Sharpes Zorn (German Edition)
kleinen Hain gekrönt. Erstaunlicherweise waren keine Soldaten auf dem Hügel zu sehen. Trotzdem glaubte Victor nicht, dass seine Feinde so dumm waren, ihn unbewacht zu lassen. Aber ob der Hügel nun besetzt war oder nicht, er musste ebenso eingenommen werden wie der Pinienwald. Dann würden Victors zwei Divisionen nach Norden in Richtung Ufer schwenken und die Reste der alliierten Armee ihrer Vernichtung in der schmalen Passage zwischen Meer und Fluss entgegentreiben. »Das wird die reinste Kaninchenjagd!«, versprach Victor seinen Adjutanten. »Die reinste Kaninchenjagd! Jetzt los! Beeilen Sie sich! Ich will die Kaninchen zu Mittag im Kochtopf haben!«
Sir Thomas hatte den Blick fest auf den Hügel mit der Ruine gerichtet. Er galoppierte über den holprigen Pfad, der sich um die Seeseite des Hügels wand, und entdeckte eine spanische Brigade, die dort marschierte. Die Brigade bestand aus fünf Bataillonen und einer Batterie, und sie stand unter dem Befehl von Sir Thomas, denn sie folgte dem Tross, und Lapena hatte eingewilligt, jede Einheit hinter dem Tross dem Kommando seines Verbündeten zu unterstellen. Sir Thomas befahl den Spaniern, den Hügel hinaufzumarschieren. »Sie werden dort oben die Stellung halten«, befahl er dem spanischen Offizier. Die Brigade war die Einheit, die dem Hügel am nächsten stand. Das war schlicht Zufall, und Sir Thomas hatte so seine Bedenken, die Rückraumsicherung der Armee einer ihm unbekannten spanischen Brigade anzuvertrauen. Er wendete sein Pferd, galoppierte durch den Sand und fand das Flankenbataillon aus Gibraltar. »Major Browne!«
»Zu Ihren Diensten, Sir Thomas!« Browne nahm den Hut ab. Er war ein stämmiger Mann mit rotem Gesicht und stets gut gelaunt.
»Ihre Jungs sind doch standhaft, Browne, oder?«
»Jeder Kerl hier ist ein Held, Sir Thomas.«
Sir Thomas drehte sich im Sattel um. Er befand sich auf der Küstenstraße, die durch das armselige Dorf mit Namen Barrosa führte. Es gab dort einen Wachturm, der vor langer Zeit errichtet worden war, um die Küste vor Feinden vom Meer zu schützen. Sir Thomas hatte einen seiner Adjutanten hinaufgeschickt, doch der Blick landeinwärts von dort war mehr schlecht als recht. Überall in dieser Gegend reichten die Pinienwälder bis an die Küste heran, und die verbargen alles, was östlich von hier lag. Allerdings sagte der gesunde Menschenverstand Sir Thomas, dass die Franzosen den Hügel würden angreifen müssen. Schließlich war das der höchste Punkt an der Küste.
»Diese Teufel sind irgendwo da draußen«, sagte Sir Thomas und deutete nach Osten, »und unser Herr und Meister erzählt mir ständig, dass sie nicht hierherkommen würden. Das glaube ich aber nicht, Major, und ich will die Teufel nicht auf dem Hügel da. Sehen Sie diese Spanier?« Er nickte in Richtung der fünf Bataillone, die sich den Hang hinaufkämpften. »Verstärken Sie sie, Browne, und halten Sie den Hügel.«
»Sie können sich auf mich verlassen«, erwiderte Browne fröhlich. »Und Sie, Sir Thomas?«
»Wir haben den Befehl, nach Norden vorzurücken.« Sir Thomas deutete zum nächsten Wachturm an der Küste. »Man hat mir gesagt, dass es bei diesem Turm ein Dorf mit Namen Bermeja geben soll. Darauf werden wir uns konzentrieren. Verlassen Sie den Hügel nicht, bis wir alle dort sind, Browne.«
Sir Thomas klang verärgert. Lapena lief so schnell er konnte, und Sir Thomas zweifelte nicht daran, dass seine zwei Brigaden in Bermeja den Rückzug würden decken müssen. Er hätte zwar lieber hier gekämpft, wo der Hügel seinen Männern einen Vorteil verschaffte, doch der Verbindungsoffizier hatte ihm die Befehle Doña Manolitos gebracht, und die waren eindeutig. Die alliierte Armee sollte sich nach Cadiz zurückziehen. Von einem Angriff auf Chiclana war noch nicht einmal mehr die Rede, stattdessen befanden sie sich nun unverhohlen auf der Flucht. Der gesamte Feldzug war umsonst gewesen! Das ärgerte Sir Thomas, doch er konnte sich einem direkten Befehl nicht offen widersetzen. Also würde er den Hügel halten, um den Rückraum der Armee zu schützen, während sie auf Bermeja zumarschierte.
Sir Thomas schickte seine Adjutanten aus, um General Dilkes und Colonel Wheatley mitzuteilen, dass sie weiter durch die Pinienwälder und damit im Verborgenen vorrücken sollten. Sir Thomas folgte ihnen. Er ritt aus dem Dorf und zwischen die Bäume, während Major Browne seine Kompanien auf den Hügel mit Namen Cerro del Puerco führte, was jedoch weder Browne noch
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