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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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King’s German Legion ließen sie nicht aus den Augen, doch als die Sonne höher stieg und der Nebel sich endgültig auflöste, wurde offensichtlich, dass Masséna nicht direkt angreifen würde.
    Zwei Stunden nach Sonnenaufgang rief ein französischer Voltigeur, der am Ostufer des Flusses Wache schob, einem britischen Posten, von dem er wusste, dass er hinter einem Felsen kauerte, denn er sah den blauen Rauch von dessen Pfeife, einen vorsichtigen Gruß zu. »Goddam!«, rief der Franzose. Das war der Spitzname, den die Franzosen allen Briten gaben. »Goddam!«
    »Froschfresser?«
    Zwei leere Hände erschienen über der von den Franzosen gehaltenen Mauer. Niemand schoss, und einen Augenblick später erschien ein Gesicht mit dichtem Schnurrbart. Der Franzose holte eine Zigarre aus der Tasche und gab dem Briten mit Gesten zu verstehen, dass er Feuer haben wollte.
    Der Grünrock verließ seine Deckung genauso vorsichtig, und als kein Feind schoss, ging er zu der kleinen Brücke, die bei den Kämpfen am Tag zuvor schwer beschädigt worden war. Dort angekommen, streckte er die Hand mit der Pfeife über die Lücke aus. »Komm, Frenchie.«
    Der Voltigeur kam ebenfalls zur Brücke. Er beugte sich vor, nahm die Pfeife und zündete die Zigarre damit an. Dann gab er die Pfeife zusammen mit einem Stück Knoblauchwurst wieder zurück. Die beiden Männer rauchten freundschaftlich miteinander und genossen die Frühlingssonne. Andere Voltigeure reckten sich und standen ebenfalls auf, und auf der anderen Seite entspannten sich die Grünröcke auf ihren Posten. Einige Männer zogen sogar die Stiefel aus und kühlten ihre Füße im Fluss.
    In Fuentes de Oñoro selbst versuchten die Briten, die Toten und Verwundeten aus den verstopften Gassen zu räumen. Die Männer hatten sich Lappen um die Münder gewickelt und schleppten die von Blut schwarzen und in der Hitze aufgequollenen Leichen zu großen Haufen, die jene Stellen markierten, wo die Kämpfe besonders heftig gewesen waren. Andere wiederum holten Wasser aus dem Fluss, um den Durst der Verwundeten zu stillen.
    Gegen Vormittag war der Waffenstillstand am Fluss offiziell, und eine unbewaffnete französische Infanteriekompanie kam in den Ort, um ihre eigenen Toten zu holen und über die Brücke zu bringen, die man mit Planken von der Wassermühle auf der britischen Seite notdürftig geflickt hatte. Französische Wagen warteten an der Furt, um die Verwundeten in die Lazarette zu bringen. Die Fahrzeuge waren speziell für den Verwundetentransport gebaut, und ihre Federn waren so gut wie die der besten Pariser Kutschen. Die britische Armee hingegen brachte ihre Verwundeten für gewöhnlich auf Bauernkarren weg, und die Männer wurden übel durchgeschüttelt.
    Im Garten des Gasthofs trank ein französischer Major Wein mit einem Grünrock-Captain. Die beiden spielten Schach. Und vor dem Gasthof stand ein Ochsengespann, das die Toten zum Plateau hinaufbringen würde. Dort kamen sie dann in Massengräber. Die Schachspieler runzelten missbilligend die Stirn, als irgendwer ausgelassen lachte, und als das Lachen einfach nicht aufhören wollte, ging der britische Captain zum Tor und verlangte von seinem Sergeant eine Erklärung.
    »Das ist Mallorys Schuld, Sir«, sagte der Sergeant und deutete auf einen beschämt dreinblickenden britischen Rifleman, über den sich Briten und Franzosen gemeinsam lustig machten. »Er ist eingeschlafen, Sir, und die Froschfresser haben ihn mit den Toten aufgeladen.«
    Der französische Major schlug einen der englischen Türme und erzählte, dass er beinahe mal einen Mann lebendig begraben hätte. »Wir haben schon Erde reingeschaufelt, als er plötzlich geniest hat. Das war in Italien. Jetzt ist er Sergeant.«
    Der Riflecaptain mochte beim Schach ja unterliegen, aber was Geschichten betraf, so wollte er sich nicht so leicht geschlagen geben. »Ich habe mal zwei Männer getroffen, die ihre eigene Hinrichtung überlebt haben«, erzählte er. »Man hat sie zu früh vom Galgen genommen und ihre Leichen den Ärzten verkauft. Die Ärzte haben fünf Guineas pro Leiche gezahlt, hat man mir gesagt, damit sie ihre verdammten Techniken daran demonstrieren konnten. Ich habe gehört, dass weit mehr Leichen plötzlich wieder zum Leben erwachen, als man glaubt. An den Galgen herrscht immer ein unziemliches Gedränge, wenn die Familie eines Hingerichteten versucht, den Leichnam abzuschneiden, bevor die Ärzte ihn in die Finger bekommen, und von offizieller Seite scheint es niemanden

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