Sharpes Zorn (German Edition)
auf unserer Seite. Sie hasst uns.«
»Ob sie uns wohl an die Frösche verraten hat?«
»Genau darüber mache ich mir auch Gedanken«, erwiderte Sharpe. »Vielleicht hat sie es ihnen ja erzählt, schlicht, weil sie ein böses altes Weib ist.« Er schaute zur Straße. Irgendetwas fühlte sich falsch an. Es war viel zu friedlich. Vielleicht, dachte er, war es ja die Tatsache, dass die Marquesa versuchte, das Boot zu beschützen, was ihn so sehr beunruhigte, und der Gedanke an das Boot wiederum erinnerte ihn daran, was Sergeant Noolan an diesem Morgen zu Brigadier Moon gesagt hatte. Die Franzosen hatten den Fluss überquert. Entweder war es ihnen gelungen, aus den Resten der Pontons ein schwimmfähiges Boot zu bergen, oder aber sie hatten ein Boot in Fort Josephine gehabt. Aber wenn die Franzosen ein Boot hatten, egal woher, dann war die Straße nicht ihr einziger Weg hierher. »Verdammt«, knurrte er leise.
»Was ist, Sir?«
»Sie kommen den Fluss herunter.«
»Da ist der Kerl wieder«, sagte Slattery und deutete auf den Hügel im Norden, wo erneut der Reiter erschienen war. Der Mann hatte sich in den Steigbügeln aufgestellt und winkte mit den Armen.
»Wir gehen«, befahl Sharpe.
Der Reiter musste sie den ganzen Tag über beobachtet haben, doch das war nicht seine alleinige Aufgabe gewesen. Er sollte Colonel Vandal auch Bescheid geben, wenn seine Truppen auf dem Fluss sich dem Haus näherten. Dann würde der Rest des 8. vorrücken. Wir sitzen in der Falle , dachte Sharpe. Ein paar Franzosen kamen per Boot, andere über die Straße, und sie saßen mitten zwischen ihnen. Sharpe rannte die brüchige Treppe hinab und rief nach seinen Männern, die sich gerade an der Küche sammelten, um zum Fluss hinunterzugehen. »Wir werden den Brigadier holen!«, befahl er Harper.
Die Marquesa war im Zimmer des Brigadiers und schaute zu, wie der Arzt eine Bandage um die neue Schiene wickelte, mit der er Geoghegans Provisorium ersetzt hatte. Sie sah die Sorge auf Sharpes Gesicht und gackerte. »Die Franzosen kommen also«, verspottete sie ihn. »Die Franzosen kommen.«
»Wir gehen, Sir«, sagte Sharpe zu Moon und ignorierte die Frau.
»Kann er das nicht noch eben zu Ende machen?« Der Brigadier deutete auf den halbfertigen Verband.
»Wir gehen!«, beharrte Sharpe. »Sergeant!«
Harper stieß den Arzt beiseite und hob den Brigadier in die Höhe. »Mein Degen!«, protestierte der Brigadier. »Die Krücken!«
»Raus!«, befahl Sharpe.
»Mein Degen!«
»Die Franzosen kommen!«, spottete die Marquesa.
»Sie haben nach ihnen geschickt, Sie sauertöpfische alte Hexe«, sagte Sharpe. Er war versucht, ihr das böswillige Gesicht einzuschlagen, doch stattdessen ging er raus, wo Harper Moon ohne viel Federlesen einfach in die Schubkarre setzte.
»Mein Degen!«, flehte der Brigadier.
»Slattery, die Schubkarre«, sagte Sharpe. »Pat, das Salvengewehr.« Die siebenläufige Waffe würde den Männern, die das Boot bewachten, mehr Angst einjagen als sonst irgendwas. »Beeilung!«, brüllte er.
Moon beschwerte sich weiter über seinen verlorenen Degen, doch Sharpe hatte keine Zeit mehr für den Mann. Er lief mit Harper durch die Büsche voraus in den Küchengarten. Von dort konnte er die bewaffneten Bürger vor dem Bootshaus sehen. »Sergeant Noolan!«
»Sir!« Das war Harris. »Da, Sir!«
Verdammt! Zwei Pontons voller Franzosen trieben den Fluss herunter. »Nimm sie unter Beschuss, Harris! Sergeant Noolan!«
»Sir?«
»Vorwärts marsch!« Sharpe schloss sich der kleinen Linie der Männer aus Connaught an. Die bewaffneten Bürger waren in der Überzahl, doch die Rotröcke hatten Bajonette, und Harper hatte sich mit seinem Salvengewehr zu ihnen gesellt. Gewehre feuerten vom Ufer, und französische Musketen antworteten ihnen von den Pontons. Eine Kugel schlug in das Dach des Bootshauses ein, und die Bürger zuckten unwillkürlich zusammen. »Vàyase«, rief Sharpe und hoffte, dass sein Spanisch verständlich war, »yo le mataré.«
»Was heißt das, Sir?«, fragte Sergeant Noolan.
»Geht weg, oder wir töten euch.«
Eine weitere französische Kugel schlug in das Bootshaus ein, und das, vielleicht noch mehr als die Bajonette, raubte den Zivilisten den letzten Rest Mut. Sie flohen, und Sharpe seufzte erleichtert. Slattery kam an. Er schob den Brigadier vor sich her. Sharpe öffnete die Tür des Bootshauses. »Schaff den Brigadier ins Boot!«, befahl er Slattery, dann lief er zu der Stelle, wo Harris und die anderen Riflemen am Ufer
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