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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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erwiderte Sharpe.
    »Ich erzähle Ihnen das, weil Sie wie ich sind, Sharpe. Sie sind durch die Klüse nach oben gekommen. Mich hat man ursprünglich zum Dienst gepresst. Ich war fünfzehn und habe acht Jahre lang vor Dawlish Makrelen gefangen. Das war vor dreißig Jahren. Ich konnte weder lesen noch schreiben oder einen Sextanten von einem Arschloch unterscheiden, doch jetzt bin ich Kapitän.«
    »Durch die Klüse«, sagte Sharpe. Ihm gefiel der Navy-Ausdruck für einen Mann, der vom einfachen Soldaten zum Offizier aufgestiegen war. »Aber sie lassen einen das nie vergessen, stimmt’s?«
    »In der Navy ist es nicht ganz so schlimm«, knurrte Pullifer. »Hier schätzt man seemännisches Können mehr als eine hohe Geburt. Aber in dreißig Jahren auf See lernt man das eine oder andere über die Menschen, und ich habe so eine Ahnung, dass Ihr Sergeant die Wahrheit sagen könnte.«
    »Da können Sie Gift drauf nehmen«, erklärte Sharpe erregt.
    »Ich will Sie einfach nur warnen, das ist alles. An Ihrer Stelle würde ich einen eigenen Bericht verfassen und das Wasser ein wenig trüben.« Pullifer schaute zu den Segeln hinauf, fand nichts zu kritisieren und zuckte mit den Schultern. »Wir müssen mit Mörserfeuer rechnen, wenn wir in Cadiz einfahren, aber bis jetzt haben sie uns noch nicht getroffen.«
    Am Nachmittag flaute der Westwind ab, und die Thornside wurde langsamer. Am Horizont konnte man Cadiz erkennen, und es schien, als würden die schimmernden weißen Türme der Stadt auf dem Wasser schwimmen. Bei Sonnenuntergang war der Wind nur noch ein laues Lüftchen, das die Segel der Fregatte nur ein wenig flattern ließ, doch Pullifer war es ohnehin lieber, erst am nächsten Morgen einzulaufen. Ein großes Handelsschiff lag viel näher an Land und ließ sich vom letzten Rest Wind langsam in den Hafen treiben. Pullifer beobachtete es durch ein großes Fernrohr. »Das ist die Santa Catalina «, verkündete er. »Wir haben sie vor einem Jahr vor den Azoren gesehen.« Er schob das Fernrohr wieder zusammen. »Ich hoffe, sie hat mehr Wind als wir, sonst wird sie es nie bis in den südlichen Teil des Hafens schaffen.«
    »Ist das wichtig?«, fragte Sharpe.
    »Die verdammten Froschfresser werden sie als Zielscheibe missbrauchen.«
    Offensichtlich hatte der Kapitän recht damit, denn kurz nach Einbruch der Nacht hörte Sharpe das dumpfe Geräusch schwerer Geschütze wie weit entfernten Donner. Das waren die französischen Mörser, die vom Festland aus feuerten, und Sharpe beobachtete das grelle Mündungsfeuer vom Vorderdeck der Thornside aus. Jeder Schuss war wie ein Blitz, in dessen Licht man einen Herzschlag lang die Küstenlinie sehen konnte. Doch kurz darauf wurde das Licht schon wieder von dem Rauch geschluckt, der unter den Sternen hing. Ein Seemann spielte eine traurige Melodie auf der Fidel, und schwacher Laternenschein fiel aus dem Gang achtern, an dessen Ende der Brigadier mit dem Kapitän wieder zu Abend speiste. »Hat man Sie nicht eingeladen, Sir?«, fragte Harper. Sharpes Riflemen und die Connaught Ranger hatten es sich um einen Neunpfünder herum im Vorschiff bequem gemacht.
    »Doch, man hat mich eingeladen«, antwortete Sharpe, »aber der Kapitän nahm an, dass ich lieber in der Offiziersmesse essen würde.«
    »Die haben einen Plumpudding da«, bemerkte Harper.
    »Und der war gut«, fügte Harris hinzu. »Verdammt gut sogar.«
    »Wir hatten das Gleiche.«
    »Manchmal denke ich, ich wäre besser zur Navy gegangen«, bemerkte Harper.
    »Ach ja?« Sharpe war überrascht.
    »Plumpudding und Rum.«
    »Aber nicht viele Frauen.«
    »Das stimmt.«
    »Wie geht es Ihrem Kopf, Sir?«, erkundigte sich Hagman.
    »Er ist noch dran, Dan.«
    »Tut es sehr weh?«
    »Ja, es tut weh«, gab Sharpe zu.
    »Essig und Pergamentpapier«, sagte Hagman ernst. »Das hilft immer.«
    »Ich hatte da einen Onkel, der hat auch einmal einen Schlag auf den Kopf bekommen«, erzählte Harper. Der Ulsterman verfügte über einen schier endlosen Vorrat an Verwandten, denen die unterschiedlichsten Missgeschicke widerfahren waren. »Eine Mutterziege hat ihn auf die Hörner genommen, jawohl, das hat sie. Man hätte den Lough Crockatrillen mit seinem Blut füllen können. Himmel, es war überall. Meine Tante hat ihn für tot gehalten!«
    Sharpe wartete wie auch die Riflemen und Ranger. »Und? War er?«, fragte er nach einer Weile.
    »Himmel, nein! Er hat noch in derselben Nacht die Kühe gemolken, aber die arme Ziege war nie mehr dieselbe. Und? Was

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