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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ungefähr in Sharpes Alter zu sein, Mitte dreißig, und strahlte ein kraftvolles, arrogantes Selbstvertrauen aus. Er sprach ein gutes Englisch, und seine Stimme klang rau. »Sie werden sich aufs andere Ufer zurückziehen«, erklärte er ohne weiteres Vorgeplänkel.
    »Und wer zum Teufel sind Sie?«, verlangte Moon zu wissen.
    »Colonel Henri Vandal«, antwortete der Franzose, »und Sie werden sich ans andere Ufer zurückziehen und die Brücke unbeschädigt lassen.« Er zog eine Uhr aus der Tasche, klappte sie auf und drehte sich wieder zu Moon um. »Ich gebe Ihnen eine Minute. Dann werde ich das Feuer eröffnen lassen.«
    »Das ist kein Benehmen«, entgegnete Moon hochmütig. »Wenn Sie zu kämpfen wünschen, Colonel, dann werden Sie ja wohl genug Anstand besitzen, vorher meine Emissäre zurückzuschicken.«
    »Ihre Emissäre?« Das Wort schien Vandal zu amüsieren. »Ich habe keine Parlamentärsfahne gesehen.«
    »Ihr Mann hatte ebenfalls keine dabei!«, protestierte Moon.
    »Und Capitaine Lecroix hat mir berichtet, dass Sie Ihr Pulver mit unseren Frauen herübergebracht haben. Daran konnte ich Sie natürlich nicht hindern, ohne auch die Frauen zu töten. Sie haben das Leben der Frauen riskiert, nicht ich, also muss ich davon ausgehen, dass Ihnen die Regeln zivilisierter Kriegsführung nicht allzu viel bedeuten. Dennoch werde ich Ihnen Ihre Offiziere zurückschicken, sobald Sie die Brücke unbeschädigt verlassen haben. Sie haben eine Minute, Monsieur.« Und mit diesen Worten zog Vandal sein Pferd herum und ritt wieder den Hügel hinauf.
    »Halten Sie meine Männer gefangen?«, rief Moon ihm hinterher.
    »Ja, das tue ich!«, rief Vandal sorglos zurück.
    »Im Krieg gibt es Regeln!«, schrie Moon dem sich immer weiter entfernenden Colonel hinterher.
    »Regeln?« Vandal drehte sich noch einmal um, und seine Verachtung war ihm deutlich anzusehen. »Glauben Sie wirklich, es gebe Regeln im Krieg? Halten Sie das hier etwa für eines Ihrer englischen Kricketspiele?«
    »Ihr Mann hat uns gebeten, einen Emissär zu schicken«, erwiderte Moon mit hochrotem Kopf. »Und das haben wir getan. Es gibt Regeln für so etwas. Selbst Sie als Franzose wissen das.«
    »Ich als Franzose«, erwiderte Vandal amüsiert, »werde Ihnen jetzt einmal die Regeln erklären, Monsieur. Ich habe den Befehl, die Brücke mit einer Artilleriebatterie zu überqueren, aber wenn es keine Brücke mehr gibt, dann kann ich sie auch nicht überqueren. Also habe ich es mir zur Regel gemacht, die Brücke zu erhalten. Kurz gesagt, Monsieur, es gibt im Krieg nur eine Regel, und die besagt, dass man gewinnen muss. Abgesehen davon kennen wir Franzosen keine Regel, Monsieur.« Er ritt weiter den Hügel hinauf. »Sie haben eine Minute!«, rief er in sorglosem Ton noch mal zurück.
    »Grundgütiger!«, sagte Moon und starrte dem Franzosen hinterher. Der Brigadier war von Vandals Kaltblütigkeit nicht nur überrascht, sondern offensichtlich auch verwirrt. »Es gibt Regeln!«, protestierte er noch einmal laut, doch an niemanden im Speziellen gewandt.
    »Wollen Sie, dass wir jetzt die Brücke sprengen, Sir?«, fragte Sharpe in festem Ton.
    Moon starrte noch immer Vandal hinterher. »Sie haben uns zu Gesprächen eingeladen! Der verdammte Kerl hat uns eingeladen! Das können sie doch nicht tun. Es gibt Regeln!«
    »Wollen Sie, dass wir jetzt die Brücke sprengen, Sir?«, fragte Sharpe noch einmal.
    Moon schien ihn nicht zu hören. »Er muss Gillespie und Ihren Lieutenant zurückschicken«, sagte er. »Verdammt noch mal, dafür gibt es Regeln!«
    »Er wird sie aber nicht zurückschicken, Sir«, sagte Sharpe.
    Moon runzelte die Stirn. Er wirkte nach wie vor verwirrt, als wisse er nicht, wie er auf Vandals Verrat reagieren sollte. »Er kann sie doch nicht einfach so gefangen nehmen!«, protestierte er.
    »Sir, er wird sie bei sich behalten, es sei denn, Sie befehlen mir, die Brücke intakt zu lassen.«
    Moon zögerte, doch dann erinnerte er sich an seine weitere Karriere und all die fantastischen Belohnungen, die ihn nur erwarteten, wenn er die Brücke zerstörte. »Jagen Sie die Brücke in die Luft«, befahl er in hartem Ton.
    Sharpe drehte sich zu seinen Männern um. »Zurück!«, brüllte er. »Alle zurück! Mister Sturridge! Zünden Sie die Lunte!«
    »Verdammt!« Der Brigadier erkannte plötzlich, dass er sich am falschen Ufer befand, und nun war die Brücke voller Männer, und in gut einer halben Minute wollten die Franzosen das Feuer eröffnen. Also riss er sein Pferd

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