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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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leichten Wind kleine Wellen schlug. Sharpe lag bewusstlos in der Bilge, den Kopf in blutige Verbände gehüllt, und der Brigadier saß am Heck, das Bein geschient und die Hände am Ruder, und er fragte sich, was er nun tun sollte. Als es schließlich wieder dämmerte, trieben sie zwischen den Hügeln hindurch, und nirgends war ein Haus zu sehen. Reiher stakten am Ufer umher. »Er braucht einen Arzt, Sir«, sagte Harper, und der Brigadier hörte den Schmerz in der Stimme des Iren. »Er stirbt, Sir.«
    »Er atmet doch noch, oder?«, erwiderte der Brigadier.
    »Ja, Sir«, antwortete Harper, »aber er braucht trotzdem einen Arzt, Sir.«
    »Grundgütiger, Mann, ich kann doch keinen herbeizaubern! Und mitten in der Wildnis werden wir wohl keinen finden, oder?« Der Brigadier hatte Schmerzen, und deshalb klang die Aussage härter, als sie beabsichtigt war. Er sah einen Hauch von Feindseligkeit in Harpers Augen, und das machte ihm Angst. Sir Barnaby Moon betrachtete sich selbst als guten Offizier, aber es war ihm schon immer unangenehm gewesen, wenn er es mit einfachen Soldaten zu tun hatte. »Sobald wir eine Stadt erreichen«, sagte er in dem Versuch, den riesenhaften Sergeant zu beruhigen, »werden wir einen Arzt suchen.«
    »Jawohl, Sir, danke, Sir.«
    Und der Brigadier hoffte, dass die nächste Stadt nicht allzu weit entfernt war. Sie benötigten Proviant, und auch er brauchte einen Arzt, der sich sein verletztes Bein anschauen konnte, denn es pochte wie der Teufel. »Rudert!«, fauchte er die Männer an, doch sie waren wirklich schlecht. Die bemalten Riemen schlugen mit jedem Zug aneinander, und je kräftiger die Männer ruderten, desto langsamer schienen sie voranzukommen, und schließlich erkannte der Brigadier, dass sie gegen die hereinkommende Flut ankämpften. Zwar waren sie noch mehrere Meilen vom Meer entfernt, dennoch spürten sie die Flut, und nirgends war eine Stadt oder auch nur ein Dorf zu sehen.
    »Euer Gnaden!«, rief Sergeant Noolan vom Bug. An einer Biegung des breiten Flusses war ein Boot erschienen. Es war ein Ruderboot, ungefähr genauso groß wie Moons, und es war vollgepackt mit Männern, die offenbar mit den Riemen umzugehen wussten, während andere mit Musketen bewaffnet waren.
    Moon steuerte auf das portugiesische Ufer zu.
    »Rudert!«, brüllte er und fluchte, als sich die Riemen wieder verfingen. »Grundgütiger!«, fluchte er, denn das fremde Boot kam rasch näher. Es wurde gekonnt gerudert und fuhr mit der Flut, und Brigadier Moon fluchte ein zweites Mal. Doch dann stand im Bug des fremden Bootes jemand auf und rief etwas.
    Der Ruf war auf Englisch. Der Offizier, der das fremde Boot befehligte, trug Navy-Blau und patrouillierte mit seiner Schaluppe in der Mündung des Guadiana. Das war ihre Rettung.
    Sharpe wurde auf die Schaluppe gewuchtet. Alle bekamen etwas zu essen, und schließlich brachte man sie aufs Meer hinaus und zur HMS Thornside , einer Fregatte mit sechsunddreißig Geschützen. Sharpe bekam jedoch nichts davon mit. Er kannte nur Schmerz.
    Schmerz und Dunkelheit und ein Knarren, sodass Sharpe träumte, er sei wieder auf der HMS Pucelle und auf der endlosen Fahrt über den Indischen Ozean, zusammen mit Lady Grace, und im Delirium war er wieder glücklich. Doch immer wieder wachte er halb auf, und dann wusste er wieder, dass Lady Grace tot war, und er hätte am liebsten geweint. Das Knarren verstummte jedoch nicht. Die Welt schaukelte, und da waren Schmerz und Dunkelheit und ein plötzlicher greller Blitz, dann wieder Dunkelheit.
    »Ich glaube, er hat geblinzelt«, sagte eine Stimme.
    Sharpe öffnete die Augen, und er hatte das Gefühl, als hätte er glühende Kohlen im Kopf. »Heiliger Herr Jesus«, zischte er.
    »Nein, ich bin es nur, Sir. Patrick Harper, Sir.« Der Sergeant ragte über ihm auf. Über sich sah Sharpe eine Holzdecke, und Sonnenlicht fiel durch ein kleines Gitter. Er schloss die Augen wieder. »Sind Sie noch da, Sir?«, fragte Harper.
    »Wo bin ich?«
    »Auf der HMS Thornside , Sir. Das ist eine Fregatte, Sir.«
    »Heiliger Herr Jesus«, stöhnte Sharpe erneut.
    »Ja, der hat in den letzten anderthalb Tagen auch so manches Gebet gehört, ja, das hat er.«
    »Hier«, sagte eine andere Stimme, und eine Hand griff Sharpe unter die Schulter, um ihn hochzuheben. Ein stechender Schmerz schoss durch seinen Kopf, und er schnappte unwillkürlich nach Luft. »Trinken Sie das«, sagte die Stimme.
    Die Flüssigkeit schmeckte bitter, und Sharpe wäre fast daran erstickt, doch

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