterhalten. Dabei waren die Briten in der deutlich besseren Position. Ihre Geschütze standen knapp hinter dem Rand des Plateaus, sodass die Franzosen nur in den Himmel zielen konnten, und die meisten ihrer Geschosse flogen im hohen Bogen über die Briten hinweg. Zielten sie jedoch zu tief, dann schlugen die Kugeln in den Hang, und der war zu steil, als dass die Geschosse nach oben geprallt wären. Die britischen Kanoniere hingegen hatten klare Sicht auf die feindlichen Batterien, und eine Kartätsche nach der anderen brachte die französische Artillerie entweder zum Schweigen oder überzeugte die Kanoniere davon, ihre Geschütze in den Schutz der Bäume zurückzuziehen.
    Das letzte Geschütz schoss bei Sonnenuntergang. Das Echo hallte über die in den Schatten liegende Ebene, und der Rauch aus dem Rohr trieb im Wind davon. Kleine Feuer flackerten in den Ruinen des Dorfes. Die Straßen waren

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