Sharpes Gefecht
Kameraden an, sie in Sicherheit zu tragen, doch die Angreifer waren so schnell, dass die Rotröcke keine Zeit mehr hatten. Sie liefen nur noch um ihr Leben. Kurz darauf hatten die Warwicks und die Highlander das Dorf aufgegeben und zogen sich in den Schutz des Friedhofs zurück.
Die ersten französischen Grenadiere stürmten aus dem Dorf und auf die Kirche zu, doch die Rotröcke, die hinter der Friedhofsmauer Schutz gesucht hatten, empfingen sie mit einer furchtbaren Musketensalve.
Die Männer in der ersten Reihe fielen, doch die dahinter sprangen über ihre sterbenden Kameraden hinweg und griffen die Mauer an. Bajonette und Musketenkolben flogen über den Stein, dann strömten die großen Franzosen über die Mauer. An einigen Stellen rissen sie sie sogar ein, und schließlich jagten sie die Überlebenden zwischen den Gräbern und zerschossenen Holzkreuzen den Hang hinauf.
Immer mehr Franzosen kamen aus dem Dorf, um den Angriff zu unterstützen. Doch plötzlich flammten unzählige Musketen und Gewehre zwischen den Felsen weiter oben auf, und Kugeln flogen über den blutigen Hang hinweg. Grenadiere fielen und rollten den Berg hinunter. Dann raste eine zweite britische Salve über die verkohlten Gräber hinweg, als sich immer mehr Rotröcke an der Kante des Plateaus versammelten. Salve um Salve feuerten sie aus ihren Stellungen hinter der Kirche und vom Plateau hinunter, wo Wellington entsetzt die französische Flut beobachtet hatte, die fast bis zu den Hufen seines Pferdes geschwappt wäre.
Und so blieb der Angriff eine Weile stecken. Die Franzosen hatten das Dorf zuerst mit Toten und Verwundeten gefüllt, es dann erobert, und jetzt hielten sie auch den Friedhof. Ihre Soldaten hatten hinter Gräbern oder ihren eigenen Toten Schutz gesucht. Sie waren nur noch wenige Yards vom Plateau entfernt, nur wenige Yards vom Sieg, und hinter ihnen, auf der von Artilleriegeschossen vernarbten Ebene, marschierten noch mehr von ihnen, um den Angriff zu verstärken.
Nur noch ein letzter Sturm, und Frankreichs Triumph war vollendet.
Die Leichte Division hatte ihre einzelnen Bataillone in Kolonnen antreten lassen. Jede Kompanie bildete dabei ein Rechteck, vier Reihen tief und zwischen zwölf und zwanzig Mann breit. Diese Rechtecke schlossen sich dann zu einer Kolonne zusammen, die von oben betrachtet aussah wie eine Reihe schmaler roter Ziegelsteine. Dann, eins nach dem anderen, kehrten die Bataillone dem Feind den Rücken zu und marschierten nach Norden zum Plateau. Die französische Kavallerie jagte ihnen sofort hinterher, und die Luft hallte von ihren Trompeten wider, als die Schwadronen zur Attacke bliesen.
»In Linie vor der Division!«, schrie der Colonel des Rotrockbataillons, das Sharpe am nächsten war.
Der Major, der die vorderen Kompanien befehligte, ließ den ersten Ziegelstein anhalten und befahl dem zweiten, sich mit ihm zusammenzuschließen, sodass eine vier Mann tiefe und vierzig Mann breite Linie entstand.
»Zusammenrücken!«, brüllten die Sergeants, und die Männer drückten sich aneinander, bis sie eine schnurgerade Wand bildeten. Während die beiden vorderen Kompanien damit beschäftigt waren, rief der Major den hinteren Befehle zu. »Abteilung, nach außen schwenkt! Hintere Abteilungen dicht zur Front!« Die französischen Trompeten erfüllten die Luft, und die Erde bebte unter dem Ansturm der Kavallerie, doch die Sergeants und Offiziere schienen sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Ihre Stimmen klangen laut und ruhig. »Nach außen! Ruhig, jetzt! Hintere Abteilungen dicht zur Front!«
Die sechs Kompanien im Zentrum des Bataillons teilten sich nun in je vier Abteilungen auf. Zwei Abteilungen schwangen wie eine Tür nach rechts, zwei nach links. Die Männer in der Mitte jeder Abteilung verkürzten ihre Schrittlänge von dreißig auf zwanzig Zoll, während die ganz außen sie auf dreiunddreißig verlängerten. So formierten sie sich zu den Seitenwänden des Vierecks, dessen Fundament die ersten beiden Kompanien bildeten. Berittene Offiziere trieben ihre Tiere rasch in das Quadrat, das eigentlich mehr ein Rechteck war. Das Nordende bildeten dann die beiden Führungskompanien, und die restlichen füllten die Reihen schlicht auf.
»Halt! Rechts um!«, rief der Major, der den hinteren Teil der Division befehligte, den letzten beiden Kompanien zu.
»Vorbereiten auf Kavallerieangriff!«, brüllte der Colonel pflichtbewusst, als wäre der Anblick der Flut von französischen Reitern nicht Vorwarnung genug.
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