Sharpes Gefecht
Kürassiere auf ihren schweren Pferden durch die Lücke stoßen und das unvollendete Karree von innen heraus zerhacken. Auf diese Weise konnte man selbst das disziplinierteste Bataillon binnen Sekunden ins Chaos stürzen, und die Ulanen und Dragoner würden die Flüchtlinge niederreiten. Doch keines der britischen Bataillone beging einen solchen Fehler, und der Frust der Franzosen wuchs mit jedem Schritt.
Trotzdem suchten die Franzosen immer weiter nach einer Gelegenheit. Wann immer sich ein Bataillon zur Kolonne formierte, um schneller vorwärts zu kommen, bliesen sie zur Attacke, doch sofort löste sich die Kolonne wieder auf und verwandelte sich in ein Karree und das mit der gleichen Präzision wie daheim in der Kaserne.
Ein paar ungestüme Froschfresser versuchten dann trotzdem noch anzugreifen. Doch kaum waren sie in Reichweite der Musketen, da wurden sie aus den Sätteln geschossen, oder eine Kartätsche aus einem leichten britischen Geschütz riss ganze Reitertrupps zu Boden. Also mussten die Franzosen immer wieder fliehen, und die Rotrockbataillone bildeten erneut eine Kolonne und marschierten stoisch weiter. Dann schauten die Reiter ihnen hinterher, bis ein weiteres Hornsignal sie wieder zum Angriff trieb, doch nur, um erneut blutig zurückgeworfen zu werden.
Und immer und überall, vorn und hinten und zwischen den sich langsam zurückziehenden Bataillonen liefen Gruppen von Grünröcken herum und schossen auf alles, was sich bewegte. Immer mehr französische Kanoniere rückten nur widerwillig vor, und die Vernünftigeren unter den Reitern mieden die Nester der Grünröcke, die so übel stechen konnten. Die Franzosen hatten keine Gewehre, da der Kaiser die Waffe verabscheute. Er betrachtete sie als zu langsam für den Einsatz in der Schlacht. Doch heute ließen die Gewehre die Soldaten des Kaisers fluchen.
Und die Soldaten des Kaisers starben auch. Die disziplinierten Rotrockbataillone ließen kaum mal einen Toten zurück, doch die Kavallerie wurde unablässig mit Gewehr- und Geschützfeuer eingedeckt. Reiter ohne Pferd humpelten mit ihren Sätteln, Zaumzeug und Waffen nach Süden. Einige reiterlose Pferde blieben bei ihren Regimentern und schlossen sich den anderen an, wann immer eine Formation gebildet wurde, und sie galoppierten sogar zur Attacke, wenn die Trompeten ertönten.
Weit hinter der Kavallerie versuchten die französischen Infanteriedivisionen, zu den Kämpfen aufzuschließen, doch die Leichte Division marschierte schneller als die vorrückenden Franzosen. Wenn sich ein britisches Bataillon zur Kolonne formierte, um den Rückzug fortzusetzen, liefen die Männer im Rifletempo von hundertachtzig Schritt die Minute, schneller als jede andere Infanterie auf der Welt. Auch war der französische Marschschritt viel kürzer als der britische, und Craufords Leichte Division war auch noch speziell für diese Marschart ausgebildet. Obwohl sie dann und wann ein Karree bilden mussten, um die Kavallerie abzuwehren, konnten die Franzosen sie nicht einholen. Und im Norden, dort, wo die Leichte Division marschierte, formierte sich die britische Linie am Rand des Plateaus über Fuentes de Oñoro neu. Jetzt musste die Leichte Division nur noch sicher nach Hause kommen, dann wäre die Armee wieder komplett und würde von steilen Hängen vor den angreifenden Franzosen geschützt.
Sharpe führte seine Männer eine Viertelmeile zurück und zu einem Felshaufen, wo seine Riflemen Deckung finden konnten. Zwei britische Geschütze arbeiteten dicht bei den Felsen und schossen Kugeln und Granaten auf eine gerade erst aufgebaute französische Batterie neben dem Wald, den Sharpe gerade hinter sich gelassen hatte.
In diesem Teil der Felder war der Strom der Kavallerie deutlich dichter, die immer noch nach einem verwundbaren Bataillon suchte. Zwei Regimenter, ein britisches und ein portugiesisches, zogen sich an den Geschützen vorbei zurück, und die schwitzenden Reiter folgten ihnen. Schließlich wurde der Druck der Reiter so hoch, dass sich die Kolonne wieder in ein Karree verwandelte.
»Die Scheißkerle sind einfach überall«, beschwerte sich Harper und schoss auf einen Jäger-Offizer. Die Geschütze feuerten inzwischen mit Kartätschen auf die Kavallerie und versuchten, sie von den beiden Infanteriequadraten zu vertreiben. Der Rückstoß riss die Geschütze auf ihren Lafetten hoch, und die Kanoniere säuberten die Rohre, luden sie wieder mit Kartätschen, stopften das Zündloch und duckten sich dann, als einer von
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