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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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böse Stadt. Warum hast du meinen Gärtner angegriffen?«
    »Weil er mich zuerst angegriffen hat, Ma’am.«
    »Er sagt, das stimmt nicht.«
    »Wenn wir in einer zivilisierten Welt leben würden, Ma’am, dann wäre das Wort eines Offiziers mehr wert als das eines Dieners.«
    »Du unverschämter Hundesohn! Ich füttere euch, gebe euch ein Dach über dem Kopf, und ihr zahlt mir das mit Barbarei und Lügen wieder zurück. Und jetzt wollt ihr auch noch das Boot meines Sohnes stehlen?«
    »Nicht stehlen, leihen, Ma’am.«
    »Das geht nicht«, schnappte sie. »Es gehört meinem Sohn.«
    »Ist er denn hier, Ma’am?«
    »Nein, das ist er nicht, und das solltet ihr auch nicht sein. Ihr werdet wieder wegmarschieren, sobald der Arzt sich euren Brigadier angesehen hat. Ihr dürft die Krücken haben, sonst nichts.«
    »Jawohl, Ma’am.«
    »Jawohl, Ma’am«, äffte die Alte ihn nach. »Wie unterwürfig.« Tief im Haus ertönte eine Glocke, und die Frau wandte sich ab. »El medico«, murmelte sie.
    In diesem Augenblick kam Private Geoghegan aus dem Küchengarten gelaufen. »Sir«, keuchte er, »da sind Männer.«
    »Männer? Wo?«
    »Am Bootshaus, Sir. Ein Dutzend. Und alle haben sie Musketen. Ich glaube, sie sind aus der Stadt gekommen, Sir. Sergeant Noolan hat mir befohlen, Sie zu fragen, was wir tun sollen, Sir.«
    »Sie bewachen das Boot?«
    »Das ist es ja, Sir, genau das tun sie. Sie verweigern uns den Zutritt zum Bootshaus, Sir. Einfach so – was zum Teufel war das denn?«
    Der Brigadier hatte plötzlich im Haus geschrien, vermutlich als der Arzt sich die improvisierte Schiene angeschaut hatte. »Sag Sergeant Noolan, dass er nichts tun soll«, befahl Sharpe. »Beobachtet die Männer einfach und stellt sicher, dass sie das Boot nicht wegbringen.«
    »Jawohl, Sir – und wenn sie es doch versuchen?«
    »Dann haltet ihr sie davon ab, verdammt noch mal. Pflanzt die Schwerter auf und …« Er hielt kurz inne und erinnerte sich daran, dass nur die Riflemen Schwertbajonette hatten. »Pflanzt die Bajonette auf und marschiert langsam auf sie zu. Zielt mit den Bajonetten auf ihre Eier, dann rennen sie schon.«
    »Aye, Sir, jawohl, Sir.« Geoghegan grinste. »Aber sollen wir sonst wirklich nichts tun, Sir?«
    »Das ist für gewöhnlich das Beste.«
    »Oh, der arme Mann!« Geoghegan schaute zur Tür. »Dabei wäre alles in Ordnung gewesen, wenn er es nur in Ruhe gelassen hätte. Danke, Sir.«
    Sharpe fluchte leise vor sich hin, nachdem Geoghegan gegangen war. Als er das Boot entdeckt hatte, war alles so einfach gewesen, doch er hätte wissen müssen, dass das zu schön gewesen war, um wahr zu sein. Und wenn die Marquesa Männer aus der Stadt gerufen hatte, dann bestand die Gefahr eines Blutvergießens. Sharpe hegte zwar keine Zweifel daran, dass seine Soldaten mit den braven Bürgern fertig werden würden, aber er befürchtete, dass auch er zwei, drei Verluste zu beklagen haben würde. »Verdammte Scheiße«, sagte er laut, und weil er nichts anderes zu tun hatte, kehrte er in die Küche zurück und weckte Harris, der am Tisch eingeschlafen war. »Halt vor dem Zimmer des Brigadiers Wache«, befahl er ihm, »und lass es mich wissen, sobald der Arzt fertig ist.«
    Sharpe stieg den Turm hinauf, wo Harper noch immer Wache hielt. »Es rührt sich nichts, Sir«, berichtete Harper, »außer dass ich glaube, vor einer halben Stunde einen Reiter gesehen zu haben.« Er deutete nach Norden. »Aber jetzt ist er weg.«
    »Ich glaube, das Gleiche gesehen zu haben.«
    »Jetzt ist er jedenfalls nicht mehr da, Sir.«
    »Wir warten nur noch darauf, dass der Arzt mit dem Brigadier fertig ist«, sagte Sharpe, »dann ziehen wir los.« Er sagte nichts von den Männern, die das Bootshaus bewachten. Um die würde er sich schon kümmern, wenn die Zeit gekommen war. »Das ist wirklich eine sauertöpfische alte Hexe, die hier lebt«, bemerkte er.
    »Die Marquesa?«
    »Ein verschrumpeltes altes Weib. Sie hat mich geschlagen, verdammt!«
    »Dann hat sie ja doch was Gutes.« Harper grinste, doch als Sharpe ihn anfunkelte, fuhr er rasch fort: »Aber es ist schon komisch, dass die Froschfresser diesen Ort nicht heimgesucht haben, nicht wahr? Ich meine, hier gibt es genug Proviant für ein ganzes Bataillon! Und ihre Furagiere müssen den Ort doch schon vor Monaten entdeckt haben.«
    »Sie hat ihren Frieden mit den verdammten Froschfressern gemacht«, sagte Sharpe. »Vermutlich verkauft sie ihnen Proviant, und sie lassen sie in Ruhe. In jedem Fall ist sie nicht

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