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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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in einer Minute richten, Sir«, erklärte Sharpe beruhigend.
    »O nein, verdammt! Sie werden nichts Derartiges tun, Mann! Sie werden mich zu einem Arzt bringen!«
    Sharpe war nicht sicher, wie er Moon überhaupt irgendwohin bringen sollte außer direkt den Fluss hinunter, der sich ein Stück weiter um hohe Felsen wand, die am spanischen Ufer weit ins Wasser ragten. Wenigstens würden diese Felsen die Franzosen aufhalten.
    Sharpe benutzte sein Gewehr als Paddel, doch das Gefährt nahm trotzig seinen eigenen Weg. Hinter den Felsen wurde der Fluss breiter, bog nach Westen ab, und die Strömung ließ ein wenig nach.
    Die französischen Verfolger fielen zurück, und auch die Briten kamen auf der portugiesischen Seite nur schwer voran. Das französische Geschütz feuerte noch immer, aber die Kanoniere konnten das Floß nicht mehr sehen, also schossen sie vermutlich auf die britischen Truppen am anderen Ufer.
    Sharpe versuchte, das Floß mit einer verbrannten Planke zu lenken, doch nicht, weil er glaubte, das nütze irgendwas, sondern um zu vermeiden, dass Moon sich beschwerte. Und das improvisierte Ruder zeigte tatsächlich auch keine Wirkung. Stur blieb das Floß dicht am spanischen Ufer. Sharpe dachte an Bullen, und blanke Wut überkam ihn ob der Art, wie der Lieutenant gefangen genommen worden war. »Ich bringe den Bastard um«, sagte er laut.
    »Was werden Sie?«, verlangte Moon zu wissen.
    »Ich werde diesen froschfressenden Bastard umbringen, Sir. Colonel Vandal.«
    »Nein, das werden Sie nicht. Sie werden mich ans andere Ufer bringen, und zwar schnell.«
    Und in diesem Augenblick lief das Floß auf Grund.
    Die Krypta lag unter der Kathedrale. Sie war ein Labyrinth, das man aus dem Felsen gehauen hatte, auf dem Cadiz dem Meer trotzte, und in den tiefsten Löchern unter dem mit Steinplatten versiegelten Boden der Krypta warteten die toten Bischöfe von Cadiz auf ihre Wiederauferstehung.
    Zwei Steintreppen führten in die Krypta hinab und in eine große Kapelle, eine runde Kammer, zweimal so hoch wie ein Mann und dreißig Schritt breit. Wenn man in der Mitte der Kammer stand und in die Hände klatschte, dann hallte das Geräusch fünfzehn Mal wider. Es war eine Krypta der Echos.
    Fünf Kavernen waren über Gänge mit der großen Kammer verbunden. Eine enthielt eine kleinere, runde Kapelle am äußersten Ende des Labyrinths, während die anderen vier die große Kammer flankierten. Die vier Kavernen waren tief und dunkel. Sie waren durch einen von der großen Kammer aus unsichtbaren Gang miteinander verbunden, der die gesamte Krypta umspannte. Keine der Kavernen war geschmückt. Die Kathedrale darüber mochte mit ihrer Marmorpracht ja im Kerzenlicht glitzern und vor bemalten Heiligenfiguren und Monstranzen in Silber und Gold nur so strotzen, doch die Krypta bestand schlicht aus Fels. Lediglich die Altäre hatten ein wenig Farbe. In der kleinen Kapelle blickte eine Madonna traurig den langen Gang zu der größeren Kammer hinunter, an deren anderem Ende ihr Sohn in immerwährendem Schmerz an einem silbernen Kreuz hing.
    Es war tief in der Nacht. Die Kathedrale war leer. Der letzte Priester hatte seine Stola zusammengefaltet und war nach Hause gegangen. Die Frauen, die fast immer um den Altar herumlungerten, waren verscheucht, der Boden geputzt und die Türen verschlossen. Nur die Kerzen brannten noch, und ihr ewiges rotes Licht fiel auf das Gerüst an der Vierung, wo das Quer- auf das Hauptschiff traf. Die Kathedrale war noch nicht vollendet. Das Allerheiligste mit dem Hochaltar musste noch gebaut werden. Auch die Kuppel war erst zur Hälfte fertig, und mit dem Glockenturm hatte man noch nicht einmal begonnen.
    Padre Salvador Montseny besaß einen Schlüssel zu einer der Osttüren. Der Schlüssel kratzte im Schloss, und die Scharniere knarrten, als er die Tür öffnete. Sechs Männer begleiteten ihn. Zwei von ihnen blieben nah bei der offenen Kathedralentür. Sie hielten sich in den Schatten, versteckten sich, beide mit geladenen Musketen und dem Befehl, sie auch einzusetzen, sollte es die Situation erfordern. »Das ist eine Nacht der langen Messer«, erklärte Montseny seinen Männern.
    »In der Kathedrale?«, fragte einer der Männer nervös.
    »Ich werde euch für alle Sünden die Absolution erteilen«, erwiderte Montseny, »und die Männer, die hier sterben müssen, sind allesamt Ketzer. Es sind Protestanten, Engländer. Gott wird ihr Tod gefallen.«
    Montseny führte die verbliebenen vier Männer zur Krypta, und in

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