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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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irgendjemand ihren Herrn störte.
    Der größere Mann – und er war wirklich groß – trug die Uniform eines spanischen Admirals: weiße Seidenstrümpfe, eine rote Kniebundhose, eine rote Schärpe und ein dunkelblauer Schwalbenschwanz mit reich verziertem rotem Kragen und goldener Spitze. Sein Degen steckte in einer Scheide aus schwarzer Fischhaut und hatte ein Heft aus Gold. Sein Gesicht war abgehärmt, aber auch arrogant. Es war ein Gesicht, das von Schmerz und Enttäuschung geprägt war. Dem Admiral fehlte der linke Unterschenkel. Stattdessen hatte er eine Prothese aus Ebenholz, und ein Stock mit goldenem Knauf half ihm beim Gehen.
    Sein Begleiter war Padre Salvador Montseny. Der Priester trug eine Soutane und ein silbernes Kruzifix auf der Brust. Nach der Schlacht von Trafalgar war der Admiral mit Montseny in englischer Gefangenschaft gewesen, und manchmal, wenn sie nicht wollten, dass andere sie verstanden, sprachen sie Englisch miteinander. Heute jedoch nicht. »Dann hat das Mädchen Ihnen also gebeichtet, ja?«, fragte der Admiral amüsiert.
    »Sie beichtet einmal im Jahr«, erklärte Montseny, »am Feiertag ihrer Namenspatronin, am 13. Januar.«
    »Sie heißt Veronica?«
    »Caterina Veronica Blazquez«, sagte Montseny, »und Gott hat sie zu mir geführt. An jenem Tag nahmen noch sieben andere Priester in der Kathedrale die Beichte ab, doch sie kam zu mir.«
    »Und jetzt haben Sie also ihren Zuhälter umgebracht und dann den Engländer und seine Diener. Ich vertraue darauf, dass Gott Ihnen das vergeben wird, Padre.«
    Montseny hatte keinerlei Zweifel, was das betraf. »Was Gott will, Exzellenz, ist ein heiliges und mächtiges Spanien. Er will, dass unsere Flagge in ganz Südamerika weht. Er will einen katholischen König in Madrid, und er will, dass seine Herrlichkeit sich in unserem Volk widerspiegelt. Ich tue Gottes Werk.«
    »Und Sie genießen das?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte der Admiral und blieb dann kurz neben einer Kanone stehen, die auf die Bucht gerichtet war. »Ich brauche mehr Geld.«
    »Und das werden Sie auch bekommen, Exzellenz.«
    »Geld …« Der Admiral spie das Wort förmlich aus. Er war der Marqués de Cardenas und als solcher mit Geld geboren, und Zeit seines Lebens hatte er noch mehr davon gemacht, doch Geld konnte man nie genug haben. Er klopfte mit der Stockspitze auf die Kanone. »Ich brauche Geld für Bestechungen«, erklärte er mürrisch, »denn diese Männer haben keinen Mut. Sie sind Advokaten, Padre, Advokaten und Politiker. Sie sind Abschaum.« Der Abschaum, von dem der Admiral sprach, waren die Abgeordneten der Cortes, der spanischen Ständeversammlung, die nun in Cadiz zusammengekommen war, um eine neue Verfassung für Spanien zu entwerfen. Einige von ihnen, die Liberales , wollten, dass Spanien von der Cortes regiert wurde. In ihrem Spanien sollten die Bürger selbst über ihr Schicksal bestimmen können. Diese Männer sprachen von Freiheit und Demokratie, und der Admiral hasste sie. Er wollte ein Spanien, wie es früher gewesen war, ein Spanien, das von einem König und der Kirche geführt wurde, ein Spanien zum Ruhme Gottes. Er wollte ein Spanien, das frei war von Fremden, ein Spanien ohne Franzosen und ohne Briten, und um das zu bekommen, musste er Abgeordnete der Cortes bestechen und dem französischen Kaiser ein Angebot unterbreiten. Verlasst Spanien , würde es in dem Angebot heißen, und wir werden euch in Portugal gegen die Briten helfen. Der Admiral wusste, dass die Franzosen dieses Angebot annehmen würden, denn Napoleon war verzweifelt. In den Augen der Welt sah es so aus, als hätten die Franzosen gewonnen. Sie hatten Madrid besetzt und Sevilla eingenommen, sodass sich die spanische Regierung nur noch an die Landspitze von Cadiz klammern konnte. Doch um Spanien zu halten, mussten Hunderttausende von Franzosen in Festungen stationiert werden, und wann immer diese Männer die schützenden Mauern verließen, wurden sie von Guerilleros angegriffen. Wenn es Napoleon gelang, mit einer ihm freundlich gesinnten spanischen Regierung Frieden zu schließen, dann konnte er diese Garnisonen anderswo einsetzen.
    »Wie viel Geld brauchen Sie?«, fragte Montseny.
    »Mit tausend Guineas«, antwortete der Admiral, »kann ich die Cortes kaufen.« Er beobachtete, wie eine britische Fregatte die lange Mole hinunterfuhr, die den Hafen von Cadiz vor dem offenen Atlantik schützte. Angewidert sah er die große Flagge am Heck des Schiffes. Er hatte gesehen, wie Nelsons Schiffe am Kap von

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