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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schussbahn hatte. Die Kugeln prasselten auf die Franzosen ein, und vor den Gardisten und Hampshiremen flackerten kleine Feuer im Gras auf, wo brennendes Pulver von den Pfannen gefallen war.
    Sir Thomas hielt den Atem an. Er wusste, dass dies der Moment war, in dem Befehle nutzlos waren, und jeder Versuch, den Männern Mut zuzusprechen, umsonst. Die Männer wussten, was sie taten, und sie taten es so gut, dass Sir Thomas schon glaubte, die vermeintlich sichere Niederlage doch noch in einen Sieg verwandeln zu können, doch dann hallte das laute Krachen einer geschlossenen Salve von der rechten Flanke zu ihm herüber, und Sir Thomas wendete sein Pferd. Auf der rechten Flanke angekommen, sah er, wie die ungebrochenen Reihen der französischen Grenadiere durch den Rauch ihrer Eröffnungssalve hindurch vorrückten, und die Scot Guards drehten sich zu diesem neuen Feind um, und die Riflemen, die in lockerer Formation an der dem Meer zugewandten Flanke des Hügels kauerten, schlossen ihre Reihen, um ihr Feuer auf die französischen Verstärkungen zu konzentrieren.
    Sir Thomas sagte noch immer nichts. Er hielt den Hut in der Hand und schaute zu, wie die Grenadiere den Hügel herabkamen, und er sah, dass jeder der Franzosen nicht nur eine Muskete, sondern auch einen kurzen Säbel hatte. Das war die Elite des Feindes, die Männer, denen die härtesten Aufgaben zugeteilt wurden, und sie kamen frisch in den Kampf. Aber auch sie marschierten in Kolonne, und die rechte Flanke der britischen Linie hatte sich ohne einen Befehl von Sir Thomas oder eines anderen Offiziers halb in ihre Richtung gedreht, um ihnen zu zeigen, wie gut sie ausgebildet waren. Das halbe Bataillon des 67th stand unmittelbar vor den Grenadieren, die sich anders als die ersten vier Bataillone nicht von den ersten Treffern aufhalten ließen, sondern weiter angriffen.
    So, das wusste Sir Thomas, sollte eine Kolonne kämpfen. Eine Kolonne war wie ein Rammbock, und auch wenn der Kopf des Rammbocks furchtbar bluten musste, so reichte die Wucht seines Angriffs doch für gewöhnlich aus, um den Feind in die Flucht zu schlagen. Auf einem Schlachtfeld nach dem anderen im leidenden Europa hatten die Kolonnen des Kaisers das demonstriert und waren von Sieg zu Sieg marschiert. Und diese Kolonne, allesamt Elitesoldaten, marschierte einen Hügel herab und kam immer näher heran, und wenn sie durch die dünne Linie der Rot- und Grünröcke gebrochen war, würde sie nach rechts schwenken und Sir Thomas’ Männer mit Säbeln und Musketenkolben niedermetzeln. Sir Thomas ritt hinter das 67th, bereit, mit dem Säbel zuzuschlagen und mit seinen Männern zu sterben, sollten die Grenadiere Erfolg haben, und dann gab ein Offizier den Befehl zum Feuern.
    Rauch quoll vor Sir Thomas in die Höhe, immer mehr Rauch. Das 67th feuerte nun zugweise, und die Sweeps waren rechts davon. Sie machten sich nicht länger die Mühe, die Kugeln in Leder einzuwickeln, denn auf diese Entfernung konnten sie ihr Ziel ohnehin nicht verfehlen, und so feuerten sie fast so schnell wie die Rotröcke neben ihnen. Und zu Sir Thomas’ Linker standen seine Schotten, und er wusste, dass die standhalten würden. Der Lärm des Musketenfeuers war ohrenbetäubend. Die Luft stank nach faulen Eiern. Irgendwo schrie eine Möwe, und weit hinter Sir Thomas donnerten Kanonen auf der Heide, aber er hatte keine Zeit, hinter sich zu schauen. Hier und jetzt würde die Schlacht entschieden werden, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass er die Luft anhielt. Sir Thomas schaute zu Lord William und sah, dass seine Lordschaft mit großen Augen und völlig regungslos in den Pulverdampf starrte. »Sie können ruhig wieder atmen, Willie.«
    »Herr im Himmel«, sagte Lord William. »Sie wissen doch, dass hinter uns eine spanische Brigade steht, nicht wahr?«, fragte er Sir Thomas.
    Sir Thomas drehte sich um und sah die spanischen Soldaten am Strand. Sie machten keinerlei Anstalten, ihn zu verstärken, und auch wenn sie jetzt noch den Befehl bekommen hätten, den Hügel hinaufzumarschieren, würden sie zu spät kommen. So lange würde der Kampf nicht dauern, und so schüttelte Sir Thomas nur den Kopf. »Die sollen verdammt sein, Willie«, sagte er. »Die sollen verdammt sein.«
    Lord William Russell hielt eine Pistole in der Hand, bereit, auf den erstbesten Grenadier zu schießen, der durch den Rauch kam, doch die Grenadiere waren von dem Musketen- und Gewehrfeuer zum Stehen gebracht worden. Ihre ersten Reihen waren tot, und die Männer

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