Sharpes Zorn (German Edition)
die Franzosen liefen so schnell, dass sie ihn ohnehin nicht mehr hören konnten. »Erinnert euch an mich!«, schrie er erneut und strich mit dem Daumen über seinen Ehering.
Und nördlich von ihm, jenseits des Pinienwaldes, feuerte ein Geschütz.
Und Sir Thomas drehte sich um und gab seinem müden Pferd die Sporen. Denn die Schlacht war noch nicht gewonnen.
»Verdammte Scheiße«, sagte Sharpe. Der Zweispänner war an ihm vorbeigerast, an der Ecke der französischen Kolonne vorbeigerumpelt und dann gut zwanzig Schritt weiter umgekippt. Die Frau mit dem schwarzen Schleier war offensichtlich unverletzt, denn sie half dem Brigadier auf die Beine, doch ein Dutzend Franzosen aus den hinteren Reihen der Kolonne hatten den Unfall bemerkt und rochen Beute. Ein Mann mit so viel Lametta hatte mit Sicherheit auch viel Geld. Also rannten sie los, um dem Kerl die Taschen zu durchwühlen. Sharpe zog seinen Säbel und lief los.
»Wir haben zu arbeiten, Jungs«, sagte Harper. »Kommt.«
Die Riflemen hatten sich auf die Flanke der Kolonne zu bewegt. Zwischen Rotröcken und Franzosen tobte ein übler Kampf, ein Kampf mit Bajonett und Kolben, doch Sharpe hatte Colonel Vandal auf seinem Pferd entdeckt. Vandal war mitten im dichtesten Gedränge der Franzosen, unmittelbar neben dem Adler des Regiments, und er schlug mit seinem Degen, doch nicht nach Rotröcken, sondern nach seinen eigenen Männern. Er schrie sie an, sie sollten kämpfen, töten, und seine Leidenschaft hielt die Männer auf der linken französischen Flanke zusammen, sodass diese sich als Einzige nicht zurückzog. Stattdessen kämpfte sie stur gegen die Iren, die sie von vorn angriffen. Sharpe hatte geglaubt, von der Seite würde er vielleicht ein freies Schussfeld haben, doch nun musste er erst einmal Brigadier Moon retten, der die verschleierte Frau zu beschützen versuchte. Moon zog sie neben sich zu Boden und suchte nach seiner Pistole, doch bei dem Sturz musste sie ihm aus der Tasche gefallen sein. Also zog er seinen neuen Degen, ein billiges Ding, das er in Cadiz gekauft hatte, und musste feststellen, dass die Klinge zerbrochen war. Just in diesem Augenblick schrie die verwitwete Marquesa, denn die Franzosen stürzten mit Bajonetten auf sie zu.
Dann tauchte links von Moon ein Mann in grüner Uniform auf. Er hielt einen schweren Kavalleriesäbel in der Hand, eine Waffe, die ebenso brutal wie unhandlich war, und mit dem ersten Hieb traf er einen Franzosen in den Hals, und das Blut spritzte höher als der Adler auf seiner Stange. Der Kopf des Mannes fiel zurück, während sein Körper weiterlief. Sharpe drehte sich um, rammte einem zweiten Mann den Säbel in den Bauch und drehte die Klinge so schnell, dass sich das Fleisch nicht um die Waffe schließen konnte, dann stellte er dem Mann den Fuß auf den Bauch und riss den Säbel wieder heraus. Ein Bajonett drang durch seinen Mantel, doch dann war Capitán Galiana da und spießte den Franzosen mit seinem schmalen Degen auf.
Brigadier Moon, der noch immer die Hand der Marquesa hielt, schaute einfach zu. Sharpe hatte so schnell einen Mann getötet und einen zweiten zu Boden geschickt, wie man brauchte, um eine Fliege zu erschlagen. Jetzt stürzten sich zwei weitere Franzosen auf Sharpe, und Moon rechnete damit, dass der Rifleman dem wilden Angriff ausweichen würde, doch stattdessen trat Sharpe ihnen entgegen und schlug ein Bajonett beiseite, bevor er dem Mann die Klinge ins Gesicht rammte. Ein Stiefeltritt in den Unterleib ließ den Mann zusammenbrechen. Ein zweiter Franzose stieß mit dem Bajonett zu, und Moon war fest davon überzeugt, dass Sharpe das nicht überleben würde, doch der Rifleman sprang einen Schritt zur Seite und wirbelte zu dem neuen Angreifer herum. Moon sah die Wildheit in Sharpes Gesicht, und plötzlich hatte er Mitleid mit den Franzosen, die dem Mann gegenübertreten mussten.
»Bastard«, knurrte Sharpe und stieß hart und schnell zu, und der Franzose ließ seine Muskete fallen und klammerte sich an die Klinge, die in seinen Bauch gedrungen war. Sharpe riss sie im selben Augenblick wieder heraus, als Perkins dem Mann auch noch das Schwertbajonett in den Leib rammte. Jetzt war Harper neben Sharpe. Er drückte den Abzug seines Salvengewehrs, und es klang wie ein Kanonenschuss. Zwei Franzosen brachen blutüberströmt zusammen, und die anderen hatten genug und liefen zur Kolonne zurück.
»Sharpe!«, rief Moon.
Sharpe ignorierte den Brigadier. Er steckte seinen Säbel wieder weg und nahm das
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