Sharpes Zorn (German Edition)
seine Männer wussten.
Der Gipfel des Cerro del Puerco war eine breite, flache Kuppel. Auf der dem Meer zugewandten Seite stand die Ruine einer Kapelle inmitten einiger Bäume, und Browne sah, dass die fünf spanischen Bataillone genau vor der Ruine aufmarschiert waren. Browne war versucht, einfach an den Spaniern vorbeizumarschieren und rechts von ihnen in Position zu gehen, aber er nahm an, dass ihre Offiziere protestieren würden, wenn er diese Ehrenposition für sich beanspruchte. Also gab er sich damit zufrieden, sein kleines Bataillon links von der Linie aufzustellen. Dort saß Major Browne dann ab und ging vor seinen Männern auf und ab. Er hatte Grenadier- und Leichte Kompanien des 9th, des 28th und des 82nd Regiments unter seinem Kommando, Elitesoldaten aus Lancashire, Silver-Tails aus Gloucestershire und die Holy Boys aus Norfolk. Die Grenadierkompanien bestanden aus großen, harten Männern, die sowohl aufgrund ihrer Körpergröße als auch wegen ihrer Kampfkraft für die schwere Infanterie rekrutiert worden waren, während die Leichten Kompanien als Plänkler dienten. Es war ein künstliches Bataillon, das extra für diesen Feldzug zusammengestellt worden war, doch Browne vertraute auf die Fähigkeiten seiner Männer. Er schaute zu den Spaniern und sah, dass sie ihre Artillerie im Zentrum positioniert hatten.
Die britisch-spanische Linie hatte sich auf der Seeseite des Cerro del Puerco aufgestellt, sodass man sie vom Inland aus nicht sehen konnte. Das hieß aber auch, dass die Alliierten die Franzosen nicht würden sehen können, wenn sie von Osten anrückten. Allerdings konnten sie hier auch nicht von feindlichen Geschützen unter Feuer genommen werden. Also ließ Browne seine Männer, wo sie waren. Aber er wollte auch sehen, ob irgendwer den Hügel bedrohte, und so winkte er seinem Adjutanten, und die beiden Männer suchten sich einen Weg durch das hohe Gras. »Wie geht es Ihren Geschwüren, Blakeney?«, erkundigte sich Browne.
»Es wird schon besser, Sir.«
»Geschwüre sind schon übel, besonders am Hintern. Und wenn man viel im Sattel sitzt, hilft das auch nicht gerade.«
»Sie sind nicht allzu schmerzhaft, Sir.«
»Lassen Sie sie vom Arzt aufschneiden«, schlug Browne vor, »dann fühlen Sie sich gleich wie ein neuer Mensch. Grundgütiger!«
Die beiden Männer hatten die Kuppe erreicht und konnten nun die ganze Heide in Richtung Chiclana einsehen. Der Ausruf des Majors galt dem Anblick von Infanterie in der Ferne. Er konnte die Bastarde nicht richtig erkennen, denn sie waren größtenteils hinter Bäumen und Bodenwellen verborgen, und deshalb wusste er auch nicht, in welche Richtung die blau uniformierten Teufel marschierten. Bedrohlicher wirkten da schon die drei Schwadronen französischer Dragoner, die direkt auf den Hügel zuritten. »Glauben Sie, dass diese Franzmänner mit uns spielen wollen, Blakeney?«
»Sie scheinen zumindest in unsere Richtung zu kommen, Sir.«
»Dann sollten wir sie gebührend empfangen«, sagte Browne, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zu der Ruine zurück. Vor ihm standen nur eine Batterie mit fünf Kanonen und viertausend spanische und britische Musketen. Das waren mehr als genug, schätzte er, um den Hügel zu halten.
Hufgetrappel im Süden warnte ihn nur kurz vor, dann sah Browne, dass die alliierte Kavallerie zum Hügel gekommen war. Sie bestand aus drei Schwadronen spanischer Dragoner und zwei Schwadronen Husaren der King’s German Legion, alle unter dem Befehl von General Whittingham, einem Engländer in spanischen Diensten. Whittingham ritt zu Browne, der noch immer zu Fuß unterwegs war. »Zeit zu gehen, Major«, sagte Whittingham kurz angebunden.
»Zu gehen?« Browne glaubte, er habe falsch gehört. »Ich habe Befehl, diesen Hügel zu halten! Und da unten sind zweihundertfünfzig Froschdragoner!«, sagte Browne und deutete nach Nordosten.
»Die habe ich schon gesehen«, erwiderte Whittingham. Sein Dreispitz warf tiefe Schatten auf das faltige Gesicht. Er rauchte eine dünne Zigarre, die er immer wieder abklopfte, obwohl eigentlich gar keine Asche da war. »Zeit, sich zurückzuziehen«, erklärte er.
»Ich habe den Befehl, den Hügel zu halten«, beharrte Browne auf seiner Aussage, »und zwar bis Sir Thomas das nächste Dorf erreicht hat, und das hat er noch nicht.«
»Sie sind weg!« Whittingham deutete zum Strand, wo gerade die letzten Trosswagen nördlich des Cerro del Puerco durch den Sand rumpelten.
»Wir werden den Hügel
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