Sharpes Zorn (German Edition)
haben Sie mir bereits gesagt, und ich habe gesagt, dass ich Ihnen helfen werde. Wieso brauchen Sie dafür dann die Befehle von dem verdammten Moon?«
»In meiner Armee, Captain«, antwortete Galiana, »kann ein Mann nicht einfach tun und lassen, was er will. Er braucht für alles einen Befehl. Schriftlich. Sie haben jetzt Ihre Befehle. Also können Sie mich über den Fluss bringen, und ich werde unsere Armee finden.«
»Und Sie?«, fragte Sharpe. »Haben Sie auch Befehle?«
»Ich?« Galiana schien die Frage zu überraschen. Dann hielt er kurz inne, weil einer der französischen Mörser auf der Trocadero-Halbinsel gefeuert hatte. Ein dumpfes Grollen hallte über die Bucht, und Sharpe wartete darauf, wo das Geschoss einschlagen würde, doch er hörte keine Explosion. Die Granate musste ins Meer gefallen sein. »Ich habe keine Befehle«, gab Galiana zu.
»Warum gehen Sie dann?«
»Weil die Franzosen besiegt werden müssen«, antwortete Galiana mit plötzlicher Leidenschaft. »Und Spanien muss sich selbst befreien! Wir müssen kämpfen! Aber ich bin wie Ihr Brigadier und die Witwe. Ich kann nicht an dem Tanz teilnehmen. General Lapena hat meinen Vater gehasst, und er verabscheut mich, und da er nicht will, dass ich mich auszeichne, hat er mich zurückgelassen. Aber ich werde nicht zurückbleiben. Ich werde für Spanien kämpfen!«
Sharpe schaute zu, wie sich der Mündungsrauch des Mörsers langsam auflöste und über dem Marschland verteilte. Er versuchte, sich vorzustellen, wie er mit der gleichen Leidenschaft verkündete, für Großbritannien kämpfen zu wollen, doch er konnte es nicht. Er kämpfte, weil das das Einzige war, wofür er gut war, weil er gut darin war, und weil er seinen Männern gegenüber eine Pflicht hatte. Dann dachte er an seine Riflemen. Es würde sie nicht gerade freuen, die Schenken von San Fernando verlassen zu müssen, aber sie würden die Befehle befolgen. »Ich …«, begann er, verstummte dann jedoch.
»Was?«
»Nichts«, sagte Sharpe. Er hatte sagen wollen, dass er seinen Riflemen nicht befehlen konnte, in eine Schlacht zu ziehen, die nicht die ihre war. Sharpe würde kämpfen, wenn er Vandal sah, doch das war etwas Persönliches. Aber seine Riflemen hatten mit niemandem hier ein Hühnchen zu rupfen, und ihr Bataillon war weit entfernt. Doch Galiana das alles zu erklären war viel zu kompliziert. Außerdem war es ohnehin eher unwahrscheinlich, dass er mit Galiana zur Armee ziehen würde. Er mochte den Spanier ja vielleicht über den Fluss bringen, aber wenn die alliierte Armee nicht in Sicht war, würde er seine Männer wieder zurückführen müssen. Der Spanier mochte ja durch das Land reiten und Lapena suchen, doch Sharpe und seine Männer hatten nicht den Luxus von Pferden. »Haben Sie das alles auch Moon erzählt?«, fragte er. »Dass Sie kämpfen wollen?«
»Ich habe ihm gesagt, dass ich mich General Lapenas Armee anschließen wolle, und wenn ich mit britischen Soldaten marschiere, würde Zayas mich nicht aufhalten.«
»Und dann hat er einfach so den Befehl geschrieben?«
»Zuerst nicht«, gestand Galiana, »aber er wollte auch etwas von mir, und so hat er meiner Bitte schließlich entsprochen.«
»Er wollte etwas von Ihnen?«, erwiderte Sharpe und dann lächelte er, als ihm klar wurde, was das gewesen sein musste. »Und Sie haben ihn der Witwe vorgestellt.«
»Genau.«
»Und er ist ein reicher Mann«, sagte Sharpe, »sehr reich sogar.« Er warf einen weiteren Stein und dachte bei sich, dass Caterina Moon bei lebendigem Leib die Haut abziehen würde.
Sir Thomas Graham fand General Lapena in ungewöhnlich heiterer Stimmung. Der spanische Oberbefehlshaber hatte sein Hauptquartier in einem Bauernhof eingerichtet, und da es für einen Wintertag recht sonnig war und das Haus den Hof vor Wind schützte, hatte Lapena beschlossen, draußen zu speisen. Er teilte sich den Tisch mit drei seiner Adjutanten und dem französischen Offizier, den sie auf dem Weg nach Vejer gefangen genommen hatten. Die fünf Männer hatten Brot und Bohnen, Käse und dunklen Schinken und einen Krug Rotwein. »Sir Thomas!« Lapena schien sich zu freuen, ihn zu sehen. »Wollen Sie sich nicht zu uns gesellen?« Er sprach Französisch. Er wusste, dass Sir Thomas Spanisch sprach, aber er zog Französisch vor. Immerhin war das die Sprache aller Gentlemen in Europa.
»Conil!« Sir Thomas war so wütend, dass er sich gar nicht erst die Mühe machte, höflich zu sein. Er sprang aus dem Sattel und warf die Zügel
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