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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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richtigen Platz zu setzen. »Und hier sind Sie nun«, fuhr McCann fort, »frisch und munter wie ein Fisch im Wasser. Und die gute Nachricht ist, dass sie tatsächlich noch ein Hirn haben.« Er sah Sharpes Verwirrung und er nickte eifrig. »Doch, doch, das haben Sie! Ehrlich! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Jetzt kann ich auch die hartnäckige Behauptung der Navy widerlegen, Landratten hätten nichts im Kopf. Ich werde einen entsprechenden Artikel für den Review schreiben. Ich werde berühmt! Gehirn bei einem Soldaten entdeckt!«
    Sharpe versuchte sich an einem Lächeln, um so zu tun, als wäre er amüsiert, doch außer einer Grimasse brachte er nichts zustande. Er berührte den Verband. »Wird der Schmerz auch wieder weggehen?«
    »Wir wissen so gut wie nichts über Kopfverletzungen«, antwortete McCann, »außer dass sie stark bluten, doch meiner professionellen Meinung nach, Mister Sharpe, werden Sie irgendwann entweder tot umfallen oder wieder genauso gesund sein wie zuvor.«
    »Das nenne ich mal einen Trost«, sagte Sharpe. Er setzte sich auf eine Kanone und schaute zu dem fernen Land unter den hoch hängenden Wolken hinaus. »Wann werden wir Lissabon erreichen?«
    »Lissabon? Wir segeln nach Cadiz!«
    »Cadiz?«
    »Das ist unser Zielhafen«, bestätigte McCann. »Aber Sie werden dort schon schnell genug ein Boot nach Lissabon finden. Ah! Kapitän Pullifer ist an Deck. Nehmen Sie Haltung an.«
    Der Kapitän war ein dünner Mann mit schmalem Gesicht und mürrischem Blick. Er ähnelte stark einer Vogelscheuche, und er war – wie Sharpe bemerkte – barfuß. Tatsächlich hätte Sharpe Pullifer für einen einfachen Seemann gehalten, wäre da nicht sein Mantel mit den mit Salz verkrusteten Tressen gewesen. Der Kapitän sprach kurz mit dem Brigadier, dann schlenderte er übers Deck und stellte sich Sharpe vor. »Ich freue mich, dass Sie wieder auf den Beinen sind«, sagte er in ernstem Ton und mit starkem Devon-Akzent.
    »Ich ebenfalls, Sir.«
    »Wir werden Sie bald in Cadiz haben, dann kann sich ein echter Arzt mal Ihren Kopf ansehen. McCann, wenn Sie meinen Kaffee klauen wollen, er steht auf dem Tisch in der Kabine.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte der Arzt. Die Beleidigung des Kapitäns schien McCann zu amüsieren, was hieß, dass Pullifer wohl doch nicht so grimmig war, wie es nach außen hin den Anschein hatte. »Können Sie gehen, Sharpe?«, erkundigte sich Pullifer in rauem Ton.
    »Es scheint mir recht gut zu gehen, Sir«, antwortete Sharpe, und Pullifer gab ihm mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er mit ihm ein Stück zum Heck gehen sollte. Moon schaute Sharpe hinterher, als der an ihm vorüberging.
    »Ich habe gestern Abend mit Ihrem Brigadier gegessen«, sagte Pullifer, als er mit Sharpe unter dem großen Besansegel alleine war. »Und heute Morgen habe ich mit Ihrem Sergeant gesprochen«, fuhr Pullifer fort. »Es ist schon seltsam, wie sehr sich Geschichten voneinander unterscheiden können, nicht wahr?«
    »Sich unterscheiden, Sir?«
    Pullifer, der bis jetzt ins Kielwasser der Thornside gestarrt hatte, drehte sich zu Sharpe um. »Moon sagt, das sei alles Ihre Schuld gewesen.«
    »Er sagt was ?« Sharpe glaubte, falsch gehört zu haben. In seinem Kopf pulsierte der Schmerz. Er versuchte, die Augen zu schließen, doch das half auch nicht, also machte er sie wieder auf.
    »Er sagt, Sie hätten den Befehl gehabt, eine Brücke in die Luft zu jagen, aber Sie hätten das Pulver unter dem Gepäck von Frauen versteckt, was gegen die Kriegsregeln verstößt, und dann hätten Sie sich auch noch über Gebühr Zeit gelassen. Die Franzosen hätten das dann ausgenutzt, und schließlich sei sein Pferd erschossen worden, er hat sich das Bein gebrochen, und seinen Degen hat er auch nicht mehr. Und der Degen war einer von Bennetts besten hat er gesagt.«
    Sharpe schwieg. Er starrte nur zu einem weißen Vogel empor, der über den Wellen kreiste.
    »Sie haben die Kriegsregeln gebrochen«, sagte Pullifer säuerlich, »aber soweit ich weiß, gibt es in einem verdammten Krieg nur eine Regel: gewinnen. Sie haben die Brücke doch zerstört, oder?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Aber Sie haben auch einen von Bennetts besten Degen verloren.« Pullifer klang amüsiert. »Also hat Ihr Brigadier mich heute Morgen um Feder und Papier gebeten und einen Bericht an Lord Wellington verfasst. Darin wird er Gift und Galle spucken, was Sie betrifft. Wundert es Sie nicht, warum ich Ihnen das erzähle?«
    »Ich bin froh, dass Sie das tun«,

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