Sharpes Zorn (German Edition)
Flammen, Rauch und Holzsplitter wurden in die Luft geschleudert. Allerdings ging die Hauptwirkung der Explosion in den Ponton und drückte den Kahn nach unten in den Fluss. Die Brücke krümmte sich, und einzelne Planken wurden losgerissen. Die Franzosen wurden zurückgeworfen. Einige von ihnen waren tot, andere verbrannt oder bewusstlos, und dann schoss der nach unten gedrückte Ponton wieder nach oben, und die Ankerkette riss. Mit einem Ruck bewegte sich die Brücke flussabwärts. Harper wurde von den Beinen gerissen. Er und Sharpe klammerten sich an die Planken. Die Brücke bebte, und der Fluss schäumte und presste gegen die Lücke, wo das zerfetzte Holz brannte. Sharpe war von der Explosion kurz benommen gewesen, nun fiel es ihm schwer zu stehen, aber er taumelte auf das von den Briten gehaltene Ufer zu. Dann riss eine Ankerkette nach der anderen, und je mehr rissen, desto größer wurde der Druck auf die verbliebenen.
Das französische Geschütz feuerte erneut, und wieder kreischten die Kartätschenkugeln durch die Luft, und einer der Rotröcke, die Brigadier Moon trugen, fiel blutverschmiert nach vorn. Der Mann spie Blut, und der Brigadier brüllte vor Schmerz, als er fallen gelassen wurde. Die Brücke zitterte wie ein Ast im Wind. Sharpe musste auf die Knie hinunter und sich an einer Planke festhalten, um nicht ins Wasser geworfen zu werden. Musketenkugeln kamen von der französischen Kompanie, doch sie kamen aus zu großer Entfernung, um genau zu sein. Moons verletzter Hengst schwamm im Fluss. Blut verteilte sich im Wasser, während das Tier gegen den unvermeidlichen Tod ankämpfte.
Am britischen Ende der Brücke schlug eine Granate ein. Sharpe nahm an, die französischen Kanoniere wollten verhindern, dass die fliehenden Briten die Brücke verließen, wo man sie problemlos mit Kartätschen eindecken konnte. Die französische Infanterie hatte sich ans Ostufer zurückgezogen, von wo aus sie Musketensalven feuerte. Immer mehr Rauch erfüllte das Tal. Wasser schäumte um den Ponton, an den Sharpe und Harper sich klammerten. Dann erbebte die Konstruktion erneut, die Planken brachen, und Sharpe fürchtete, dass der Rest der Brücke kentern würde. Eine Kugel schlug neben ihm ins Holz, und ein weiteres Geschoss explodierte am anderen Ende der Brücke und hinterließ eine schmutzige Rauchwolke, die den Fluss hinauftrieb, wo die Vögel in Panik flohen.
Kurz erbebte die Brücke noch einmal, dann war es damit vorbei. Es gab noch einen kurzen Ruck, als die letzte Ankerkette riss und die sechs Pontons sich zu drehen begannen und den Fluss hinuntertrieben, während Kartätschen hinter ihnen das Wasser aufwirbelten.
Harper warf sich sein Salvengewehr über die Schulter und schoss stattdessen mit seiner Baker Rifle. Rifleman Slattery und Rifleman Harris gesellten sich zu ihm und Sharpe. Die beiden schossen ebenfalls und zielten dabei auf die berittenen französischen Offiziere, doch als sich der Mündungsrauch verzog, saßen die Offiziere noch immer auf ihren Pferden. Zusammen mit anderem Treibgut wurden die Pontons rasch von der Strömung weggetragen. Brigadier Moon lag auf dem Rücken und versuchte, sich auf den Ellbogen aufzurichten. »Was ist passiert?«
»Wir werden abgetrieben, Sir«, antwortete Sharpe.
Insgesamt waren sechs Mann des 88th auf dem ungewöhnlichen Gefährt und fünf von Sharpes Riflemen des South Essex. Dem Rest seiner Kompanie war es entweder gelungen, von der Brücke zu kommen, bevor sie auseinandergebrochen war, oder sie trieben an anderer Stelle ebenfalls im Fluss herum. Sharpe, der Brigadier und elf weitere Männer trieben den Fluss hinunter, und mehr als hundert Franzosen verfolgten sie am Ufer. Sharpe hoffte nur, dass Dreizehn keine Unglückszahl für sie war.
»Versuchen Sie mal, ans Westufer zu paddeln«, befahl Moon. Einige britische Offiziere auf requirierten Pferden waren dort zu sehen. Sie versuchten ebenfalls, mit dem Floß mitzuhalten.
Sharpe ließ die Männer mit ihren Gewehr- und Musketenkolben paddeln, doch die Pontons waren unglaublich schwer und alle Mühe umsonst. Der Kahn trieb immer weiter in Richtung Süden. Eine letzte Granate schlug harmlos in den Fluss, und die Zündschnur wurde vom Wasser gelöscht. »Paddelt, um Himmels willen!«, schnappte Moon.
»Sie tun ihr Bestes, Sir«, sagte Sharpe. »Was ist mit Ihrem Bein? Gebrochen?«
»Das Wadenbein«, antwortete Moon und zuckte zusammen. »Ich habe gehört, wie es brach, als das Pferd gestürzt ist.«
»Wir werden das
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