Sharpes Gefecht
entsprechenden Eintrag in seinem Buch, das bereits ähnliche Einträge zu mehr als fünfhundert feindlichen Offizieren enthielt. Einige der Einträge waren schwarz durchgestrichen. Diese Männer waren tot, und Ducos stellte sich manchmal vor, wie glorreich es wohl sein würde, wenn eines Tages all diese britischen, spanischen und portugiesischen Helden von der französischen Armee durchgestrichen wurden. »Captain Sharpe«, sagte Ducos nun, »ist eine Berühmtheit in Wellingtons Armee. Ursprünglich war er nur ein einfacher Soldat, und sein Aufstieg ist eine Seltenheit in Großbritannien.«
»Mir ist egal, ob er in der Latrine angefangen hat, Ducos. Ich will seinen Skalp, und ich will seine Eier.«
Ducos hielt nicht viel von derartigen Privatfehden. Er fürchtete, dass so etwas eine Person nur von ihren wirklich wichtigen Pflichten ablenkte. Er schloss das Buch. »Wäre es nicht besser«, schlug er kalt vor, »wenn Sie mir gestatten würden, formal gegen die Exekution zu protestieren? Wellington wird so etwas wohl kaum gutheißen.«
»Nein«, antwortete Loup. »Ich brauche keine Advokaten, die für mich Rache nehmen.« Es war nicht der Tod seiner beiden Männer, was Loup so wütend machte, denn mit dem Tod mussten Soldaten leben, sondern die Art, wie sie gestorben waren. Soldaten sollten entweder auf dem Schlachtfeld oder im Bett sterben und nicht an einer Wand wie gemeine Verbrecher. Außerdem ärgerte es Loup ungemein, dass ein anderer Soldat ihn besiegt hatte. »Aber wenn ich ihn in den nächsten paar Wochen nicht erledigen kann, Ducos, dann können Sie Ihren Brief schreiben.« Loup räumte das nur widerwillig ein. »Soldaten sind schwerer zu töten als Zivilisten«, fuhr er fort, »und gegen Zivilisten kämpfen wir schon viel zu lange. Jetzt wird meine Brigade lernen müssen, wie man auch uniformierte Feinde vernichten kann.«
»Ich dachte immer, die meisten französischen Soldaten würden ohnehin lieber gegen reguläre Truppen kämpfen als gegen Guerilleros«, bemerkte Doña Juanita.
Loup nickte. »Ja, auf die meisten trifft das zu, Madame, auf mich aber nicht. Ich bin auf den Guerillakampf spezialisiert.«
»Erzählen Sie mir davon«, bat Doña Juanita.
Loup schaute zu Ducos, als bitte er um dessen Erlaubnis, und Ducos nickte. Ducos ärgerte sich über die Anziehungskraft, die er zwischen den beiden spürte. Sie war so elementar wie die Lust eines Katers, so greifbar, dass Ducos bei dem Gestank fast die Nase gerümpft hätte. Wenn er diese beiden auch nur für eine halbe Minute allein lassen würde, glaubte er, dann würden ihre Uniformen auf dem Boden liegen. Es war jedoch nicht so, dass er sich von dieser Lust beleidigt fühlte, vielmehr glaubte er, dass sie die beiden nur von ihren eigentlichen Pflichten ablenken würde. »Reden Sie ruhig«, sagte er zu Loup.
Loup zuckte mit den Schultern, als gäbe es da kein Geheimnis. »Ich verfüge über die bestausgebildeten Truppen der Armee«, begann er. »Besser noch als die Alte Garde. Sie kämpfen gut, sie töten gut, und sie werden gut belohnt. Ich halte sie immer vom Rest der Armee getrennt. Sie werden nicht mit anderen Truppen einquartiert, und sie mischen sich nicht mit ihnen. So weiß niemand, wer sie sind und was sie tun. Wenn Sie sechshundert Mann von hier nach Madrid schicken, dann garantiere ich Ihnen, dass jeder Guerillero zwischen hier und Sevilla schon davon weiß, bevor sie überhaupt aufgebrochen sind. Bei meinen Männern ist das anders. Wir sagen niemandem, was wir tun oder wohin wir gehen. Wir marschieren einfach los und erledigen unsere Aufgabe. Und wir haben unsere eigenen Unterkünfte. Ich habe ein Dorf geräumt und es zu meinem Depot gemacht, aber wir leben nicht nur dort. Wir gehen, wohin wir wollen, wir schlafen, wo wir wollen, und wenn uns Guerilleros angreifen, dann sterben sie und nicht nur sie, sondern auch ihre Mütter, ihre Kinder, ihre Priester und ihre Enkel. Wir machen ihnen Angst, Madame, genauso wie sie versuchen, uns Angst zu machen, doch inzwischen wird mein Wolfsrudel mehr gefürchtet als die Guerilleros.«
»Gut«, sagte Doña Juanita schlicht.
»Brigadier Loups Gebiet ist bemerkenswert frei von Guerilleros«, bemerkte Ducos in ehrlichem Respekt.
»Aber immer noch nicht ganz«, fügte Loup grimmig hinzu. »El Castrador hat bis jetzt überlebt, aber ich werde schon noch sein eigenes Messer gegen ihn richten. Vielleicht lockt die Ankunft der Briten ihn ja wieder hervor.«
»Und genau deswegen sind wir hier«, sagte
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