Sharpes Zorn (German Edition)
ihm entschuldigt. »Wir mussten die Beschwerde ernst nehmen, Sharpe«, hatte Sir Thomas gesagt, »aber wenn dieser elende Franzmann gewusst hätte, dass ein Brigadier sie beobachtet hat, dann hätte er sich seine Lügen verkniffen. Und natürlich mag Moon Sie immer noch nicht – das hat er mehr als deutlich gemacht –, also würde er Sie auch nie decken, sollte er auch nur die geringste Möglichkeit sehen, Ihnen Ärger zu bereiten. Vergessen Sie das Ganze einfach, Sharpe, und ich muss sagen, dass ich froh darüber bin. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, dass Sie zu dem fähig sind, was Vandal behauptet.«
»Natürlich bin ich das nicht, Sir.«
»Aber Brigadier Moon, hm?« Sir Thomas hatte gelacht. »Moon und die Witwe! Ist sie wirklich eine Witwe? Eine echte meine ich und nicht irgendein Überbleibsel von Henry Wellesley?«
»Soweit ich weiß, ja, Sir.«
»Wie auch immer, jetzt ist sie jedenfalls eine Ehefrau«, sagte Sir Thomas amüsiert. »Lassen Sie uns einfach hoffen, dass er nie herausfinden wird, wer sie wirklich ist.«
»Sie ist äußerst liebreizend, Sir.«
Sir Thomas hatte ihn ein wenig überrascht angeschaut. »Sharpe«, hatte er gesagt, »ich wünschte, wir wären alle so großmütig wie Sie. Welch freundliche Worte von Ihnen.« Dann hatte Sir Thomas ihm nachdrücklich gedankt, und am folgenden Abend hatte ihm auch Henry Wellesley gedankt. Lord Pumphrey hatte sich an jenem Abend übrigens entschuldigen lassen. Er habe leider anderweitig zu tun, hatte er erklärt.
Selbst Sir Barnaby Moon hatte Sharpe gedankt, und das nicht nur für die Rückgabe seines geliebten Degens, sondern auch, weil Sharpe ihm das Leben gerettet hatte. »Meines und das von Lady Moon, Sharpe.«
»Es war mir eine Ehre, Sir.«
»Meine Lady besteht darauf, dass ich auch Ihren Männern eine angemessene Belohnung gebe, Sharpe«, hatte Moon gesagt und Sharpe ein paar Münzen in die Hand gedrückt, »aber ich gebe das mit Freuden. Sie sind wahrlich ein tapferer Mann, Sharpe.«
»Und sie ein glücklicher, Sir. Ihre Frau ist wirklich wunderschön.«
»Danke sehr, Sharpe«, hatte der Brigadier gesagt. »Danke sehr.« Er hatte sich beim Sturz mit der Kutsche noch einmal das Bein gebrochen, also würde er noch ein paar Tage länger in Cadiz bleiben müssen. Doch Sharpe und seine Männer durften die Stadt verlassen. Und so segelten sie nun nach Portugal, nach Lissabon und zu der Armee, zu den Männern des South Essex und zu der Leichten Kompanie. Sie segelten nach Hause.
HISTORISCHE ANMERKUNG
Ich würde es hassen, glauben zu müssen, dass Sergeant Mastersons glorreiche Tat, die Eroberung des Adlers des 8. Linienregiments, in irgendeiner Weise nur mit Sharpes Hilfe möglich gewesen ist. Das war einzig und allein das Verdienst von Masterson und Ensign Keogh, und der arme Keogh ist bei dem Versuch gestorben. Ihr Adler war der erste, den die Briten bei den Kämpfen auf der Iberischen Halbinsel erbeutet haben (und das trotz Sharpes Trophäe ), und Masterson wurde dafür in den Offiziersstand erhoben. Einem weiteren Mitglied der Familie Masterson, einem Nachkommen, wurde später das Victoriakreuz für seine Tapferkeit bei Ladysmith verliehen. Mastersons Name wird manchmal Masterman geschrieben (tatsächlich habe ich beide Schreibweisen schon auf ein und derselben Seite gesehen), aber Masterson scheint die korrekte zu sein. Für gewöhnlich wird er wie folgt zitiert: »Bei Gott, Jungs, ich habe mir ihren Kuckkuck geschnappt.« Und das hatte er auch.
Der Colonel des 8. französischen Linieninfanterieregiments war Colonel Autie, und er ist bei Barrosa gefallen. Ich wollte einen echten Mann, der heldenhaft gestorben ist, jedoch nicht zu meinem fiktionalen Schurken machen, also habe ich dem 8. stattdessen Vandal gegeben. Sous-Lieutenant Guillemain war tatsächlich der Standartenträger, und er ist bei der Verteidigung des Adlers gefallen. Nach der Schlacht wurde der Adler nach London gebracht und mit großem Trara dem Prinzregenten präsentiert. Anschließend kam er in das Royal Hospital in Chelsea, wo er 1852 gestohlen wurde. Die Stange ist immer noch da, doch den Adler hat man nie wiedergefunden.
Sir Thomas Graham war einer der liebenswertesten Generäle in den Kriegen auf der Iberischen Halbinsel. Seine Lebensgeschichte, wie sie in Sharpes Zorn erzählt wird, ist wahr. Bis die Franzosen seine tote Frau beleidigt haben, war er ein Sympathisant Frankreichs und seiner Revolution, doch dann war er so von dem Bösen überzeugt, das sich
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