Sharpes Gefecht
Pulverdampf sammelte sich am Rand des Plateaus, und das hieß, dass die Franzosen noch immer das Dorf angriffen.
Sharpe drehte sich wieder um und schaute zu den müden, verschwitzten Kavalleristen, die sich auf der Ebene verteilt hatten. Er suchte nach grauen Uniformen, sah aber keine.
»Zeit zu gehen, Sir?«, fragte Hagman. Sie wussten alle, dass sie abgeschnitten sein würden, wenn Sharpe sich nicht bald zurückzog.
»Ja, zurück«, sagte Sharpe. »Lauft zu der Kolonne da.« Er deutete auf eine Gruppe portugiesischer Infanterie.
Die Riflemen rannten, und sie erreichten die Portugiesen locker, bevor die rachsüchtigen Jäger sie mit einer halbherzigen Attacke erreichen konnten. Allerdings lockte die Attacke der Jäger andere Kavalleristen an, genug, um die Portugiesen ein Karree bilden zu lassen. Sharpe und seine Männer blieben in dem Karree und schauten zu, wie die feindliche Kavallerie um das Bataillon herumjagte.
Brigadier General Crauford hatte ebenfalls Zuflucht in dem Karree gesucht, und jetzt saß er auf seinem Pferd unter den Regimentsfahnen und beobachtete den Feind. Er sah stolz aus, und das war auch kein Wunder. Seine Division, die er zur besten in der ganzen Armee gemacht hatte, schlug sich fantastisch. Sie waren in der Unterzahl, sie waren umzingelt, und doch war niemand in Panik geraten, und nicht ein Bataillon war einer Kavallerieattacke zum Opfer gefallen. Die Leichte hatte die 7. Division gerettet, und jetzt rettete sie sich selbst mit atemberaubender Professionalität. Purer Drill siegte über französische Leidenschaft, und Massénas Angriff, der mit großer Übermacht gegen die rechte Flanke der Briten geführt worden war, lief nun ins Leere.
»Gefällt Ihnen das, Sharpe?«, rief Crauford von seinem Pferd.
»Wunderbar, Sir, einfach wunderbar.« Sharpes Kompliment war ernst gemeint und kam von Herzen.
»Das sind alles Gauner«, sagte Crauford von seinen Männern, »aber sie können kämpfen wie der Teufel, stimmt’s?« Sein Stolz war verständlich und so groß, dass er sich sogar auf ein Gespräch einließ. Und es war auch noch ein freundliches Gespräch! »Ich werde ein gutes Wort für Sie einlegen, Sharpe«, sagte Crauford. »Schließlich sollte ein Mann nicht dafür diszipliniert werden, dass er den Feind getötet hat, aber ich glaube nicht, dass meine Hilfe Ihnen viel nützen wird.«
»Wird sie nicht, Sir?«
»Valverde ist ein seltsamer Bastard«, sagte Crauford. »Er mag die Briten nicht, und er will nicht, dass Wellington zum Generalissimo ernannt wird. Valverde glaubt, er sei besser geeignet dafür, dabei hat der Scheißkerl bis jetzt nur einmal gegen die Franzosen gekämpft, und dabei hat er sich in seine gelbe Hose gepisst und drei gute Bataillone verloren. Aber hier geht es nicht um den Soldaten, Sharpe. Hier geht es um Politik. Und Politik ist Scheiße. Jeder Soldat weiß, dass er sich nicht darauf einlassen sollte. Am besten wäre es, alle Politiker an die Wand zu stellen, diese schleimigen Bastarde, jeden Einzelnen von ihnen. Wenn es nach mir ginge, würde ich sie allesamt vor Geschütze binden. Als Dünger sind sie dann vielleicht doch noch zu etwas nutze. Sie und diese verdammten Advokaten.« Craufords Laune hatte sich bei dem Gedanken an diese beiden Berufe sichtlich verschlechtert. Er funkelte Sharpe an und führte sein Pferd unter die Fahnen zurück. »Ich werde ein gutes Wort für Sie einlegen, Sharpe«, sagte er noch einmal.
»Danke, Sir«, erwiderte Sharpe.
»Helfen wird Ihnen das zwar nicht«, wiederholte Crauford, »aber ich werde es versuchen.« Er beobachtete, wie sich die französische Kavallerie in der Nähe zurückzog. »Ich glaube, die Bastarde suchen sich ein neues Ziel!«, rief er dem portugiesischen Colonel zu. »Lassen Sie uns weitermarschieren! Zum Lunch sollten wir wieder bei der Linie sein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Sharpe.«
Die 7. Division hatte schon längst wieder die Sicherheit des Plateaus erreicht, und jetzt stiegen die ersten Bataillone der Leichten Division den Hang im Schutz der britischen Artillerie hinauf. Die britische und deutsche Kavallerie, die immer wieder attackiert hatten, um die französischen Horden fernzuhalten, führten nun ihre müden und verwundeten Tiere denselben Hügel hinauf, den auch die erschöpften und ausgetrockneten Riflemen hinaufstiegen. Die französischen Reiter konnten ihrem Feind nur noch hinterherschauen und sich fragen, warum sie über drei Meilen hinweg nicht ein einziges Bataillon hatten
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