Sharpes Zorn (German Edition)
Masterson dem Franzosen die Standarte aus der Hand. Capitaine Lecroix brüllte vor Wut und schlug mit dem Säbel nach Masterson, doch ein Rotrock stieß Lecroix das Bajonett zwischen die Rippen, und ein anderer schlug ihm mit der Muskete auf den Kopf, und das Letzte, was Lecroix auf dieser Welt sah, war der riesige irische Sergeant, der die wertvolle Standarte schwang. Er schlug mit dem Adler nach den Männern, die vor ihm zu fliehen versuchten, und dann tauchte ein weiterer Schwarm von Rotröcken mit ihren Bajonetten an Mastersons Seite auf. »Stoßen!«, schrie ein Sergeant mit hoher, brechender Stimme. »Zurück! Stehen! Stoßen!«
Ein Welle von Franzosen versuchte, den Adler zurückzuerobern, doch die irischen Bajonette waren jetzt davor. »Stoßen! Zurück!«, schrie der Sergeant weiter, während Masterson hinter ihm
unzusammenhängendes Zeug bellte und den Adler über dem Kopf schwang. »Stoßen! Zurück! Macht das ordentlich!«
Zwei Männer packten Vandal an den Schultern und zogen ihn von den blutüberströmten Iren weg. Der Colonel war nicht schwer verletzt. Eine Bajonett hatte ihn am Bein getroffen, aber er konnte ohnehin nicht mehr gehen, nicht mehr sprechen, ja noch nicht einmal mehr denken. Der Adler! Er trug einen Lorbeerkranz um den Hals, einen Kranz aus vergoldeter Bronze, den die Stadt Paris jenen Regimentern verliehen hatte, die sich bei Austerlitz ausgezeichnet hatten, und jetzt wedelte irgend so ein grobschlächtiger Bauerntölpel damit in der Luft herum! Wut kochte in Vandal hoch. Er würde den Adler nicht verlieren! Und wenn er bei dem Versuch sterben würde, er würde den Adler des Kaisers zurückholen.
Vandal schrie die beiden Männer an, ihn loszulassen, und rappelte sich auf. »Pour l’Empereur!« , schrie er und stürmte auf Masterson los. Er wollte sich einen Weg durch die Rotröcke freihacken, doch plötzlich waren da auch noch Feinde zu seiner Linken, und er drehte sich um, parierte einen Säbelhieb, stieß nach dem Mann, um ihn zu töten, und sah zu seiner großen Überraschung, dass es ein spanischer Offizier war, der seinerseits Vandal parierte und schnell erneut zustieß. Weitere Franzosen sprangen ihrem Colonel zur Seite. »Holt den Adler!«, schrie er sie an und schlug nach dem Spanier, in der Hoffnung, den Mann zurückzutreiben, damit er wieder die Rotröcke angehen konnte, die den Adler hatten. Der Hieb schnitt durch den Mantel und die gelbe Schärpe des Spaniers und verursachte eine blutende Wunde an dessen Bauch. Doch im selben Augenblick, da der Spanier zur Seite geworfen wurde, drosch ein großer, grün uniformierter Mann mit einer riesigen Klinge auf Vandals Degen ein und packte den Colonel schlicht am Kragen. Der grüne Mann riss Vandal aus dem Nahkampf heraus, brachte ihn zu Fall und trat dem Colonel gegen die Schläfe. Gewehre feuerten, dann trieben die Iren die letzten Franzosen zurück. Vandal versuchte, sich von seinem Angreifer wegzurollen, doch er wurde erneut getreten, und als er den Blick hob, hatte er den großen Säbel an der Kehle.
»Na? Erinnern Sie sich noch an mich?«, fragte Captain Sharpe.
Vandal schwang den Degen, doch Sharpe parierte den Hieb mit Leichtigkeit. »Wo ist mein Lieutenant?«, verlangte er zu wissen.
Vandal hielt noch immer den Säbel in der Hand und bereitete sich darauf vor, erneut nach dem Rifleman zu schlagen, doch dann drückte Sharpe ihm den schweren Kavalleriesäbel an die Kehle. »Ich ergebe mich«, keuchte Vandal.
Der Druck ließ nach. »Geben Sie mir Ihren Degen«, forderte Sharpe.
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort«, erwiderte Vandal, »und nach den Regeln des Krieges darf ich meinen Degen behalten.« Der Colonel wusste, dass diese Schlacht verloren war. Seine Männer waren weg, und die Iren trieben sie mit ihren Bajonetten weiter ostwärts. Tatsächlich lief nun die gesamte französische Linie, und die Rotröcke jagten ihnen hinterher, wenn auch nicht weit. Sie waren die ganze Nacht hindurch marschiert und hatten den ganzen Morgen gekämpft, und sie waren zu Tode erschöpft. So folgten sie dem geschlagenen Feind nur, bis sie sicher waren, dass sich die Franzosen nicht mehr neu formieren würden. Dann ließen sie sich zu Boden sinken und staunten, dass sie noch am Leben waren. »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort«, wiederholte Vandal.
»Ich habe gesagt, Sie sollen mir Ihren Degen geben«, knurrte Sharpe.
»Er kann seine Waffe behalten«, mischte sich Galiana ein. »Er hat uns sein Ehrenwort gegeben.«
Brigadier Moon schaute
Weitere Kostenlose Bücher