Sharpes Zorn (German Edition)
Nicht weiter als bis zur Hügelkuppe, haben Sie verstanden?« Sir Thomas ritt wieder los. Er nahm an, wenn einer der Franzosen auch nur die Hand hob, dann würde Sarasa angreifen. So würden wenigstens ein paar Feinde sterben, auch wenn Doña Manolito offensichtlich wollte, dass der Rest ewig lebte. »Dieser verdammte Bastard«, knurrte Sir Thomas vor sich hin. »Dieser gottverdammte Bastard.« Und er ritt, um den Feldzug zu retten.
»Ich habe letzte Nacht Ihre Freundin gesehen«, bemerkte Capitán Galiana Sharpe gegenüber.
»Meine Freundin?«
»Sie hat im Bachicas getanzt.«
»Oh, Caterina?«, fragte Sharpe. In ihrer gemieteten Kutsche und mit einer Tasche voller Geld war Caterina wieder nach Cadiz zurückgekehrt.
»Sie haben mir ja gar nicht gesagt, dass sie Witwe ist«, sagte Galiana tadelnd. »Sie haben sie Señorita genannt!«
Sharpe starrte Galiana offenen Mundes an. »Witwe?«
»Sie war ganz in Schwarz gekleidet und hat einen Schleier getragen«, berichtete Galiana. »Sie hat natürlich nicht wirklich getanzt, aber sie hat die Tänzer beobachtet.« Galiana und Sharpe standen auf einer Kiesfläche am Rand der Bucht. Der Nordwind wehte den Gestank der Gefängnisschiffe heran, die vor den Salinen vor Anker lagen. Zwei Wachboote ruderten langsam an den Schiffen vorbei.
»Sie hat nicht getanzt?«, fragte Sharpe.
»Wie könnte sie? Sie ist eine Witwe. Dafür ist es noch zu früh. Sie hat mir erzählt, dass ihr Mann erst seit drei Monaten tot ist.« Galiana hielt kurz inne. Offensichtlich erinnerte er sich daran, wie Caterina in einem Aufzug und auf eine Art über den Strand geritten war, der nicht gerade von Trauer kündete, aber er hatte beschlossen, das nicht zu erwähnen. »Sie war sehr freundlich zu mir«, sagte er stattdessen. »Ich mag sie.«
»Sie ist aber auch wirklich sehr liebenswert«, bemerkte Sharpe.
»Ihr Brigadier war ebenfalls dort«, sagte Galiana.
»Moon? Moon ist nicht mein Brigadier«, erwiderte Sharpe, »und ich nehme an, er hat auch nicht getanzt.«
»Er war auf Krücken«, sagte Galiana, »und er hat mir Befehle gegeben.«
»Ihnen? Er kann Ihnen keine Befehle geben. Ich hoffe, Sie haben ihm gesagt, er soll sich zum Teufel scheren.«
»Diese Befehle«, sagte Galiana. Er holte ein Stück Papier aus seiner Uniformtasche und gab es Sharpe, an den die Befehle überraschenderweise adressiert waren. Das Papier war eine Tanzkarte, und die Worte einfach nur draufgekritzelt. Captain Sharpe und die Männer unter seinem Befehl sollten am Rio Sancti Petri Stellung beziehen, bis weitere Befehle eintrafen oder die Streitkräfte, die gegenwärtig unter dem Kommando von Lieutenant General Graham standen, wieder sicher auf der Isla de León eingetroffen waren. Sharpe las den Befehl ein zweites Mal. »Ich bin nicht sicher, ob Brigadier Moon mir überhaupt Befehle erteilen kann«, sagte Sharpe.
»In jedem Fall hat er es getan«, erwiderte Galiana, »und ich werde Sie natürlich begleiten.«
Sharpe gab die Tanzkarte zurück. Er schwieg und warf einen flachen Stein, der ein paarmal über das Wasser hüpfte, bevor er sank. Das nannte man »Streichen«. Ein guter Artillerist wusste, wie man Kanonenkugeln dazu bringen konnte, über den Boden zu hüpfen, um ihre effektive Reichweite zu erhöhen. Und wenn eine Kugel so über den Boden »strich«, dann wirbelte sie nicht nur Staub auf, sondern schlug auch eine blutige Schneise in die feindlichen Reihen.
»Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte Galiana und faltete die Tanzkarte wieder zusammen.
»Gegen was?«
Galiana suchte sich einen Stein aus, warf ihn schnell und flach und schaute zu, wie er ein Dutzend Mal von der Wasseroberfläche abprallte. »General Zayas ist auf der anderen Seite des Sancti Petri an der Brücke«, sagte er. »Er hat vier Bataillone und den Befehl, jeden aufzuhalten, der aus der Stadt kommt und den Fluss überqueren will.«
»Das haben Sie mir bereits gesagt«, erwiderte Sharpe. »Aber warum sollte er das tun?«
»Weil es Leute in der Stadt gibt«, erklärte Galiana, »die man Afrancesados nennt. Wissen Sie, was das ist?«
»Leute, die auf Seiten der Franzosen stehen.«
Galiana nickte. »Und einige davon dienen leider als Offiziere in der Garnison. General Zayas hat nun den Befehl, diese Leute davon abzuhalten, dem Feind ihre Dienste anzubieten.«
»Lassen Sie die Bastarde doch gehen«, sagte Sharpe. »Dann müssen Sie auch weniger durchfüttern.«
»Aber britische Soldaten wird er nicht aufhalten.«
»Auch das
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