Sharpes Gefecht
ihnen den glühenden Zündstock an die Lunte hielt.
Die Kanonen feuerten mit ohrenbetäubendem Knall. Rauch quoll sechzig Fuß weit aus den Mündungen, und der Druck der Explosion presste das Gras herunter. Ein Pferd schrie, als sich die Musketenkugeln aus der Kartätsche verteilten und ihr Ziel trafen.
Die Bewegung in der feindlichen Reiterei deutete auf eine weitere Attacke hin, doch anstatt zu wenden und die nächste Kolonne anzugreifen, stürzten sich die Reiter auf die Geschütze. Blut troff von den Flanken der Pferde, als die Reiter ihnen wild die Sporen gaben und auf die verzweifelten Kanoniere zugaloppierten, die rasch aufprotzten. Die Pferdegespanne wurden angehängt, doch die französische Kavallerie hatte den Angriffszeitpunkt gut gewählt, und die Kanoniere trieben die Tiere noch immer an, als die ersten Kürassiere die Batterie erreichten.
Eine Attacke britischer Dragoner rettete die Geschütze. Die blauuniformierten Reiter griffen von Norden her an und ließen ihre Säbel auf die schweren Helme der Kürassiere niedersausen. Immer mehr britische Kavallerie erschien in der Flanke der Artilleriegespanne, die nun in vollem Tempo nach Norden galoppierten. Die Kanonen hüpften über den unebenen Untergrund, die Kanoniere klammerten sich an der Protze fest, die Peitschen knallten, und überall um sie herum droschen Kavalleristen aufeinander ein.
Ein britischer Dragoner löste sich aus dem Gefecht. Sein Gesicht war nur noch eine blutige Fratze, und nicht weit von ihm entfernt fiel ein französischer Kürassier aus dem Sattel und wurde von den eisenbeschlagenen Rädern eines Artilleriegespanns zermalmt.
Dann verriet eine ohrenbetäubende Musketensalve, dass der chaotische Kampf in Reichweite des portugiesischen Karrees gekommen war. Sofort rissen die Franzosen ihre Pferde herum, und die beiden Kanonen waren in Sicherheit. Die Infanteristen jubelten den fliehenden Artilleristen zu. Dann hielten die Gespanne wieder an, und die Männer protzten ab, um den Kampf wieder aufzunehmen.
Sharpes Männer hatten sich inzwischen von den Felsen weggeschlichen und einem Rotrockbataillon angeschlossen. Ein paar Minuten lang marschierten sie mit den Kompanien, dann suchten sie sich eine neue Stellung zwischen Dornengestrüpp und Felsen.
Eine kleine Gruppe berittener Jäger in grünen Jacken und mit silbernen Schnüren an ihren Tschakos trottete dicht an ihnen vorbei. Die Franzosen bemerkten die Riflemen nicht. Immer wieder nahmen sie die Tschakos ab und wischten sich mit ihren ausgefransten roten Ärmeln den Schweiß von der Stirn. Ihre Pferde waren weiß von Schweiß. Eines hatte ein blutverklebtes Bein, doch irgendwie hielt es mit den anderen mit. Der Offizier winkte seinem Trupp anzuhalten, und einer der Männer nahm seinen Karabiner, spannte die Waffe und zielte auf eine britische Geschützmannschaft, die sich im Osten gerade kampfbereit machte.
Hagman jagte dem Kerl eine Kugel in den Kopf, bevor er abdrücken konnte, und plötzlich fluchten die Jäger und versuchten, außer Gewehrreichweite zu galoppieren. Sharpe schoss, doch der Knall seines Gewehrs ging in der Salve seiner Männer unter. Ein halbes Dutzend Jäger galoppierte außer Reichweite, doch sie ließen viele Gefallene zurück.
»Erlaubnis, die Bastarde zu plündern, Sir«, bat Cooper.
»Na los. Aber jeder bekommt seinen Teil«, sagte Sharpe.
Cooper und Harris liefen los, um die Toten zu plündern, während Harper und Finn leere Feldflaschen zu einem Bach in der Nähe trugen. Sie füllten die Flaschen, während Cooper und Harris die grünweißen Uniformen der Toten aufschnitten und in den Tschakos und kurzen Stiefeln nach Wertsachen suchten. Kurz darauf kamen die beiden Riflemen mit einem französischen Tschako wieder zurück, der halb mit französischen, portugiesischen und spanischen Münzen gefüllt war.
»Die sind arm wie Kirchenmäuse«, beschwerte sich Harris und teilte die Münzen auf. »Wollen Sie auch was, Sir?«
»Natürlich will er«, sagte Harper und verteilte das weit wertvollere Wasser.
Die Männer fühlten sich wie ausgetrocknet. Ihre Münder waren trocken und von dem Schießpulver in den Patronen verbrannt, und jetzt spülten sie sich erst einmal die Münder durch und spien schwarzes Wasser, bevor sie den Rest tranken.
Ein fernes Krachen ließ Sharpe sich umdrehen. Fuentes de Oñoro lag nun nur noch eine Meile entfernt, und das Geräusch schien aus den schmalen, tödlichen Straßen zu kommen, wo Rauch in den Himmel stieg. Immer mehr
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