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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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entschied er.
    Kettenmunition sah auf den ersten Blick wie normale Kanonenkugeln aus, doch die Kugel war in zwei Hälften geteilt, die sich trennten, wenn sie aus dem Rohr flogen. Sie waren mit einem kurzen Stück Kette verbunden, und die beiden Halbkugeln wirbelten durch die Luft, die Kette zwischen ihnen, um das Takelwerk des Feindes zu zerschneiden und zu zerreißen. »Eine große Distanz für Kettenschüsse«, sagte der Kanonier zu Chase.
    »Wir werden näher rankommen«, sagte Chase. Er hoffte, die Segel der Revenant in Fetzen schießen zu können, dann näher heranzukommen und sie mit normalen Kanonenkugeln zu erledigen. »Wir werden näher herankommen«, wiederholte er, bückte sich zum Geschütz und starrte zum Feind, der jetzt fast in Reichweite war. Die Vergoldung an ihrem Heck reflektierte den Sonnenschein, die Trikolore hing schlaff herab, und auf ihrem Heck drängten sich Männer, die sich wohl fragten, warum der Wind so launisch war, die Briten zu begünstigen.
    Sharpe spähte angespannt durch das Fernrohr, hoffte einen Blick auf Peculiar Cromwells langes Haar und blauen Rock oder auf Pohlmann und seinen Diener zu erhaschen, aber er konnte die Personen nicht erkennen, die im Heck standen und beobachteten, wie die Pucelle näher heranglitt. Er konnte den Namen des Schiffes auf dem Heck lesen, sah das Wasser, das aus den Bilgen gepumpt wurde.
    Dann wurden die großen Beiboote, die die Revenant schleppten, plötzlich zurückgerudert. Chase stieß einen Grunzlaut aus. »Sie wollen vermutlich ihren Bug herumziehen«, sagte er, »um uns ihre Breitseite zu zeigen. Trommler!«
    Ein junger Seesoldat trat vor. »Sir?«
    »Trommeln zum Sammeln!«, sagte Chase. Dann hob er eine Hand. »Nein, lass das.«
    Der Wind war nicht mehr so launisch, und die Boote der Revenant waren nicht zum Schiff zurückgerufen worden, um das Schiff zu drehen, sondern weil Montmorin an seinem Heck gesehen hatte, wie sich das Wasser kräuselte, als sei es von Katzenpfoten gestreichelt worden. Jetzt waren ihre Segel straff, und der Franzose glitt außer Kanonenreichweite.
    »Verfluchtes Glück des Franzosen!«
    Die Stückpforte wurde geschlossen und das 24-Pfünder-Geschütz gesichert.
    Am nächsten Tag setzte sich die Revenant wieder ab, dank einer unfairen Brise, und am Ende einer Woche der Flauten waren die beiden Schiffe wieder fast bis zur Kimm getrennt, doch jetzt war das französische Schiff direkt vor der Pucelle. »Weit genug«, sage Chase bitter, »dass sie sicher ihren Hafen erreicht.«
    In den nächsten beiden Tagen gab es gegensätzliche Strömungen und steife Winde von Nordosten, sodass beide Schiffe kreuzen mussten und sich dabei näherten. Die Pucelle erwies sich als der bessere Segler, und langsam, sehr langsam machte sie die verlorene Distanz wett. Das Schiff pflügte hart durch die Wellen, und die See spülte über die Decks. Regenschleier nahmen der Pucelle oftmals die Sicht auf die Revenant, doch sie tauchte immer wieder auf. Einmal sah er Streifen von Segeltuch an ihrem Bug flattern, doch ein paar Herzschläge später hatte der Franzose das alte Segel, das der Wind zerfetzt hatte, durch ein neues ersetzt. »Verschlissenes Segeltuch«, bemerkte der Erste Leutnant. »Ich nehme an, wir sind schneller am Wind. Seine Focksegel sind nur noch Fetzen.«
    »Oder seine Stage sind nicht fest genug«, murmelte Chase und beobachtete, dass die Revenant ihren vorherigen Kurs wieder aufnahm. »Aber er hat dieses Segel schnell ausgewechselt.«
    »Vermutlich hatte er das neue Segel einsatzbereit, Sir«, meinte Haskell.
    »Wie auch immer«, sagte Chase, »er ist gut, unser Louis, nicht wahr?«
    »Vielleicht hat er englisches Blut«, sagte Haskell in aller Ernsthaftigkeit.
    Sie passierten die Kapverdischen Inseln in strömendem Regen, und eine Woche später, in einem weiteren heftigen Regenguss, erhaschten sie einen Blick auf die Kanarischen Inseln. Es gab viel örtlichen Schiffsverkehr, aber der Anblick von zwei Kriegsschiffen verscheuchte ihn schnell.
    Es war nur noch eine Woche, vielleicht einen Tag weniger, bis nach Cadiz.
    »Sie wird an meinem Geburtstag in den Hafen einlaufen«, sagte Chase, schob das Fernrohr zusammen und wandte sich ab, um seine Bitterkeit zu verbergen, denn er wusste, wenn kein Wunder geschah, würde er scheitern. Im blieb noch eine Woche, um den Franzosen einzuholen, doch der Wind war zurückgekehrt, und in den nächsten Tagen behielt die Revenant ihren Vorsprung, sodass die in der Sonne verblichene Trikolore an

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