Sharpes Gefecht
hat ein angeborenes Talent dafür«, sagte Ducos. »Aber er spielt nicht herum. Er lässt sein Pferd nicht tanzen, er lässt es kämpfen.« Er rückte ein Stück weg von der Frau. Er mochte Parfüm genauso wenig wie Huren, die eine eigene Meinung hatten.
Die beiden warteten stumm und voller Unbehagen. Juanita de Elia hatte schon vor langer Zeit erkannt, dass ihre Waffen bei Ducos nicht funktionierten. Tatsächlich glaubte sie sogar, er möge keine Frauen, doch in Wahrheit waren sie Pierre Ducos schlicht egal. Dann und wann ging auch er in ein Soldatenbordell, aber nur, nachdem ihm ein Arzt ein sauberes Mädchen herausgesucht hatte. Die meiste Zeit verzichtete er jedoch auf solche Ablenkungen. Stattdessen zog er es vor, sich mit mönchischer Disziplin auf die Sache des Kaisers zu konzentrieren. Jetzt saß er an seinem Tisch, blätterte ein paar Seiten durch und versuchte, die Gegenwart der Frau zu ignorieren. Irgendwo in der Stadt schlug eine Turmuhr neun. Die Stimme eines Sergeanten hallte aus dem Innenhof herauf, als ein Trupp zur Bastion geführt wurde. Der Regen war gnadenlos. Dann waren endlich Stiefel und Sporen auf der Treppe zu Ducos’ großer Kammer zu hören, und Doña Juanita hob erwartungsvoll den Blick.
Brigadier Loup machte sich nicht die Mühe anzuklopfen. Kochend vor Wut platzte er einfach herein. »Ich habe zwei Männer verloren! Gottverdammt noch mal! Zwei gute Männer! Ich habe sie an Riflemen verloren, Ducos, an britische Riflemen. Sie haben sie exekutiert! Sie haben sie an die Wand gestellt und wie Ratten abgeknallt!« Er stand vor Ducos’ Tisch und griff nach einer Karaffe Brandy. »Ich will, dass ein Preis auf den Kopf ihres Captains ausgesetzt wird, Ducos. Ich will die Eier des Kerls im Kochtopf meiner Männer.«
Plötzlich hielt er inne und musterte die uniformierte Frau neben dem Kamin. Kurz glaubte Loup, die Gestalt in der Husarenuniform sei ein ungewöhnlich weibischer, junger Mann, einer dieser Pariser Stutzer, die mehr Geld für ihren Schneider ausgaben als für ihr Pferd und ihre Waffen, doch dann erkannte er, dass es sich tatsächlich um eine Frau handelte und dass das auf ihrem Kopf kein Rosshaarschweif, sondern ihre echten Haare waren.
»Gehört die Ihnen, Ducos?«, fragte Loup gehässig.
»Monsieur«, sagte Ducos in betont formellem Ton, »darf ich Ihnen Doña Juanita de Elia vorstellen? Madame? Dies hier ist Brigadier Guy Loup.«
Brigadier Loup starrte die Frau am Feuer an, und was er sah, gefiel ihm, und Doña Juanita de Elia erwiderte den Blick des Dragoners, und auch ihr gefiel der Anblick, der sich ihr bot. Sie sah einen kräftigen, einäugigen Mann mit einem brutalen, wettergegerbten Gesicht. Er trug sein graues Haar und den Bart kurz und seine graue, pelzbesetzte Uniform wie ein Henkerskostüm. Der Pelz glitzerte von Regenwasser, und der Geruch war dementsprechend und mischte sich mit dem von Leder, Tabak, Schweiß, Waffenöl, Schießpulver und Pferden.
»Brigadier«, sagte sie höflich.
»Madame«, erwiderte Loup und musterte dann schamlos Doña Juanita in ihrer hautengen Uniform von Kopf bis Fuß. »Oder sollte ich lieber Colonel sagen?«
»Brigadier – mindestens«, antwortete Juanita, »wenn nicht gar Maréchal.«
»Zwei Männer?«, unterbrach Ducos den Flirt. »Wie ist das passiert?«
Und Loup erzählte. Dabei lief er auf und ab und biss in einen Apfel, den er sich von Ducos’ Schreibtisch genommen hatte. Er erzählte, wie er einen kleinen Trupp seiner Männer in die Hügel geführt hatte, um die Flüchtlinge aus Fuentes de Oñoro zu finden, und wie er von den Grünröcken überrascht worden war, nachdem er Rache an den Spaniern geübt hatte. »Sie wurden von einem Captain mit Namen Sharpe angeführt«, sagte er.
»Sharpe«, wiederholte Ducos und blätterte dann in dem dicken Buch, in dem er jede noch so kleine Information über die Feinde des Kaisers verzeichnete. Es war Ducos’ Aufgabe, alles über diese Feinde zu wissen und Empfehlungen abzugeben, wie man sie vernichten konnte, und seine Informationen waren genauso umfangreich wie seine Macht. »Sharpe«, sagte er erneut, als er den Eintrag fand, den er gesucht hatte. »Ein Rifleman, habe Sie gesagt? Ich nehme an, das ist derselbe Mann, der bei Talavera den Adler erobert hat. Hatte er nur seine Grünröcke dabei oder auch Rotröcke?«
»Auch Rotröcke.«
»Dann ist das derselbe. Aus irgendeinem Grund wussten wir bisher nicht, dass er in einem Rotrockbataillon dient.« Ducos machte einen
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