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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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leichthin. Dann wandte er sich um und beobachtete, wie Baron von Dornberg den Niedergang zum Vordeck hinabstieg. »Man sagt, er hat ein Vermögen in Diamanten gemacht«, flüsterte er Sharpe zu, »und sein Diener braucht nicht im Zwischendeck zu schlafen, sondern hat einen Platz in der großen Kabine.« Diese letzte Information spuckte er fast heraus, dann verschloss sich sein Gesicht, und er trat vor, um den Baron abzufangen.
    »Malachi Braithwaite, Privatsekretär von Lord William Hale«, stellte er sich vor und nahm den Hut ab, »sehr geehrt, Eure Lordschaft zu treffen.«
    »Die Ehre und das Vergnügen sind ganz meinerseits«, antwortete Baron von Dornberg in ausgezeichnetem Englisch, dann erwiderte er Braithwaites Höflichkeit, indem er seinen Dreispitz abnahm und sich tief verneigte. Als er sich aufrichtete, sah er Sharpe an, und Sharpe hatte das Gefühl, ein vertrautes Gesicht zu erkennen, allerdings war dieses Gesicht jetzt mit einem großen, gewachsten Schnurrbart verziert. Er schaute den Baron an, und der Baron blickte einen Moment erstaunt, doch dann erholte er sich von seiner Überraschung und zwinkerte Sharpe zu.
    Sharpe wollte etwas sagen, befürchtete jedoch, in lautes Lachen auszubrechen, und so begnügte er sich damit, dem Baron steif zuzunicken.
    Doch von Dornberg wollte von Sharpes Förmlichkeit nichts wissen. Er breitete die Arme aus und nahm Sharpe in eine bärenartige Umarmung.
    »Dies ist einer der tapfersten Männer in der britischen Armee«, sagte er zu seiner Frau, und dann flüsterte er in Sharpes Ohr: »Kein Wort, ich bitte Sie, kein Sterbenswörtchen.« Er trat zurück. »Darf ich Ihnen die Baroness von Dornberg vorstellen? Dies ist Mister Richard Sharpe, Mathilde. Ein Freund und ein Feind vor langer Zeit. Erzählen Sie mir nicht, Sie reisen im Zwischendeck, Mister Sharpe!«
    »So ist es, Mylord.«
    »Ich bin schockiert. Die Briten wissen nicht, wie sie ihre Helden behandeln sollten. Aber ich weiß es. Sie werden mit uns in der Kapitänskajüte dinieren. Ich bestehe darauf!« Er grinste Sharpe an, bot Mathilde den Arm, verneigte sich vor Braithwaite und ging davon.
    »Sie sagten doch, Sie würden ihn nicht kennen«, beschwerte sich Braithwaite.
    »Ich habe ihn mit dem Hut nicht erkannt«, sagte Sharpe. Er wandte sich ab, denn nun konnte er ein Grinsen nicht mehr unterdrücken.
    Von Dornberg war kein Baron, und Sharpe bezweifelte, dass er jemals im Diamantenhandel tätig gewesen war, ganz gleich, wie viel er davon im Gepäck hatte, denn von Dornberg war ein Gauner. Mit richtigem Namen hieß er Anthony Pohlmann, und er war einst Gefreiter in der Hannoveranischen Armee gewesen, bevor er desertierte und einem indischen Prinzen diente. Sein Talent der Kriegsführung hatte ihm eine schnelle Beförderung eingebracht, bis er eine Zeitlang eine Marathen-Armee befehligt hatte, die in ganz Zentralindien gefürchtet war. Dann, eines heißen Tages, stieß seine Truppe zwischen zwei Flüssen und einem Ort namens Assaye auf eine viel kleinere britische Armee, die ihn mit Sepoys und schottischen Highlandern vernichtend schlug. Pohlmann selbst war spurlos untergetaucht, und jetzt war er hier auf der Calliope ein gefeierter Passagier.
    »Wie haben Sie ihn kennen gelernt?«, fragte Braithwaite.
    »Ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern«, antwortete Sharpe vage. Er wandte sich um und blickte zur Küste. Das Land war jetzt dunkel, gesprenkelt von Lichtpunkten unter einem grauen Himmel und dem Rauch einer Stadt. Er wünschte, wieder dort zu sein, doch dann hörte er Pohlmanns laute Stimme, wandte sich um und sah, dass der Deutsche seine Frau Lady Grace Hale vorstellte.
    Sharpe spähte zu Ihrer Ladyschaft. Sie befand sich oberhalb von ihm auf dem Achterdeck und nahm anscheinend die Leute, von denen es auf dem Hauptdeck wimmelte, gar nicht wahr. Sie gab Pohlmann die Hand, neigte ihren Kopf zu der blonden Frau und wandte sich dann ohne ein Wort ab.
    »Das ist Lady Grace«, sagte Braithwaite mit ehrfürchtiger Stimme.
    »Jemand hat mir erzählt, sie soll krank sein«, sagte Sharpe.
    »Nur äußerst nervös.« Es klang, als wolle Braithwaite Grace verteidigen. »Sehr schöne, sensible Frauen neigen zu Unpässlichkeit, und ich finde, Ihre Ladyschaft ist wirklich eine empfindsame Schönheit.« Er sprach herzlich und konnte nicht den Blick von Lady Grace nehmen, die hinüber zur zurückbleibenden Küste blickte.
    Eine Stunde später herrschte völlige Dunkelheit. Indien war verschwunden, und Sharpe segelte unter

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