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Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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das ist nicht gut. Man muss nahe an sie heranmarschieren, sehr nahe, bis man sie riechen kann, und erst dann mit dem Feuern anfangen.«
    »Wollen Sie damit sagen, das es ihrer Infanterie an unserer Disziplin mangelt?«
    »Es mangelt ihr an Übung, Sir.« Sharpe dachte kurz nach. »Und ja, sie sind nicht so diszipliniert.«
    »Und zweifellos benutzen sie nicht die Peitsche«, sagte Lord William. »Aber was ist, wenn ihre Infanterie richtig geführt wird? Von Europäern?«
    »Dann kann sie gut sein, Sir. Unsere Sepoys sind so gut, aber die Marathen halten nicht viel von Disziplin. Sie sind Plünderer. Piraten. Sie heuern Infanterie aus anderen Staaten an, und ein Mann kämpft nie so gut, wenn er nicht für sein eigenes Land kämpft. Und es braucht Zeit, um sie auf unsere Standards zu bringen, Mylord. Wenn Sie mir eine Kompanie Marathen geben würden, Sir, bräuchte ich ein ganzes Jahr, um sie auf Vordermann zu bringen. Ich könnte das schaffen, aber es würde ihnen nicht gefallen. Sie sind lieber Reiter, Mylord. Irreguläre Kavallerie.«
    »Sie meinen also, wir brauchen Monsieur Vaillards Botschaft an Paris nicht allzu ernst zu nehmen?«
    »Das weiß ich nicht, Mylord.«
    »Nein, das wissen Sie nicht. Haben Sie Pohlmann wiedererkannt, Sharpe?«
    Die Frage kam völlig überraschend. »Nein«, platzte er mit zu viel Empörung heraus.
    »Aber Sie müssen ihn gesehen haben ...«, Lord William legte eine Pause ein, blätterte in den Papieren und fand den Namen, »... bei Assaye.«
    »Nur durch ein Fernrohr, Mylord.«
    »Nur durch ein Fernrohr«, wiederholte Lord William langsam. »Aber Chase hat mir versichert, dass Sie ihn sehr sicher identifiziert haben. Warum sonst sollte dieses Kriegsschiff durch den Atlantik segeln?«
    »Es erschien mir offensichtlich, Mylord«, sagte Sharpe lahm.
    »Es ist ein ständiges Geheimnis für mich, wie Ihr Gehirn arbeitet, Sharpe«, sagte Lord William, während er schrieb. »Ich werde natürlich noch in London mit erfahrenen Männern reden, die in Indien gedient haben, aber Ihre naiven Gedanken werden einen ersten Entwurf ermöglichen. Vielleicht sollte ich mit dem entfernten Cousin meiner Frau, Sir Arthur, sprechen.« Die Schreibfeder kratzte übers Papier. »Wissen Sie, wo sich meine Frau heute Nachmittag aufhält, Mister Sharpe?«
    »Nein, Mylord«, sagte Sharpe. Fast hätte er gefragt, wie man erwarten konnte, dass er das wusste, doch er verkniff es sich.
    »Sie hat die Angewohnheit, zu verschwinden«, sagte Lord William, die grauen Augen auf Sharpe gerichtet.
    Sharpe sagte nichts. Er fühlte sich wie eine Maus unter dem Blick einer Katze.
    Lord William wandte sich um und schaute auf das Schott, das die Speisekabine von Sharpes Kabine abtrennte. Es sah so aus, als würde er das Bild von Chases alter Fregatte, der Spritely, betrachten, das dort hing. »Ich danke Ihnen, Sharpe«, sagte er und blickte über die Schulter. »Schließen Sie die Tür fest, ja? Das Schloss rastet manchmal nicht richtig ein.«
    Sharpe verließ die Speisekabine. Er schwitzte. Wusste Lord William Bescheid? Hatte Braithwaite tatsächlich einen Brief geschrieben? Allmächtiger, dachte er, das ist ein Spiel mit dem Feuer!
    »Nun?« Captain Chase war plötzlich neben ihm aufgetaucht, und seine Miene wirkte amüsiert.
    »Er wollte etwas über die Marathen wissen, Sir.«
    »Wollen wir das nicht alle?«, fragte Chase freundlich. Er blickte zu den Segeln hinauf und lächelte. »Die Schiffskapelle gibt heute Abend ein Konzert auf dem Vordeck«, sagte er, »und wir sind alle eingeladen, nach dem Abendessen daran teilzunehmen. Können Sie singen, Sharpe?«
    »Nicht richtig, Sir.«
    »Leutnant Peel singt. Es ist ein Vergnügen, ihm zuzuhören. Captain Llewellyn sollte singen, als Waliser, aber er tut es nicht, und die Backbord-Geschützcrew tritt als hervorragender Chor auf, obwohl ich ihr befohlen habe, kein schlüpfriges Liedchen über die Frau des Admirals zu singen, weil ich befürchte, sie könnten Lady Grace beleidigen, doch trotzdem sollte es ein wunderbarer Abend werden.«
    Grace hatte seine Kabine verlassen. Sharpe schloss die Tür. Er schloss die Augen und spürte, wie ihm unter dem Hemd Schweiß über die Brust sickerte. Ja, es war ein Spiel mit dem Feuer.
 
    Zwei Morgen später war im Südwesten eine Insel zu sehen. Die Revenant musste in der Nacht die Insel ziemlich nahe passiert haben, denn im Morgengrauen befand sie sich im Norden davon. Wolken hingen über dem schmalen Tupfer Grau, der alles war, was Sharpe

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