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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schließlich spie es auf sie und vergrub den Kopf an Perkins’ Schulter.
    »Sie wird uns begleiten müssen, Perkins«, sagte Sharpe. »Wenn sie hier bleibt, werden diese Bastarde sie abschlachten.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Also kümmere dich um sie, Junge. Weißt du, wie sie heißt?«
    »Miranda, Sir.«
    »Dann kümmere dich um Miranda«, sagte Sharpe und ging zu Harper, der gerade die Männer aussuchte, die die Hütten mit den Toten zum Einsturz bringen sollten. Schwer hing der Geruch von Blut in der Luft, und Schwärme von Fliegen surrten in den Schlachthäusern. »Die Bastarde werden uns jagen«, sagte Sharpe und nickte zu den lauernden Franzosen.
    »Ja, das werden sie wohl, Sir«, pflichtete ihm der Sergeant bei.
    »Wir werden uns an die Hügelkuppen halten«, sagte Sharpe. Kavallerie konnte keine steilen Hänge hinauf, jedenfalls nicht in Formation und sicherlich nicht, bevor Sharpes beste Scharfschützen ihre Offiziere ausgeschaltet hatten.
    Harper schaute zu den beiden toten Franzosen. »Durften Sie das eigentlich, Sir?«
    »Du meinst, ob die Gesetze des Königs es mir erlauben, Gefangene hinzurichten? Natürlich nicht. Also verrat mich nicht.«
    »Ich werde schweigen wie ein Grab, Sir. Ich habe nichts gesehen, Sir, und ich werde dafür sorgen, dass auch die Jungs nichts gesehen haben.«
    »Und eines Tages«, sagte Sharpe und starrte auf die ferne Gestalt von Brigadier Loup, »eines Tages werde ich ihn an die Wand stellen.«
    »Amen«, sagte Harper, »Amen.« Er drehte sich um und blickte zu dem französischen Pferd, das noch immer auf dem Dorfplatz angebunden war. »Was machen wir mit dem Tier?«
    »Mitnehmen können wir es nicht«, antwortete Sharpe. Die Hügel waren zu steil, und er beabsichtigte, sich an möglichst steiniges Terrain zu halten, wo die Dragoner ihnen nicht folgen konnten. »Aber ich werde dem Feind in keinem Fall ein ausgebildetes Kavalleriepferd überlassen.« Er spannte den Hahn seines Gewehrs. »Ich hasse das.«
    »Soll ich das für Sie tun, Sir?«
    »Nein«, sagte Sharpe. Er hasste es wirklich, das Tier zu töten. Trotzdem tat er es. Der Schuss hallte von den Hügeln wider, und das Pferd brach zusammen.
    Die Riflemen bedeckten die toten Spanier mit Steinen und Reet, doch das Begräbnis der beiden toten Franzosen überließen sie deren Kameraden. Dann stiegen sie in die nebligen Höhen hinauf und machten sich auf den Weg nach Westen.
    Als sie bei Einbruch der Dunkelheit das Tal des Turones erreichten, war keine Spur von Verfolgern zu sehen. Es stank weder nach wund gerittenen Pferden noch funkelte grauer Stahl in der Dämmerung. Tatsächlich hatten sie den ganzen Nachmittag über keine Spur von irgendwelchen Verfolgern gesehen außer einmal. Als die Sonne den Horizont erreicht und die ersten kleinen Kerzenflammen gelb in den Hütten am Ufer geflackert hatten, da hatte plötzlich ein Wolf sein melancholisches Heulen in die Hügel hinaufgeschickt.
    Das Heulen war lang und einsam gewesen, und das Echo hallte noch lange nach.
    Und Sharpe schauderte.

KAPITEL ZWEI
    Von der Burg in Ciudad Rodrigo konnte man normalerweise über den Fluss Agueda hinweg zu den Hügeln sehen, wo sich die britischen Truppen versammelten. Doch diese Nacht war so dunkel und nass, dass man überhaupt nichts sehen konnte außer dem Flackern zweier Fackeln in einem Tunnel, der tief in die riesigen Bastionen der Stadt führte. Der Regen prasselte silberrot an den Flammen vorbei und machte das Pflaster rutschig. Alle paar Sekunden erschien eine Wache im Tunneleingang, und das feurige Licht ließ die Spitze eines aufgepflanzten Bajonetts funkeln. Die französische Trikolore flatterte über dem Tor, aber in der Dunkelheit war sie kaum zu erkennen. Immer wieder schleuderte der Wind den Regen gegen die Festungsmauern und manchmal sogar in das tief liegende Fenster, wo ein Mann lehnte und zum Torbogen hinunterstarrte. Das flackernde Licht der Fackeln spiegelte sich auf den dicken Gläsern seiner mit Draht eingefassten Brille.
    »Vielleicht kommt er ja nicht«, sagte die Frau am Kamin.
    »Wenn Loup sagt, dass er kommt«, erwiderte der Mann, ohne sich umzudrehen, »dann kommt er auch.« Der Mann hatte eine ungewöhnlich tiefe Stimme, die in krassem Gegensatz zu seiner kleinen, ja zerbrechlichen Gestalt stand. Sein schmales Gesicht war das eines Gelehrten, die Augen kurzsichtig und die Wangen voller Pockennarben. Er trug eine schlichte dunkelblaue Uniform, an der keinerlei Rangabzeichen zu sehen waren, doch Pierre Ducos brauchte

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