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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eines amüsierten Lächelns zuzuhören. Nur bei Cromwells Äußerung, dass die Russen eine Nation von Sklaven sei, hob er eine Augenbraue.
    »Die Franzosen, Sir«, fuhr Cromwell hitzig fort, »stehen einem Pöbelhaufen von Feinden an ihren östlichen Grenzen gegenüber, aber keinem an ihren westlichen. Sie können deshalb ihre Armeen konzentrieren, sicher in dem Wissen, dass keine britische Armee jemals ihre Küste angreifen wird.«
    »Niemals?«, fragte der Händler, ein gediegener Mann namens Ebenezer Fairley, sarkastisch.
    Cromwells Kopf ruckte zu seinem neuen Widersacher herum. Er betrachtete Fairley eine Weile und schüttelte dann den Kopf. »Die Briten, Fairley, mögen keine Armeen. Sie halten nur eine kleine Armee. Eine kleine Armee kann Napoleon niemals besiegen. Ergo ist Napoleon sicher. Ergo ist der Krieg verloren. Guter Gott, Mann, sie könnten bereits in Britannien eingefallen sein!«
    »Ich bete, dass dies nicht der Fall sein wird«, sagte Major Dalton inbrünstig.
    »Ihre Armee ist bereit«, sagte Cromwell dröhnend, weil er anscheinend sonderbaren Geschmack an diesem Gerede von einer britischen Niederlage empfand, »und alles, was sie brauchen, ist die Hoheit über den Ärmelkanal.«
    »Die sie nicht gewinnen werden«, warf der Rechtsanwalt ruhig ein.
    Cromwell ignorierte den Anwalt und fuhr fort: »Und selbst wenn sie die Invasion nicht in diesem Jahr machen, dann werden sie in dieser Zeit eine Marine aufbauen, die in der Lage ist, unsere zu besiegen. Und wenn dieser Tag kommt, wird Britannien Frieden suchen. Britannien wird zu seiner natürlichen Haltung zurückkehren, und die natürliche Haltung ist, eine kleine und unbedeutende Insel zu sein, abgeschnitten vom großen Kontinent.«
    Lady Grace sprach zum ersten Mal an diesem Abend. Sharpe war überrascht und erfreut gewesen, sie beim Abendessen zu sehen, denn Captain Chase hatte gesagt, dass sie Gesellschaft mied, doch sie schien sich in der Kapitänskajüte wohl zu fühlen, obwohl sie sich ebenso wenig an der Unterhaltung beteiligt hatte wie ihr Mann. »So sind wir also zur Niederlage verdammt, Captain?«, fragte sie.
    »Nein, Ma'am«, antwortete Cromwell, und zähmte seine Kampfeslust, nachdem er mit seinem Titel angesprochen worden war. »Wir sind zu einem realistischen Friedensschluss verdammt, wenn die Politiker erst erkannt haben, was klar vor ihren Augen liegt.«
    »Und was ist das?«, fragte Fairley.
    »Dass die Franzosen mächtiger sind als wir, natürlich«, grollte Cromwell. »Und bis wir Frieden schließen, macht der kluge Mann Geld, denn wir werden Geld brauchen, wenn die Welt von den Franzosen beherrscht wird. Deshalb ist Indien wichtig. Wir sollten es aussaugen, bevor die Franzosen es uns wegnehmen.« Cromwell schnippte mit den Fingern, um die Stewards anzuweisen, die Teller abzuräumen. Es hatte Rindfleischragout gegeben. Sharpe hatte mit dem schweren Silberbesteck ungeschickt hantiert und sich gewünscht, sein Taschenmesser nehmen zu können, das er bei Mahlzeiten benutzte, wenn seine Vorgesetzten nicht anwesend waren.
    Mathilde, die Baroness von Dornberg, lächelte dankbar, als der Captain ihr Weinglas auffüllte. Die Baroness, die höchstwahrscheinlich keine war, saß an Captain Cromwells linker Seite, während an seiner andere Grace Hale saß. Pohlmann, strahlend in einem mit Spitze besetzten Seidenrock, saß neben Lady Grace, während Lord William links von Mathilde saß. Sharpe, die unwichtigste anwesende Person, saß am unteren Ende des Tisches.
    Die Kapitänskajüte war ein eleganter Raum, mit Holz getäfelt, das erbsengrün und golden angestrichen war, und ein messingfarbener Kerzenleuchter ohne Kerzen hing von einem Balken nahe des großen Heckfensters. Wenn der Raum nicht sanft geschaukelt und sich gelegentlich ein Weinglas auf dem Tisch verschoben hätte, dann hätte Sharpe sich wie an Land gefühlt.
    Den ganzen Abend hatte er nichts gesagt, sich damit zufriedengegeben, die bleiche und zurückhaltende Lady Grace anzuschauen, die ihn ignoriert hatte, seit man ihn ihr vorgestellt hatte. Sie hatte ihm höflich eine behandschuhte Hand gereicht, ihm einen ausdruckslosen Blick geschenkt und sich dann abgewandt. Ihr Mann hatte bei Sharpes Anwesenheit die Stirn gerunzelt und dann wie seine Frau getan, als nähme er ihn gar nicht wahr.
    Ein Dessert aus Orangen und Karamell wurde serviert. Pohlmann löffelte den gebrannten Zucker genüsslich und blickte dann Sharpe an. »Was meinen Sie, Sharpe? Ist der Krieg verloren?«
    »Ich,

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