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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ihre linke Flanke. Général Rousseau, der kommandierende Offizier der Grenadiere, hatte nur eine Sorge, nämlich dass seine Männer zu spät kommen würden und den Sieg nicht mehr auskosten könnten.
    Die Briten waren noch immer auf dem Hang und ihre Linie nach wie vor zerrissen. Sie waren von den Kartätschen schwer getroffen worden, doch die französischen Geschütze konnten nicht länger feuern, denn inzwischen versperrte ihre eigene Infanterie ihnen die Sicht auf die Rotröcke. Doch Victor wusste, dass er die Kanonen auch nicht mehr brauchen würde. Die Bajonette des Kaisers würden den Sieg besiegeln, und so spielten die Trommler den pas de charge , und die Adler wurden in die Höhe gereckt, als dreitausend Franzosen über die Nordflanke des Hügels strömten und einen Triumphschrei ausstießen, während sie zum Sieg marschierten.
    Sie standen den britischen Foot Guards gegenüber, einem halben Bataillon aus Hampshire, zwei Kompanien Riflemen und den Überresten des Flankenbataillons, das aus Gibraltar in die Schlacht gezogen war. Diese rot und grün uniformierten Männer waren zwei zu eins in der Unterzahl, sie waren die ganze Nacht über marschiert, und der Feind griff von oben an.
    »Legt an!«, brüllte Sir Thomas Graham. Wundersamerweise hatte er den Einschlag einer Kartätsche überlebt, die drei Schotten unmittelbar vor ihm weggefegt hatte. Lord William Russell hatte ihm seinen zertrampelten Hut zurückgebracht, und den hielt Sir Thomas nun in die Höhe und deutete auf die beiden ungebrochenen Kolonnen, die mit aufgepflanzten Bajonetten den Hügel herabstürmten. »Feuer!«
    Zwölfhundert Musketen und zweihundert Gewehre eröffneten das Feuer. Die Entfernung betrug größtenteils weniger als sechzig Schritt, und die Kugeln schlugen in die dreihundert Mann der ersten Reihe und brachten die französischen Kolonnen zum Stehen. Es war, als hätte ein Rachengel den Kopf der französischen Kolonnen mit einem gewaltigen Schwert abgeschlagen. Die vordersten Reihen versanken in Blut, und auch die folgenden Reihen fielen, und das Blutbad reichte aus, um die dritte und vierte Reihe ins Wanken zu bringen, als sie über die Toten stolperten. Die Rotröcke sahen nicht, was ihre Salven angerichtet hatten, denn der Pulverdampf ihrer eigenen Musketen war zu dicht. Nach wie vor rechneten sie damit, dass der Feind jede Sekunde mit aufgepflanzten Bajonetten durch den Rauch brechen würde, und so taten sie, wozu sie ausgebildet waren: Sie luden nach. Die Formation hatte sich während des Aufstiegs mehr oder weniger aufgelöst, und obwohl einige Offiziere ihren Kompanien zubrüllten, sie sollten zugweise schießen, feuerten die meisten einfach nur um ihr Leben. Sie warteten nicht mehr auf irgendwelche Feuerbefehle, sondern schossen, luden nach und schossen.
    In den Ausbildungsbüchern war das Abfeuern einer Muskete in zehn Schritte unterteilt. Es begann mit dem Herausholen der Patrone und endetet mit dem Feuerbefehl, und in einigen Bataillonen unterteilten die Ausbilder das sogar in bis zu siebzehn Schritte, die alle einzeln gelernt und gemeistert werden mussten. Einige Männer, einige wenige, hatten zu Beginn der Ausbildung schon gewisse Kenntnisse, was Feuerwaffen betraf. Größtenteils handelte es sich dabei um Jungen vom Land, die schon einmal mit einer Vogelflinte geschossen hatten, doch nun mussten sie erst einmal vergessen, was sie früher gelernt hatten. Ein Rekrut brauchte eine Minute, manchmal auch länger, um eine Muskete zu laden, doch wenn sie schließlich den roten Rock überstreiften, um für den König in den Kampf zu ziehen, konnten sie nach fünfzehn, zwanzig Sekunden schießen. Das war die wichtigste Fähigkeit von allen. Die Gardisten auf dem Hügel konnten zwar gut aussehen – besonders als Wache vor dem St. James Palast oder Carlton House –, doch wenn ein Mann eine Patrone nicht binnen zwanzig Sekunden aufbeißen und laden konnte, dann war er kein Soldat, und es waren noch fast tausend Gardisten auf dem Hügel, und die schossen nun um ihr Leben. Sie jagten eine Kugel nach der anderen in die Rauchwolke, und Sir Thomas Graham sah von seinem Pferd aus, dass sie den Franzosen auch wehtaten. Nein, sie taten ihnen nicht nur weh, sie brachten sie um.
    Die Franzosen waren wieder in Kolonne vorgerückt. Das taten sie immer. Die Kolonne war dreihundert Mann breit und neun Reihen tief, und das hieß, dass die meisten Franzosen ihre Musketen nicht einsetzen konnten, während jeder Rot- und Grünrock freie

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