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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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spricht. Er soll für mich übersetzen. Aber sagen Sie ihm, er soll sich vorher ein wenig sauber machen.« Dann war Sharpe mit einem Nicken entlassen. Er ging auf die Terrasse hinaus, durch eine Gasse über den Hof des Stalls und zu einer weiß getünchten Küche, wo Schinken unter der Decke hing und es nach Holzfeuer, Käse und Brot roch. Über der Kochstelle, wo zwei Köchinnen eifrig an dem verrußten Herd arbeiteten, hing ein Kreuz, und eine dritte Frau knetete Teig auf einem langen, blank geschrubbten Tisch.
    Harper grinste Sharpe an und deutete auf den Käse, den Schinken und zwei dickbäuchige Weinfässer. »Sir, hier sollte man nicht glauben, dass wir Krieg haben.«
    »Du hast etwas vergessen, Pat.«
    »Und was wäre das, Sir?«
    »Nur einen halben Tagesmarsch entfernt steht ein ganzes Regiment französischer Infanterie.«
    »Das stimmt wohl«, seufzte Harper.
    Sharpe ging geradewegs zu den Fässern und riss eines davon auf. »Ihr kennt die Regeln«, wandte er sich an die Soldaten, die ihm zuschauten. »Sollte sich einer von euch betrinken, werde ich dafür sorgen, dass er sich wünscht, nie geboren worden zu sein.« Eigentlich, dachte Sharpe, hätte er die Fässer einfach rausschaffen und zerschlagen sollen, doch wenn seine Männer sich wirklich betrinken wollten, dann würden sie in einem so großen Haus auch etwas dafür finden. Nicht umsonst hieß es von britischen Soldaten: Setz sie in der Wildnis aus, und es dauert nicht lange, dann haben sie eine Schänke gefunden . »Wir werden vielleicht schnell von hier verschwinden müssen«, erklärte Sharpe. »Deshalb will ich nicht, dass ihr euch besauft. Ich verspreche euch: Wenn wir wieder in Lissabon sind, werde ich euch so mit Rum abfüllen, dass ihr eine Woche lang nicht stehen könnt. Aber heute, Jungs, heute bleibt ihr nüchtern.«
    Die Männer nickten, und Sharpe warf sich das Gewehr über die Schulter. »Ich werde Wache halten, bis ihr gegessen habt«, sagte er zu Harper, »dann wirst du mit zwei anderen mich ablösen. Hast du den alten Burgturm gesehen?«
    »Der war schwer zu übersehen, Sir.«
    »Da will ich hin. Und Harris? Du sollst für den Brigadier dolmetschen.«
    Harris schauderte. »Muss ich, Sir?«
    »Ja, du musst, verdammt! Und wasch dich vorher.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und Harris«, warf Sergeant Harper ein.
    »Sergeant?«
    »Vergiss nicht, seiner Lordschaft zu sagen, wenn wir Kerle Unfug planen.«
    »Das werde ich, Sergeant, versprochen.«
    Sharpe ging zu dem Turm am östlichen Ende des Hofs und stieg zu den Zinnen hinauf. Hier, gut vierzig Fuß über dem Boden, hatte er einen hervorragenden Blick auf die Straße, die entlang des kleineren Flusses in Richtung Osten führte. Das war die Straße, über die die Franzosen kommen würden. Aber würden sie überhaupt kommen? Sie wussten, dass eine Hand voll Briten am spanischen Ufer gestrandet war, aber würden sie sich auch die Mühe machen, sie zu verfolgen? Vielleicht würden sie ja nur ein paar Furagiere schicken. In jedem Fall war offensichtlich, dass diesem großen Haus die üblichen französischen Grausamkeiten erspart worden waren, und das lag ohne Zweifel daran, dass es sich bei der Marquesa um eine Afrancesada handelte, und das wiederum hieß, dass sie die französischen Garnisonen mit Proviant versorgt haben musste. Aber hatten die Franzosen deshalb auch darauf verzichtet, die Stadt zu plündern? Und falls ja, gab es dort ein Boot? Sollte dem so sein, dann würden sie den Fluss überqueren können, sobald ein Arzt sich den Brigadier angesehen hatte – falls es hier denn einen Arzt gab. Aber was, wenn sie erst einmal über den Fluss waren?
    Die Truppen des Brigadiers hatten Fort Joseph in die Luft gejagt und zogen sich nach Westen zurück, zum Tajo, und solange Moon ein gebrochenes Bein hatte, würden sie sie nicht einholen können. Sharpe dachte kurz darüber nach, kam dann jedoch zu dem Schluss, dass das nicht sein Problem war. Brigadier Moon war der befehlshabende Offizier, und Sharpe musste nur auf seine Befehle warten. Jetzt würde er seine Männer erst einmal Krücken für den Brigadier machen lassen.
    Sharpe schaute nach Osten. Die Hänge des Tals waren voller Weinberge. Nach wie vor arbeiteten ein paar Männer dort an der Terrassenmauer. Ein Reiter trabte gelassen in Richtung Osten, und ein Kind trieb zwei Ziegen die Straße hinunter. Ansonsten war alles ruhig mit Ausnahme eines Falken hoch oben am wolkenlosen Himmel. Es war zwar noch immer Winter, doch die Sonne hatte schon

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