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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zu und zuckte unwillkürlich zusammen, als Sharpe den Franzosen noch einmal trat und ihm mit dem schweren Kavalleriesäbel ins Handgelenk schnitt. Vandal ließ das mit Schlangenleder umwickelte Heft los, und Sharpe bückte sich, um die Klinge aufzuheben. Er schaute sich den Stahl an und erwartete dort einen französischen Namen eingraviert zu sehen, doch da stand »Bennett«.
    »Den haben Sie gestohlen, Sie Schwein«, sagte Sharpe.
    »Ich habe Ihnen mein Ehrenwort gegeben!«, protestierte Vandal.
    »Dann stehen Sie auf«, befahl Sharpe.
    Vandal konnte vor lauter Tränen kaum sehen, doch die galten nicht dem Schmerz, sondern dem Verlust des Adlers. Er stand auf. »Mein Degen!«, verlangte er und blinzelte.
    Sharpe warf Brigadier Moon den Degen zu. Dann schlug er Vandal. Er wusste, dass er das nicht tun sollte, aber er war voller Wut und traf Vandal genau zwischen die Augen. Vandal fiel erneut zu Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Sharpe beugte sich über ihn. »Erinnern Sie sich nicht, Colonel?«, fragte er. »Krieg ist Krieg, und da gibt es keine Regeln. Das haben Sie selbst gesagt. Also – wo ist mein Lieutenant?«
    Nun erkannte Vandal Sharpe. Er sah den Verband unter dem verbeulten Tschako, und er erinnerte sich an den Mann, der die Brücke in die Luft gejagt und von dem er geglaubt hatte, ihn erschossen zu haben. »Ihr Lieutenant«, antwortete er mit zitternder Stimme, »ist in Sevilla, wo er ehrenvoll behandelt wird. Haben Sie gehört? Ehrenvoll! Und so müssen Sie auch mich behandeln.«
    »Stehen Sie auf«, sagte Sharpe. Der Colonel stand auf und zuckte dann unwillkürlich zusammen, als Sharpe ihn herumdrehte, indem er an seinen goldenen Epauletten riss. Sharpe deutete nach vorn. »Schauen Sie gut hin, Colonel«, sagte er. »Da ist Ihre verdammte Ehre.«
    Mit einem Lächeln so breit wie ganz Dublin paradierte Sergeant Masterson mit dem eroberten Adler umher. »Bei Gott, Jungs«, rief er. »Ich habe mir ihren Kuckuck geschnappt!«
    Und Sharpe lachte.
    Die HMS Thornside ließ den Felsen von Diamante hinter sich und schob sich nach Westen in den Atlantik hinein. Bald würde sie den Kurs ändern und zur Mündung des Tajo segeln, nach Lissabon. Am Ufer schaute ein einbeiniger Admiral ihr hinterher und schmeckte Galle im Mund. Ganz Cadiz pries nun die Briten, die einen Adler erbeutet und die Franzosen gedemütigt hatten. Alle Hoffnung auf eine neue Junta hatte sich ebenso in Luft aufgelöst wie auf einen vernünftigen Frieden mit dem Kaiser, denn in Cadiz breitete sich das Kriegsfieber aus, und Sir Thomas Graham war der Held der Stunde. Der Admiral drehte sich um und humpelte auf sein Haus zu.
    Sharpe beobachtete, wie die Küste am Horizont verschwand. Er stand neben Harper. »Tut mir leid, Pat.«
    »Das weiß ich, Sir.«
    »Er war ein Freund.«
    »Ja, das war er«, sagte Harper. Rifleman Slattery war gefallen. Sharpe hatte es nicht gesehen, aber während er und Galiana in die sich auflösende Kolonne vorgedrungen waren, um Vandal zu finden, hatte eine verirrte Musketenkugel Slattery am Hals erwischt, und er war auf Caterinas Röcken verblutet.
    »Es war nicht unser Kampf«, sagte Sharpe. »Du hattest recht.«
    »Es war aber auch ein Kampf, wie man ihn nur selten erlebt«, erwiderte Harper. »Und Sie haben Ihren Mann erwischt.«
    Colonel Vandal hatte sich bei Sir Thomas Graham beschwert, dass Sharpe ihn nach seiner Gefangennahme verletzt habe. Außerdem habe Captain Sharpe ihn beleidigt und ihm seinen Degen gestohlen. Lord William Russell hatte Sharpe von der Beschwerde erzählt und den Kopf geschüttelt. »Das ist eine ernste Sache, Sharpe. Sie dürfen keinen Colonel verärgern, noch nicht einmal einen französischen. Überlegen Sie doch nur einmal, was sie mit unseren gefangenen Offizieren machen werden, wenn sie davon erfahren.«
    »Ich habe das nicht getan«, hatte Sharpe stur gelogen.
    »Natürlich nicht, mein Freund, aber Vandal hat nun mal Beschwerde eingereicht, und ich fürchte, Sir Thomas besteht auf einer Untersuchung.«
    Doch die Untersuchung hatte nie stattgefunden. Brigadier Sir Barnaby Moon hatte seinen eigenen Bericht über den Vorfall geschrieben, und darin stand zu lesen, dass er bei der Gefangennahme des Colonels keine zwanzig Schritt von diesem entfernt gewesen war und somit habe er auch alles gesehen, was Captain Sharpe getan hatte. Und Captain Sharpe, so versicherte Sir Barnaby, sei ganz Offizier und Gentleman gewesen. Daraufhin hatte Sir Thomas Sharpe einbestellt und sich persönlich bei

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