Sharpes Zorn (German Edition)
Sharpe, und meinen Befehl befolgen.«
Also hielt Sharpe den Mund, während sie den Hügel hinabstiegen, durch die oberen Rebstöcke marschierten und dann im Schatten eines Olivenhains. Sie hoben die Trage des Brigadiers über eine niedrige Steinmauer und näherten sich dem Haus durch einen weitläufigen Park voller Zypressen, Orangenbäumen und brachliegender Blumenbeete. Es gab auch einen großen Teich mit braunem Laub auf der Oberfläche sowie einen von Statuen gesäumten Weg. Die Statuen stellten allesamt Heilige dar, die sich in Todesqualen wanden. Sebastian klammerte sich an einen Pfeil, der aus seiner Brust ragte, Agnes starrte trotz des Schwertes in ihrer Kehle in ehrfurchtsvollem Ernst gen Himmel, und neben ihr hing Petrus kopfüber am Kreuz. Es gab dort Männer, die verbrannt wurden, Frauen, denen man die Eingeweide herausriss, und alle waren sie in weißem Marmor voller Flechten und Vogelkot verewigt. Die zerlumpten Soldaten starrten die Figuren mit großen Augen an, und die Katholiken unter ihnen bekreuzigten sich, während Sharpe nach Lebenszeichen im Haus Ausschau hielt. Die Fenster waren nach wie vor verschlossen, doch noch immer kam Rauch aus einem Kamin, und dann, plötzlich, wurde die Tür zur Terrasse aufgestoßen, und ein ganz in Schwarz gekleideter Mann trat ins Sonnenlicht heraus und wartete, als hätte er sie erwartet. »Wir sollten besser den Anstand wahren«, sagte Moon.
»Sir?« Sharpe schaute ihn fragend an.
»Grundgütiger, Sharpe, hier leben Edelleute! Die wollen keine einfachen Soldaten in ihrem Salon. Wir beide können reingehen, doch die Männer werden mit den Dienstbotenquartieren vorlieb nehmen müssen.«
»Dann sollen sie Ihre Trage also draußen abstellen, ja, Sir?«, fragte Sharpe im Unschuldston und glaubte Harpers leises Schnauben zu hören.
»Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Sharpe«, erwiderte der Brigadier. »Natürlich können sie mich zuerst hineintragen.«
»Jawohl, Sir.«
Sharpe ließ die Männer auf der Terrasse zurück und begleitete den Brigadier in einen riesigen Raum voller dunkler Möbel und düsterer Bilder, von denen die meisten den Tod von Märtyrern zeigten. Auch hier wurden wieder Heilige verbrannt oder schauten verzückt gen Himmel, während Soldaten sie in Stücke hackten, und über dem Kamin hing ein lebensgroßes Bild der Kreuzigung. Der bleiche Leib Christi war voller Blut, und hinter ihm braute sich ein furchtbarer Sturm zusammen. Am anderen Ende des Raums hing ein fast schwarzes Holzkreuz, und darunter stand ein Privataltar, auf dem ein Säbel zwischen zwei Kerzen lag.
Der Mann, der sie begrüßt hatte, war ein Diener, und nun informierte er den Brigadier, dass sich die Marquesa schon bald zu ihnen gesellen würde. Ob die Gäste irgendetwas brauchen würden, erkundigte er sich. Sharpe übersetzte so gut es ging und sprach hauptsächlich Portugiesisch, aber auch ein wenig Spanisch mit dem Diener. »Sagen Sie ihm, dass ich ein Frühstück brauche«, befahl der Brigadier, »und einen Arzt.«
Sharpe gab die Bitte weiter, dann fügte er hinzu, dass auch seine Männer Wasser und Proviant benötigten. Der Diener verneigte sich und sagte, er würde die Soldaten in die Küche führen. Schließlich ließ er Sharpe mit Moon allein, der inzwischen auf einer Couch lag. »Das ist ein verdammt unbequemes Stück Möbel«, beschwerte sich der Brigadier. Er verzog das Gesicht ob der Schmerzen in seinem Bein und schaute sich dann die Gemälde an. »Wie können Menschen nur in dieser Düsternis leben?«
»Ich nehme an, sie sind sehr fromm, Sir.«
»Wir sind alle fromm, Mann, aber das heißt noch lange nicht, dass man sich Bilder von Folter an die Wand hängen muss. Grundgütiger! An Landschaftsbildern oder Familienporträts ist doch nichts falsch. Hat er gesagt, hier gebe es eine Marquesa?«
»Ja, Sir.«
»Nun, dann wollen wir nur hoffen, dass sie angenehmer fürs Auge ist als ihre Bilder.«
»Ich denke, ich sollte mal nachsehen, ob die Männer gut versorgt sind, Sir«, sagte Sharpe.
»Gute Idee«, erwiderte Moon. Durch seinen Tonfall gab er zu verstehen, dass er glaubte, auch Sharpe sei bei den Dienern besser aufgehoben. »Und lassen Sie sich ruhig Zeit, Sharpe. Hat dieser Kerl verstanden, dass ich einen Arzt benötige?«
»Ja, das hat er, Sir.«
»Und Essen?«
»Auch das weiß er, Sir.«
»Ich bete zu Gott, dass er beides noch vor Sonnenuntergang heranschaffen kann. Oh, und Sharpe? Schicken Sie mir diesen klugen Kerl, der, der all die Sprachen
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