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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Der Colonel zog seinen Säbel und vertrieb mit der freien Hand eine Pferdebremse. Der Fahnentrupp stand neben ihm. Zwei junge Fähnriche trugen die Fahnen. Sie wurden von einem Trupp Chosen Men und kampferfahrenen Sergeants mit Piken bewacht.
    »Hintere Reihe! Waffen ab!«, rief der Major. Die innerste Reihe des Quadrats würde als Reserve dienen. Die Kavallerie war jetzt nur noch hundert Schritt entfernt, und sie kam rasch näher.
    »Vordere Reihe! Kniet nieder!«, rief ein Captain. Die Männer rammten ihre Musketen mit dem Kolben in den Boden, um die Formation durch eine undurchdringliche Wand aus Bajonetten zu schützen.
    »Legt an!« Die nächsten beiden Reihen spannten die Hähne und richteten ihre Waffen aus. Das ganze Manöver war vollkommen ruhig und diszipliniert verlaufen, und beim Anblick angelegter Musketen und ausgerichteter Bajonette wichen die vorderen Kavalleristen dem stumm dastehenden Karree aus. Infanterie im Karree war vor Kavallerie genauso sicher, als hätten die Männer daheim im Bett gelegen, und das Rotrockbataillon hatte so schnell ein Karree gebildet, dass die französische Attacke ins Leere lief.
    »Sehr schön«, sagte Sergeant Latimer anerkennend. »Sehr schön gemacht. Genau wie auf dem Exerzierplatz in Shorncliffe.«
    »Geschütz rechts, Sir!«, rief Harper. Sharpes Männer hatten sich auf einem der Felshaufen positioniert, mit denen die Ebene geradezu übersät war, denn da waren sie vor den marodierenden Reitern sicher. Ihre Aufgabe war es, einzelne Reiter abzuschießen und vor allem die Kanoniere, die versuchten, das britische Karree zu zerschmettern. Denn Männer im Karree mochten ja vor Reiterei sicher sein, aber sie waren schrecklich verwundbar gegen Artilleriebeschuss.
    Glücklicherweise waren die Kanoniere ebenso verwundbar gegen Baker Rifles. Eine Geschützmannschaft war keine zweihundert Schritt von Sharpe entfernt in Stellung gegangen und richtete die Kanone auf das Karree aus. Zwei Männer hoben die Munitionskiste von der Protze, während ein dritter die Kanone mit Kugel und Traubengeschoss gleich doppelt lud.
    Dan Hagman schoss als Erster, und der Mann, der die Kanone lud, wirbelte herum und klammerte sich an den Ladestock wie an das Leben selbst. Eine zweite Kugel schlug in das Kanonenrohr und hinterließ einen funkelnden Kratzer. Dann fiel ein weiterer Kanonier, und ein Pferd des Gespanns wurde getroffen, stieg und trat nach dem Tier daneben.
    »Immer mit der Ruhe, Jungs«, sagte Sharpe. »Zielt ganz genau. Verschwendet keine Kugel.«
    Drei weitere Grünröcke schossen, und ihre Kugeln überzeugten die Kanoniere davon, sich hinter ihr Geschütz und die Protze zu ducken. Die Kanoniere schrien ihren Dragonern zu, sie sollten gefälligst etwas gegen die Riflemen auf ihrem Felsennest unternehmen.
    »Kümmert euch um den Dragoner-Captain«, sagte Sharpe.
    »Das Karree ist auf dem Marsch!«, warnte Cooper Sharpe, als Horrell und Cresacre auf die weit entfernten Reiter schossen.
    Sharpe drehte sich um und sah, dass sich das Rotrockkarree wieder zu einer Kolonne formierte, um seinen Rückzug fortzusetzen. Er wollte nicht zu weit weg vom Schutz der Musketen. Wie jeder kleine Trupp von Riflemen, der einen Rückzug sicherte, so drohte auch ihm und seinen Männern die Gefahr, durch die Kavallerie von den Rotröcken abgeschnitten zu werden, und Sharpe bezweifelte, dass die Franzosen heute Gefangene machen würden. Jeder Grünrock, den sie im Freien erwischten, war eine willkommene Zielübung für sie.
    »Los!«, schrie er, und seine Männer sprangen von den Felsen und rannten in Richtung des Bataillons. Die französischen Dragoner machten sich an die Verfolgung, doch eine britische Kartätsche schlug sie blutig zurück. Sharpe sah ein paar Bäume links des Bataillons, und er rief Harper zu, die Männer dort in Deckung zu führen.
    Als sie zwischen den Eichen in Sicherheit waren, luden die Grünröcke nach und suchten nach neuen Zielen. Selbst für Sharpe, der schon in einem Dutzend Schlachten gekämpft hatte, war das, was er auf der Ebene sah, außergewöhnlich: Eine wahre Flut von Kavallerie strömte zwischen den sich zurückziehenden Bataillonen hindurch, doch außer zu schreien und zu grölen konnten sie nichts tun.
    Die Infanterie marschierte einfach stumm weiter, ganz so, wie sie es in stundenlangem Drill gelernt hatte, denn alle wussten sie, dass der kleinste Fehler ihren Tod bedeuten könnte. Wenn sich eine Kolonne nur eine Sekunde zu langsam zum Karree formierte, würden die

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