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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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beruhen, Mylord.«
    »Wo steckt Sharpe eigentlich?«
    »Er sollte sich gerade auf dem Weg nach Vilar Formoso befinden, Mylord, um sich dort beim Stab des Bürgermeisters zu melden. Und er dürfte nicht sehr glücklich damit sein, nehme ich an.«
    »Dann wird es ihn ja freuen, stattdessen Kiely aufgehalst zu bekommen. Und wen sollen wir zum Verbindungsoffizier ernennen?«
    »Für den Posten reicht jeder weichliche Narr, Mylord.«
    »Also gut, Hogan, ich werde so einen Narren suchen und mich dann um den Rest kümmern.« Der General hieb seinem Pferd die Fersen in die Weichen. Als seine Adjutanten sahen, dass er wieder los wollte, nahmen sie die Zügel auf, doch dann hielt Wellington noch mal an. »Was will jemand eigentlich mit einem simplen Melkschemel?«
    »Damit bleibt der Arsch trocken, wenn man nachts Wache schieben muss, Mylord.«
    »Clever, Hogan. Keine Ahnung, warum mir das selbst noch nicht eingefallen ist. Gut gemacht.« Wellington ritt nach Westen, weg von den Überresten der Schlacht.
    Hogan schaute dem General hinterher und verzog das Gesicht. Er war sicher, dass die Franzosen ihm Ärger machen wollten, und jetzt beabsichtigte er, es ihnen mit Gottes Hilfe heimzuzahlen. Er würde die Real Compañía Irlandesa mit zuckersüßen Worten und extravaganten Versprechen willkommen heißen und den Bastarden dann Richard Sharpe geben.
    Das Mädchen klammerte sich an Rifleman Perkins. Sie hatte innere Verletzungen. Sie blutete und humpelte, aber sie hatte darauf bestanden, die Hütte zu verlassen, um den beiden Franzosen beim Sterben zuzusehen. Tatsächlich verspottete sie die beiden Männer sogar. Sie spie und schrie sie an und lachte dann, als sich einer der beiden Gefangenen auf die Knie fallen ließ und Sharpe die gefesselten Hände entgegenreckte.
    »Er sagt, er hätte das Mädchen nicht vergewaltigt«, übersetzte Harris.
    »Warum hing dann seine Hose auf den Knöcheln? Der Bastard!«, sagte Sharpe und schaute zu den acht Mann des Erschießungskommandos. Normalerweise war es schwer, Männer für diese Aufgabe zu finden, diesmal jedoch nicht. »Legt an!«, brüllte Sharpe.
    »Non, Monsieur, je vous prie! Monsieur!« , rief der kniende Franzose. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht.
    Acht Riflemen visierten die beiden Franzosen an. Der andere Gefangene spie verächtlich aus und hob das Kinn. Er war ein gut aussehender Mann, auch wenn Harris ihm ein wenig das Gesicht verbeult hatte. Als der erste Mann erkannte, dass sein Flehen nichts nutzte, ließ er den Kopf hängen und begann unkontrolliert zu schluchzen. »Maman!« , rief er erbärmlich. »Maman!«
    Brigadier Loup saß wieder in seinem mit Pelz gesäumten Sattel und schaute der Exekution aus fünfzig Yards Entfernung zu.
    Sharpe wusste, dass er nicht das Recht hatte, Gefangene zu erschießen. Er wusste, dass er damit seine Karriere gefährdete, doch dann dachte er an die kleinen, blutverschmierten Leiber der vergewaltigten und ermordeten Kinder. »Feuer!«, schrie er.
    Die acht Gewehre krachten. Rauch quoll aus den Mündungen, bildete eine beißende, übel riechende Wolke und verdeckte den Blick auf das Blut, das auf die steinerne Wand der Hütte spritzte. Die beiden Körper wurden zurückgeschleudert, prallten ab und sanken nach vorn und zu Boden. Einer der beiden Männer zuckte noch ein paar Sekunden, dann rührte auch er sich nicht mehr.
    »Sie sind ein toter Mann, Sharpe!«, rief Loup.
    Sharpe reckte dem Brigadier zwei Finger entgegen, machte sich aber nicht die Mühe, sich zu ihm umzudrehen. »Die verdammten Froschfresser können die beiden verbuddeln«, sagte er mit Blick auf die beiden Toten, »aber die Häuser mit den spanischen Leichen werden wir zum Einsturz bringen. Um sie richtig zu begraben, fehlt uns leider die Zeit. Das sind doch Spanier, oder?«, fragte er Harris.
    Harris nickte. »Wir sind knapp hinter der Grenze, Sir. Vielleicht ein, zwei Meilen. Das hat zumindest das Mädchen gesagt.«
    Sharpe schaute zu dem Mädchen. Es war nicht älter als Perkins, vielleicht sechzehn, und es hatte nasses, schmutziges, langes schwarzes Haar. Doch wenn man es wusch und anständig kleidete, dachte Sharpe, wäre es sicher ganz hübsch. Sofort bekam er ein schlechtes Gewissen. Das Mädchen litt Höllenqualen. Es hatte zusehen müssen, wie seine Familie abgeschlachtet worden war, und dann war es von Gott weiß wie vielen Männern missbraucht worden. Jetzt schlang es die zerfetzten Kleider um den dürren Leib und starrte die beiden toten Soldaten an.

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